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Hackschnitzel

Hackschnitzel

Titel: Hackschnitzel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Pochen unter seinen Fingerkuppen. Gott sei Dank!
    Die Minuten kamen ihm wie Stunden vor. Endlich hörte er in der Ferne ein Martinshorn.
    Den Rest erlebte er wie in Trance.
    Die Blaulichter, der Rettungswagen, noch einmal ein Blick auf die zerfetzte Kopfseite von Barbara Steinle, die Sanitäter, die alles mit sterilen Kompressen abdeckten und verbanden.
    Der Notarzt, der im Schein einer großen Handlampe zwei dicke Nadeln in ihre Unterarme rammte, Infusionen anhängte, nach Medikamenten verlangte, einen Plastikschlauch in ihre Luftröhre einschob und sie an eine Beatmungsmaschine anschloss.
    »Wird sie durchkommen?«
    Der Arzt zuckte nur mit den Schultern.
    Immer mehr Polizeifahrzeuge trafen auf dem Parkplatz bei der Fähre ein. Fragen der Kollegen prasselten auf Lindt nieder.
    »Wie? Wo? Wer? Was?«
    Mühsam gelang es dem Kommissar erst nach und nach, sich wieder zu beruhigen.
    Reifenspuren in einem Waldweg wurden gefunden, Fußabdrücke im frischen Schnee wiesen von dort aus in mehrere Richtungen, zum Parkplatz, ins Gebüsch, auch zum Waldrand, wo ein Hundeführer spontan eine Patronenhülse fand, die im Schnee versunken war.
    Oskar Lindt nickte. Ja, von dort konnte der Schuss gekommen sein.
    Eine Jagdpatrone! Der Kollege hielt sie dem Kommissar unter die Nase. Kein Zweifel, immer noch deutlicher Pulvergeruch.
    Paul Wellmann traf ein.
    »Ein Jagdgeschoss, Paul, weißt du, was das bedeutet? Weißt du, wie die konstruiert sind?«
    Natürlich wusste er es. Die Frage war rein rhetorisch gewesen.
    »Oh, je«, seufzte Wellmann, »Dann sieht es wohl nicht gut aus. Hohe Energieabgabe für schnellen Tod!«
    »Meistens auch noch Splitter!«, ergänzte ihn Lindt, »und gerade wollte sie mir etwas von einer Tochter erzählen.«
    »Wie, von ihrem Kind?«
    »Ich weiß nicht, was sie meinte. Sie sagte noch: ›Es gibt da eine Tochter‹ und dabei krachte der Schuss.«
    Der Kommissar bückte sich und schob einen kleinen Berg Schnee zusammen, um seine blutverschmierten Hände damit abzureiben. Die Wollhandschuhe hatte er verloren, aber das war ihm mittlerweile egal.
    Schaudernd schüttelte er sich. »Komm, lass uns ins Präsidium fahren, da ist es wenigstens warm.«
    Schnell instruierte er noch Jan Sternberg, der von seinem Wohnort in der Pfalz einen längeren Anfahrtsweg gehabt hatte. »Bitte einen genauen Plan mit allen Fahrzeugen drauf, Reifen- und Fußspuren.«
    Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
     
    Das e rste, was Oskar Lindt fühlte, als er wieder zu sich kam, war das scheußliche Gefühl von kaltem, nassem, schmelzendem Schnee an seinem Hals.
    Das e rste, was er sah, als er seine Augen aufschlug, waren die besorgten Gesichter von Paul und Jan, die mit schreckgeweiteten Augen über ihn gebeugt da standen und immer wieder ›Chef‹ und ›Oskar‹ riefen.
    Er bewegte seinen Kopf und blickte erstaunt umher.
    Er hatte das Gefühl, sich selbst von außerhalb betrachten zu können.
    Er sah, er fühlte, er spürte, dass er lag – auf dem Rücken – auf dem Rheindamm – in der Nacht – im Schnee.
    Er bemerkte, dass jemand, ja es war Paul Wellmann, ihm die Beine hochhielt.
    Etwas drückte unangenehm in seinen Rücken, ein runder, faustgroßer Kieselstein.
    Lindt versuchte, sich aufzusetzen.
    »Bleib doch liegen, Oskar, die Sanis kommen gleich!«
    »Was, wieso die Sanis? Bin ich denn?«
    Ruckartig setzte er sich hin.
    »Nein, ich brauche niemand, es geht schon wieder.«
    Halb benommen schüttelte er den Kopf.
    »Was war denn?«
    »Plötzlich hast du die Augen verdreht. Man konnte richtig das Weiße sehen. Jan und ich haben dich gerade noch aufgefangen.«
    »Bestimmt ein Schock, Chef.«
    »Na, so schlimm wird’s schon nicht sein«, brummte Lindt und stemmte sich mit Jan Sternbergs Hilfe hoch, doch als er sich halb aufgerichtet hatte, begann die Umgebung Karussell zu fahren. Schwer atmend setzte er sich wieder.
    Zwei gelb-rot gekleidete Retter waren inzwischen im Laufschritt herangeeilt und öffneten flugs ihren silbern glänzenden Notfallkoffer.
    »Puls ziemlich tachykard und der Druck, 90 zu 55, total im Keller«, konstatierte der eine, nachdem er eine breite schwarze Blutdruckmanschette um Lindts mittlerweile entblößten Oberarm gestrafft hatte.
    »Zugang?«, fragte der andere und reichte mit routinierten Handbewegungen Stauschlauch, Desinfektion und Tupfer.
    »Nur ein kleiner Pieks«, aber da steckte die Kanüle schon in einer dicken Vene auf dem Handrücken des Kommissars.
    Die temperierte Infusion suchte sich angenehm

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