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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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waren wie Kinder, die mit Feuer spielten, weil sie noch nicht die Erfahrung gemacht hatten, dass man sich daran verbrennen konnte. Ich wünschte, Gabriel wäre hier. Er strahlte Autorität aus und hätte genau gewusst, was man sagen musste, um sie zu überzeugen. Ich hingegen klang lediglich wie eine Spaßbremse. Ein schöner Engel war ich.
    Ich wusste, dass es nicht in meiner Macht lag, sie aufzuhalten, aber ich konnte sie unmöglich alleine lassen. Falls irgendetwas geschah, musste ich da sein und mich dem entgegenstellen, was auf der anderen Seite zutage kam.
    Die Mädchen stiegen bereits flüsternd die Treppe hinauf und hielten sich vor Aufregung an der Hand.
    «Mädels», rief ich ihnen nach. «Wartet. Ich komme mit.»

[zur Inhaltsübersicht]
    4
    Grenzüberschreitung
    Im oberen Stockwerk roch es moderig und muffig. Es war so feucht, dass sich die Tapete am Treppenabsatz bereits bahnenweise von der Wand gelöst hatte. Obwohl die Partygeräusche von unten zu uns heraufströmten, war es hier oben so unnatürlich still, als hielte das Stockwerk in Erwartung des paranormalen Ereignisses den Atem an. Die Mädchen sahen sich begeistert um.
    «Das perfekte Setting», sagte Hallie.
    «Das reinste Spukhaus!» Savannah hatte rote Wangen vor Begeisterung.
    Auf einmal fragte ich mich, ob meine Bedenken vielleicht unnötig waren. Überreagierte ich womöglich total? Warum musste ich immer mit dem Schlimmsten rechnen und mit meiner spießigen Art allen die Stimmung vermiesen? Ich schalt mich selbst in Gedanken dafür, stets die düstersten Schlüsse zu ziehen – mal im Ernst, wie sollten denn diese lebenslustigen Mädchen in der Lage sein, Kontakt mit der anderen Seite aufzunehmen? So etwas war zwar schon vorgekommen, aber in der Regel war dafür die Anleitung durch ein erfahrenes Medium nötig. Die verlorenen Seelen schätzten es nicht, aus einer Teenager-Laune heraus gerufen zu werden. Und eins war klar: Wenn die Mädchen keinen Erfolg hatten, würde es ihnen schnell langweilig werden.
    Ich folgte Molly und den anderen in das ehemalige Gästezimmer. Trotz der hohen Fenster drang kaum Licht in den Raum, da sie von einer feinen Schicht aus Staub und Ruß verdunkelt waren. Das Zimmer selbst war leer, abgesehen von einem eisernen Bettgestell, das man vor eins der Fenster geschoben hatte. Es musste einmal weiß gewesen sein, hatte aber mittlerweile eine gelbliche Farbe angenommen, ähnlich wie die ausgeblichene Tagesdecke mit Rosenknospenmuster. Ich vermutete, dass die Familie Knox niemals herkam, geschweige denn hier Gäste beherbergte. Die Fensterrahmen waren von der Sonne verwittert, und es fehlten Vorhänge. Der Raum ging nach Westen raus und hatte Blick auf den Wald hinter dem Grundstück. Ich konnte durch die schmutzigen Fensterscheiben hindurch die Vogelscheuche sehen, die auf dem Feld Wache hielt; ihr Strohhut flatterte im Wind.
    Wie auf einen unausgesprochenen Befehl hin setzten sich die Mädchen im Schneidersitz in einem Kreis auf den abgewetzten Boden. Abby griff vorsichtig in ihre Papiertüte, als würde sie einen wertvollen Gegenstand herausnehmen. Eingewickelt in grünen Filz lag ein Ouija-Brett, so gut erhalten, dass es als Antiquität hätte durchgehen können.
    «Woher hast du das denn?»
    «Von meiner Oma», sagte Abby. «Ich habe sie letzten Monat in Montgomery besucht.»
    Übertrieben feierlich stellte sie das Brett in die Kreismitte. Ich hatte schon Abbildungen dieser Ouija-Bretter in Büchern gesehen, aber dieses wirkte viel edler, als ich erwartet hatte. In zwei geraden Reihen übereinander war das Alphabet geritzt, darüber und darunter Zahlen und Symbole, die ich nicht kannte. In den oberen Ecken standen sich die Worte Ja und Nein verschnörkelt gegenüber. Auch wer noch nie ein Ouija-Brett gesehen hatte, erkannte auf den ersten Blick, dass es etwas Dunkles an sich hatte.
    Als Nächstes zog Abby ein zerbrechliches langstieliges Sherryglas heraus, das sie in eine Serviette eingewickelt hatte. Sie riss ungeduldig das Papier herunter und stellte das Glas umgedreht auf das Brett.
    «Wie funktioniert dieses Ding?», fragte Madison. Außer mir war sie die Einzige, die nicht vor Begeisterung brannte. Grund dafür war aber vermutlich, dass es hier im Raum an Jungen und Alkohol mangelte, nicht weil sie Bedenken hatte.
    «Man braucht einen Zeiger, zum Beispiel ein Stück Holz oder ein umgedrehtes Glas, um mit der Geisterwelt zu kommunizieren», erklärte Abby, die sich in ihrer Rolle als Expertin sichtlich

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