Hackenholt 06 - Reichskleinodien
konnte das eigentlich nur eins bedeuten. Hackenholt sah die Beamtin gespannt an.
»Die Kollegen in Unterfranken suchen sie.« Mur hielt kurz inne. »Frau Veccios Fingerabdrücke wurden im Inneren von Felix Kurz’ Transporter gefunden.«
»Was?« Hackenholt sog scharf die Luft ein. »Das darf doch wohl nicht wahr sein. Hast du Zögner schon Bescheid gegeben?«
»Das ist dein Kumpel, da mische ich mich nicht ein.« Mur grinste. »Außerdem bin ich mir gar nicht so sicher, ob unsere Staatsanwaltschaft sie hergeben will.«
»Dr. Holm sieht keinen Grund, warum wir sie einkassieren sollten. Wenn sie wirklich etwas mit Felix Kurz’ Tod zu tun hat, dann ist sie so gut wie auf dem Weg nach Schweinfurt.« Hackenholt rieb sich über das Kinn. »Das Beste wird sein, wenn ich Walter Zögner anrufe und ihm die Situation erkläre, und dann sollen das die Staatsanwaltschaften untereinander ausmachen.«
Mur sah auf die Uhr. »Beeil dich. Du weißt, dass die Damen und Herren Anklagevertreter am Freitagnachmittag nicht unbegrenzt erreichbar sind.«
Wieder griff Hackenholt nach dem Telefonhörer. Nun wählte er Zögners Nummer, allerdings erwischte er lediglich Kerstin, die ihm mitteilte, der Hauptkommissar sei vor einer Minute nach Hause gegangen. Als Hackenholt ihr sagte, er habe eine Tatverdächtige im Nebenraum sitzen, hörte er nur noch, wie die Ermittlerin den Hörer auf den Tisch knallte, ein Fenster aufriss und Zögners Namen brüllte. Eine halbe Minute später war sie wieder am Apparat und erklärte Hackenholt, ihr Chef habe noch unten im Hof gestanden und eine Zigarette geraucht.
Kurze Zeit später war Zögners atemlose Stimme im Hintergrund zu hören; er musste sich ziemlich beeilt haben.
Hackenholt setzte ihn rasch über die aktuelle Lage in Kenntnis und fragte, wie sie in der Sache vorgehen wollten. Konnte Zögner zur Vernehmung nach Nürnberg kommen? Oder wollte er die Beschuldigte abholen?
In Anbetracht des fortgeschrittenen Nachmittags und der Tatsache, dass Zögner zunächst seinen Jour-Staatsanwalt verständigen musste, sich der dann aber nicht in der Sache auskannte und außer den Fingerabdrücken überhaupt noch nichts klar war, beschloss er, mit seiner Kollegin nach Nürnberg zu kommen. Sie wollten gemeinsam Giulietta Veccio befragen und anschließend entscheiden, wie sie weiter vorgehen würden.
Während Hackenholt Wünnenberg anwies, rasch die Kaffeemaschine anzuwerfen – schließlich kannte er Zögners Kaffeedurst –, rief er noch einmal in der Fürther Straße an und schilderte Dr. Holm die geänderte Sachlage. Der entschied, sich ebenfalls zur Vernehmung ins Präsidium zu begeben.
So kam es, dass Giulietta Veccio in dem Vernehmungszimmer schließlich Zögner, Hackenholt, Dr. Holm und einer Schreibkraft gegenübersaß.
»Frau Veccio, im Rahmen eines routinemäßigen Datenabgleichs haben wir eine Übereinstimmung Ihrer Fingerabdrücke mit den an einem Tatort gesicherten festgestellt. Sie stehen daher im Verdacht, zusammen mit zwei Mittätern am 20. Juni auf Höhe des Autobahnrastplatzes Schildeck an der A7 als Polizeibeamtin verkleidet einen Transporter der Marke Mercedes Sprinter angehalten und den Fahrer, Herrn Felix Kurz, zum Umsteigen in einen dunklen BMW gezwungen zu haben. Daraufhin sind Sie mit dem wehrlosen Mann auf einen Parkplatz in Bad Bocklet gefahren, wo Sie ihn ausgeraubt und auf brutale Weise mit einem Messer malträtiert haben, bevor er erstochen wurde.« Dr. Holm sprach langsam und deutlich, damit jedes einzelne Wort der Beschuldigten ins Gedächtnis dringen konnte. »Darüber hinaus stehen Sie im Verdacht, in der Folgezeit mit Hilfe der dem Opfer entwendeten Scheck- und Kreditkarten mehrere unautorisierte Abhebungen getätigt zu haben. Möchten Sie zu diesen Anschuldigungen eine Aussage machen?«
»In einer Polizeiuniform? Ja klar, habe ich haufenweise zu Hause im Schrank hängen. Mensch, machen Sie sich nicht lächerlich! Es ist doch ganz offensichtlich, dass Sie mich mit einer anderen Frau verwechseln. Außerdem kenne ich überhaupt keinen Felix Kurz.«
»Ihre Fingerabdrücke stimmen mit denen am Tatort überein. Es handelt sich also definitiv nicht um eine Verwechslung!«, entgegnete Dr. Holm scharf. »Frau Veccio, wo waren Sie am 20. Juni?«
»Was war das denn für ein Tag?«
»Ein Donnerstag.«
»Da sehen Sie’s: Ich kann es gar nicht gewesen sein, ich war nämlich wie immer in der Arbeit. Am Donnerstagnachmittag vertrete ich die Chefin. In der Zeit bin ich
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