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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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einbrachte.
    «Wäre Casper genehm? Oder an wen hattest du gedacht?»
    Madison gefiel es zwar nicht, dass man sich über sie lustig machte, aber wir wussten alle, dass Abby recht hatte.
    «Ist ja schon gut», sagte sie.
    «Na also. Es ist reine Glückssache.»
    Ich biss mir auf die Zunge, um nicht doch noch etwas zu Abbys verrücktem Plan zu sagen. Ausgerechnet heute eine Séance abzuhalten, in der einzigen Nacht des Jahres, in der es möglicherweise funktionieren könnte, war eine Riesendummheit. Doch ich versuchte, meine Zweifel hinunterzuschlucken. Dies war nichts als ein kindisches Spiel, etwas, was die meisten Teenager irgendwann aus Spaß versuchten. Je schneller wir es hinter uns brachten, desto schneller konnten wir wieder runtergehen und für den Rest des Abends Spaß haben.
    Molly und Savannah, die neben mir saßen, nahmen meine Hand und drückten sie leicht. Ihre Hände waren schwitzig, und ich spürte eine Kombination aus Angst und Aufregung. Abby senkte den Kopf und schloss die Augen. Als ihr dabei das blonde Haar ins Gesicht fiel, schien sie das so zu stören, dass sie die Anrufung unterbrach und sich mit dem Leuchtgummiband, das sie am Handgelenk trug, einen Zopf band. Dann räusperte sie sich theatralisch, warf uns allen einen bedeutungsvollen Blick zu und begann mit tiefer Stimme eine Art Singsang.
    «Geister auf der Erde, wir beschwören euch, hervorzutreten und zu uns zu kommen. Wir wollen euch nichts Böses, wir suchen nur eine Verbindung. Habt keine Angst. Wir möchten hören, was ihr zu sagen habt. Ich wiederhole, wir wollen euch nichts Böses. Und wir bitten euch, auch uns nichts zu tun.»
    Tiefe Stille legte sich über den Raum. Die Mädchen tauschten unsichere Blicke. Ich wusste, dass so manche schon jetzt bereute, so begeistert für Abbys Aktion gewesen zu sein, und sich wünschte, unten mit ihren Freunden zu trinken und mit den Jungs zu flirten. Ich biss die Zähne zusammen und lenkte meine Gedanken von der geschmacklosen Zeremonie ab, die vor meinen Augen stattfand. Die Toten zu stören, war nicht nur unklug, sondern auch unsensibel. Es widersprach allem, was ich über Leben und Tod gelernt hatte. Hatten die Mädchen denn nie den Ausdruck Ruhe in Frieden gehört?
    Wie gern hätte ich meine Hände weggezogen und den Raum verlassen, aber dann wäre Abby so wütend auf mich geworden, dass ich für den Rest des Schuljahres meinen Ruf als Spaßbremse weggehabt hätte. Ich seufzte tief und hoffte, dass den anderen schnell langweilig werden und sie das Spiel abbrechen würden, weil sich nichts tat. Molly warf mir einen zweifelnden Blick zu.
    Fünf Minuten lang war nichts zu hören als unser eigener Atem und Abbys wiederholt gesprochene Beschwörung. Gerade als die Mädchen begannen unruhig zu werden und die Erste über einen Krampf im Bein klagte, begann das Glas zu wackeln. Alle saßen sofort aufrecht, die volle Aufmerksamkeit war wiederhergestellt. Das Glas wackelte noch eine Weile und begann dann, über das Brett zu wandern, über die Buchstaben. Eine Nachricht. Abby, das selbsternannte Medium, nannte jeden Buchstaben, den es berührte, bis eine klare Nachricht im Raum stand:
Stopp. Aufhören. Geht. Ihr seid alle in Gefahr.
    «Wow, wie aufregend», sagte Madison spöttisch. Die anderen sahen sich unsicher an und versuchten herauszufinden, wer hinter diesem Streich steckte. Da alle einen Finger am Glas hatten, war es unmöglich zu sagen, wer es bewegte. Mollys Hand drückte meine fester, als eine zweite Nachricht deutlich wurde.
Stopp. Hört mir zu. Das Böse ist da.
    «Warum sollten wir dir glauben?», fragte Abby kühn. «Kennen wir dich?»
    Das Glas schoss plötzlich ein ganzes Stück voran, als hätte es einen eigenen Willen. Es rutschte über das Brett und hielt auf dem Wort Ja an.
    «Okay, jetzt wissen wir, dass es ein Scherz ist», sagte Madison. «Also los, raus mit der Sprache. Wer von euch war das?»
    Abby ignorierte ihren Protest.
    «Halt den Mund, Madison. Keiner von uns tut etwas», fauchte Hallie. «Du brichst die Stimmung.»
    «Du erwartest doch nicht, dass ich glaube …»
    «Wenn wir dich kennen, dann sag uns deinen Namen», befahl Abby.
    Das Glas schien mehrere Sekunden innezuhalten.
    «Sage ich doch, alles nur Quatsch», begann Madison, doch sie hatte kaum ausgesprochen, als das Glas sich erneut über das Brett bewegte. Zuerst schien es verwirrt, verweilte sekundenlang unter manchen Buchstaben und rutschte dann plötzlich weiter, als wollte es uns ärgern. Auf mich machte es

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