Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hackschnitzel

Hackschnitzel

Titel: Hackschnitzel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
Vom Netzwerk:
wohlige Wärme und schaute sich um. Ein ockerfarbener Kachelofen verband Wohn- und Esszimmer. Er deutete auf den Weidenkorb mit fein gespaltenem Buchenholz: »Fertig gekauft?«
    »Nein, nein«, leuchteten die Augen des Pensionärs. »Droben im Rittnert, da mach ich schon seit Jahrzehnten jedes Jahr ein Hartholzlos. Zwölf Ster, die langen mir für den Winter, so sparsam ist der Ofen. Damit krieg’ ich das ganze Haus warm. Nur für Warmwasser springt ab und zu noch die Ölheizung an.«
    »Wenn ich mal im Ruhestand bin, in ein paar Jahren ...« Lindt war froh, eine Gesprächsbasis gefunden zu haben und wärmte sich die Hände an den Kacheln, »dann habe ich das auch vor – losziehen, Fahrradanhänger mit Handsäge und Beil – im Hardtwald, gleich bei uns um die Ecke, da hat’s genug Holz.«
    Moosbach lächelte über Lindts Vorstellungen: »Für ein kleines Quantum mag’s reichen, aber wenn Sie wirklich längere Zeit heizen wollen, da braucht’s schon eine Kettensäge und eine rechte Axt zum Spalten. Holz macht ein paar Mal warm, da kommt man ganz schön ins Schwitzen. Heimtransportieren und das Aufsetzen zum Trocknen darf man auch nicht vergessen. Das hab ich immer mit meiner Frau zusammen gemacht.« Sein Blick ging zu einer dunklen Anrichte.
    Lindt bemerkte zwei Bilder, die dort standen. Zwei Frauen, eine jüngere und eine ältere – an beiden Rahmen ein schwarzes Trauerband.
    »Der Krebs hat sie mir genommen, vor fünf Jahren und das mit unserer Tochter, das hab ich Ihnen ja schon erzählt.«
    Lindt tat sich schwer, weiter zu fragen. Rein äußerlich machte Moosbach einen tatkräftigen Eindruck. Er war bestimmt schon über siebzig, aber breite Schultern und ein voluminöser Brustkasten zeigten, dass dem Mann körperliche Arbeit nicht fremd war. ›Bestimmt ein Praktiker vom Bau, der erst später im Tiefbauamt Karriere machte‹, vermutete der Kommissar.
    Moosbach merkte, dass Lindt ihn eine Idee zu lange betrachtete und bot schnell einen Stuhl an. »Sie möchten doch sicherlich noch Näheres über den Fink wissen – oder weswegen sind Sie sonst gekommen?«
    »Natürlich, klar doch, alles, was Sie wissen. Bisher haben wir noch nicht viel. Scheint unauffällig gelebt zu haben.«
    »So war er schon immer, auch früher, als er noch mit unserer Marie zusammen war. Ein Bürohengst eben, ein Griffelspitzer, wie er im Buche steht, penibel und genau bis zum letzten I-Tüpfelchen, aber von Anfassen und Zupacken keine Spur.«
    Lindt wollte etwas sagen, aber es schien regelrecht aus Friedrich Moosbach herauszubrechen. Wie schon bei seinem Besuch im Präsidium verfärbte er sich wieder ins Dunkelrote und die Stimme wurde heftiger, als er über Konrad Fink, den ›Fast-Schwiegersohn‹ von vor zwanzig Jahren, sprach.
    »Mir hat das damals sowieso nicht gepasst. Ernähren hätt’ er eine Familie ja wohl können, aber ein rechter Mann, einer, der auch was zuwege bringt, das war er nicht. Als sein Chef konnte ich zwar froh sein, dass er so korrekt gearbeitet hat, aber ...«
    Lindt runzelte die Stirn, als wisse er nicht genau, worauf sei Gegenüber hinauswollte.
    »Sehen Sie, ich selbst habe einige Jahre als Maurer geschafft, bevor ich mich weitergebildet habe und zur Stadtverwaltung gegangen bin.«
    Er schaute den Kommissar durchdringend an: »Sie können sich doch vorstellen – auf dem Bau, da muss man eben ran, damit die Arbeit fertig wird. Aber der Fink, der hatte ganz schmale Hände, lange feine Finger und geschrieben hat er soooo klein.«
    Moosbach zeigte es mit Daumen und Zeigefinger und was er von ›Kleinschreibern‹ hielt, das konnte Lindt ihm direkt am Gesicht ablesen.
    »Ihre Tochter hatte aber eine andere Meinung, sonst wäre sie wohl kaum fünf Jahre mit ihm zusammengeblieben.«
    Die Gesichtsfarbe verdunkelte sich noch mehr: »Das war ja gerade das Schlimme. Sie war ganz vernarrt und wollte ihn auf keinen Fall aufgeben. Ich hab oft genug versucht, sie davon abzubringen. Erst als er sie Knall auf Fall verlassen hat, da sind ihr die Augen aufgegangen.«
    Der Kommissar schaute ihn zweifelnd an und bemerkte, dass der kräftige Mann jetzt, als die Erinnerung wieder hoch kochte, mehr und mehr in sich zusammensackte. Die Schultern kamen nach vorne, der Rücken wurde rund und das Dunkelrot im Gesicht seines Gegenübers blass und blasser, ja regelrecht fahl.
    »Ich weiß«, fuhr er eher stockend fort und Lindt war es sehr recht, dass er nicht nachfragen musste, »ich weiß ja, Marie hätte das nicht tun sollen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher