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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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gefiel. «In meiner Familie haben einige übersinnliche Kräfte, darum weiß ich, wovon ich rede. Damit es funktioniert, brauchen wir unsere gesamte Energie. Wir alle müssen die Hände auf das Glas legen und uns konzentrieren. Drückt nicht zu fest zu, sonst presst ihr die Energie zusammen, und sie wird wirkungslos. Wenn wir es schaffen, mit den Geistern in Kontakt zu treten, wird uns das Brett buchstabieren, was es uns zu sagen hat. Also, lasst uns anfangen. Fingerspitzen an das Glas. Vorsichtig .»
    Ich musste gestehen, dass Abby eine ziemlich überzeugende Rednerin war. Die Mädchen folgten eifrig ihren Anweisungen.
    «Und jetzt?», fragte Madison.
    «Jetzt warten wir, bis sich das Glas bewegt.»
    «Im Ernst?» Madison verdrehte die Augen. «Das ist alles? Aber dann kann doch jeder von uns einfach irgendetwas buchstabieren!»
    Abby warf ihr einen Blick zu. «Eine solche Scherznachricht ist leicht von einer echten Botschaft der Toten zu unterscheiden, Madison. Außerdem wird der Geist vermutlich irgendetwas wissen, was sonst niemand weiß.» Sie warf ihr Haar zurück. «Ich erwarte nicht, dass du das verstehst. Ich weiß das nur, weil ich schon Erfahrung mit diesen Dingen habe. So, seid ihr bereit?», fragte sie feierlich.
    Ich vergrub meine Fingernägel in dem rauen Teppich unter mir und wünschte mir, unbemerkt aus dem Raum schlüpfen zu können. Als Molly ein Streichholz entzündete, zuckte ich zusammen. Sie hielt die Flamme an den Docht der Kerzen, die am Boden standen, und sie erwachte zum Leben.
    «Bitte während der Séance keine abrupten Bewegungen», sagte Abby mit einem Blick in meine Richtung. «Wir wollen den Geist nicht verunsichern. Er soll sich bei uns wohl fühlen.»
    «Weißt du das aus Erfahrung, oder hast du das aus dem Fernsehen?», fragte Madison, die sich nicht länger zurückhalten konnte.
    «Die Frauen in meiner Familie hatten immer Verbindung zur anderen Seite », sagte Abby. Die Art, wie sie andere Seite betonte, missfiel mir, es klang, als würde sie eine Gruselgeschichte am Lagerfeuer erzählen.
    «Hast du schon mal einen Geist gesehen?», flüsterte Hallie.
    «Ja, habe ich», erklärte Abby ernst. «Und darum werde ich heute Abend das Medium sein.»
    Ich wusste nicht, ob Abby die Wahrheit sagte. Manchmal erhaschten Menschen, die zwischen den Welten wanderten, tatsächlich einen Blick auf den Tod. Aber wenn jemand Geister wahrzunehmen glaubte, war dies meist das Ergebnis einer blühenden Phantasie. Ein Schatten oder Lichtspiel konnte leicht mit einem übernatürlichen Phänomen verwechselt werden.
    Bei mir war das etwas anderes, ich spürte die Gegenwart der Seelen ständig – sie waren überall. Wenn ich mich darauf konzentrierte, wusste ich, wer verloren war, wer gerade verstorben und wer auf der Suche nach seinen Lieben war. Gabriel hatte mich angewiesen, sie auszublenden, sie fielen nicht in unsere Verantwortung. Ich erinnerte mich daran, wie sich meine Freundin Alice, eine alte Dame, vor ihrem Tod von mir verabschiedet hatte. Ich hatte gesehen, wie sie vor meinem Zimmerfenster verharrt hatte, bis sie verblasste. Aber nicht bei allen Seelen lief es so behutsam wie bei Alice, es gab Tote, die es nicht schafften, ihr irdisches Dasein abzulegen, und jahrelang herumirrten. Dabei drehten sie nach und nach durch, wurden beinahe wahnsinnig, weil sie an dem Leben, das um sie herum tobte, nicht teilhaben konnten. Sie verloren den Kontakt zu den Menschen, verübelten ihnen, dass sie lebten, und wurden häufig gewaltsam. Ich fragte mich, ob Abby genauso begeistert von der ganzen Sache wäre, wenn sie wüsste, was wirklich dort draußen vor sich ging. Aber ich hatte keine Möglichkeit, sie zu warnen, ohne meine Identität preiszugeben.
    Die Mädchen nickten zustimmend, froh, die Rolle des Mediums nicht übernehmen zu müssen. Ich spürte Molly neben mir zittern.
    «Jetzt gebt euch die Hand», sagte Abby. «Und was auch immer passiert, lasst nicht los. Wir bilden eine Art Schutzzirkel – wenn ihr den Zirkel brecht, kann der Geist entkommen.»
    «Woher hast du das denn?», flüsterte Savannah. «Wird denn die Séance nicht beendet, wenn wir loslassen?»
    «Stimmt, ein harmloser Geist wird zurückkehren und Ruhe geben, wenn wir loslassen. Aber wehe, es ist ein rachsüchtiger. Wir haben keinen Einfluss darauf, wen wir herbeirufen.»
    «Wieso nicht? Wir sagen einfach, dass sie uns einen netten und friedlichen Geist schicken sollen», sagte Madison, was ihr einen herablassenden Blick von Abby

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