Hades
klingen musste.
Er zuckte die Achseln und leerte sein Bier. « Du musst es ja wissen.»
Laute Stimmen aus dem Haus weckten unsere Aufmerksamkeit. Die Tür öffnete sich, und die Wasserballmannschaft stürmte auf die Terrasse. Es war erstaunlich, wie sehr sie mit ihrem Gerangel und Geraufe an junge Löwen erinnerten. Xavier schüttelte lachend den Kopf, als sie auf uns zustolperten. Auch Wesley und Lawson waren dabei. Sie waren leicht zu erkennen: Wesley mit seinem glatten, dunklen Haar und den dichten Brauen und Lawson mit seinem weißblonden Bürstenschnitt und dem Schlafzimmerblick in den blauen Augen. Das Blau war matt, bemerkte ich, es funkelte nicht wie bei Xavier. Beide Jungen waren oben herum nackt und mit Kriegsbemalung verziert. Sie nickten kurz in meine Richtung, was wohl eine Begrüßung darstellen sollte, und ich dachte flüchtig an die Zeiten zurück, in denen die Männer beim Anblick einer Frau die Fersen zusammengeschlagen und sich verbeugt hatten. Ich erwiderte ihre Begrüßung mit einem Lächeln, denn ich schaffte es einfach nicht, nur cool zurückzunicken, wie es mir meine Freundinnen empfohlen hatten. Ich wäre mir dabei vorgekommen, als würde ich in einem der Musikvideos mitspielen, die ich mit Molly auf MTV angesehen hatte. «Komm, Woods», riefen die Jungs. «Wir wollen zum See.»
Xavier stöhnte. «Bitte nicht.»
«Du kennst die Regeln», rief Wesley. «Wer als Letzter drin ist, muss sich ausziehen.»
«O Gott, sie haben endgültig den intellektuellen Höhepunkt erreicht», murmelte Ben.
Xavier stand zögernd auf. Ich sah ihn erstaunt an.
«Du gehst doch nicht etwa mit, oder?», fragte ich.
«Dieses Rennen hat auf der Bryce Hamilton Tradition.» Er lachte. «Wir machen das jedes Jahr, egal wo wir sind. Aber keine Sorge, ich bin nie der Letzte.»
«Da sei dir mal bloß nicht so sicher», brüstete sich Lawson, sprang von der Terrasse und stürmte zum Ende des Grundstücks in Richtung Waldrand. «Wer Vorsprung hat, ist im Vorteil!» Die übrigen Jungs folgten ihm, schubsend und rangelnd. Sie rannten durch das hochgewachsene Gestrüpp und auf das Feld, als wären sie auf der Flucht.
Als sie weg waren, überließ ich Ben seinem philosophischen Gegrübel und ging ins Haus, um Molly zu suchen. Ich fand sie und die anderen Mädchen eng zusammengedrängt am Fuß der Treppe. Sie machten einen sehr konspirativen und ernsten Eindruck. Abigail hatte eine übergroße Papiertüte unter dem Arm.
«Beth!» Molly packte mich am Arm. «Gut, dass du da bist, wir wollen gleich loslegen.»
«Loslegen? Womit?», fragte ich neugierig.
«Mit der Séance natürlich!»
Ich stöhnte innerlich auf. Sie hatten es also nicht vergessen, auch wenn ich gehofft hatte, dass sie von dem Plan abkommen würden, sobald sie Spaß hatten.
«Das ist doch ein Witz!», sagte ich, doch sie schauten mich mit absolutem Ernst an. Ich versuchte es mit einer anderen Taktik. «Hey, Abby, Hank Hunt ist draußen. Er sieht aus, als könnte er Gesellschaft gebrauchen.»
Abigail war schon seit Jahren hinter Hank Hunt her und redete ständig von ihm. Doch heute Abend konnte noch nicht einmal er sie von dem geplanten Vorhaben abbringen.
«Wen interessiert der schon», höhnte sie. «Das hier ist um Welten interessanter. Los, suchen wir uns ein leeres Zimmer.»
«Nein», sagte ich bestimmt und schüttelte den Kopf. «Kommt, Mädels, wir können doch auch was anderes machen.»
«Aber es ist Halloween», sagte Hallie schmollend wie ein kleines Kind. «Da wollen wir mit Geistern reden.»
«Lasst die Toten tot sein», fauchte ich. «Könnt ihr nicht Mumienwickeln spielen oder so was?»
«Sei nicht so ein Partymuffel», sagte Savannah und zog mich hinter sich die Treppe hinauf. Die anderen folgten ihr erwartungsvoll. «Was soll denn schon passieren?»
«Ist das eine rhetorische Frage?», sagte ich und versuchte mich loszureißen. «Es könnte alles passieren!»
«Du glaubst doch nicht wirklich an Geister, Beth!», sagte Madison. «Wir wollen bloß ein bisschen Spaß haben.»
«Aber ich finde, dass wir von solchen Dingen die Finger lassen sollten», sagte ich seufzend.
«Schön, dann bleib halt weg», sagte Hallie beleidigt. «Bleib allein hier unten und warte auf Xavier. Wie immer. War ja klar, dass du kneifst. Wir werden uns schon ohne dich amüsieren.» Sie warf mir einen verletzten Blick zu, während die anderen zustimmend nickten. Mein Versuch, sie von der Gefahr zu überzeugen, die ihr Plan in sich barg, war gescheitert. Sie
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