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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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mein Kopfkissen nass vor Tränen. Dass ich meinem Zuhause so nah gewesen war, machte alles nur noch schlimmer. Auf der anderen Seite des Portals war ganz in meiner Nähe Gabriel herumgelaufen, und noch immer erinnerte ich mich an das Gefühl von Phantoms feuchter Nase an meiner Hand. Vielleicht hätte ich rufen sollen – vielleicht hätte Gabriel irgendetwas tun können. Aber es nützte jetzt nichts mehr. Was vorbei war, war vorbei. Im Kopf hörte ich immer wieder die Worte des charismatischen Redners aus dem Konferenzsaal. Die Zweifel der Menschen waren nie größer als jetzt. Ich musste noch mehr weinen, und das nicht nur wegen Taylah. Ich weinte, weil es wahr war. Die Menschheit war nie verletzlicher gewesen, und von hier unten aus gab es nichts, was ich tun konnte.
    Irgendwann trockneten meine Tränen, und ich fiel in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
    Ich erwachte von einem Flüstern. Verschlafen blinzelte ich, fassungslos, dass es schon wieder Morgen sein sollte. War es nicht erst ein paar Minuten her, dass sich mein Kopf auf das Kissen gesenkt hatte? Hannas große braune Augen tauchten vor meinem Blick auf. Sie betrachtete mich auf ihre übliche verdrießliche Art und schüttelte mich in dem Versuch, mich zu wecken, an den Schultern. Ihre honigfarbenen Haare waren im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden, aus dem sich ein paar Strähnen gelöst hatten, die im Licht der Lampe wie Gold schimmerten. Obwohl man Hanna ganz sicher nicht als optimistisch bezeichnen konnte, hatte ihre Gegenwart auf mich wie gewohnt einen positiven Effekt. Ihre Zuneigung war aufrichtig, und in all der Dunkelheit, die mich umgab, wusste ich, dass ihre Loyalität etwas war, auf das ich zählen konnte. Ich setzte mich auf.
    «Sie müssen aufstehen, Miss», sagte Hanna und versuchte, die Bettdecke aufzuschlagen, aber ich wehrte mich dagegen. «Mr. Thorn wartet unten auf Sie. Er möchte, dass Sie sich für einen wichtigen Ausflug zurechtmachen.»
    «Ich habe kein Interesse an seinen Ausflügen», murmelte ich. «Sag ihm, dass ich nirgendwohin gehe. Sag, dass ich krank bin oder so.»
    Hanna schüttelte entschieden den Kopf. «Er war sehr bestimmt, Miss. Er hat mir sogar genau gesagt, was Sie anziehen sollen.»
    Hanna hob eine glänzende, flache weiße Schachtel vom Boden und stellte sie mir auf den Schoß. Ich löste die goldene Schleife und wühlte mich ungeduldig durch mehrere Schichten Seidenpapier, bevor ich ein Kleid in der Hand hielt, das ganz anders war als alles, was im Schrank lag. Bei seinem Anblick sog Hanna bewundernd die Luft ein. Es war aus sehr weichem Knautschsamt in kräftigem Kirschrot. Mit den ausladenden Puffärmeln, den Bündchen aus Brokat und dem zarten Gürtel aus geschlagenem Messing sah es aus wie ein Kleid für eine Edeldame aus dem 19. Jahrhundert.
    «Es ist wunderschön», hauchte Hanna atemlos. Für einen Moment schien sie vergessen zu haben, wer es geschickt hatte. Ich aber ließ mich nicht so leicht einlullen.
    «Was hat Jake vor?»
    «Es ist für die Parade», sagte Hanna und senkte den Blick. Verschwieg sie mir etwas? Ich verschränkte die Arme und sah sie fragend an.
    «Der Prinz möchte Sie heute dem Volk vorstellen», verriet sie schließlich.
    «Welchem Volk?», fragte ich spöttisch. «Das ist doch hier kein mittelalterliches Königreich.»
    «Sein Volk», erklärte Hanna leise.
    «Warum sagst du das erst jetzt?»
    «Weil ich wusste, dass Sie davon nicht begeistert sein würden. Es ist ein wichtiges Ereignis, und Sie können sich nicht verweigern.»
    Ich kauerte mich entschlossen unter die Decke. «Das wollen wir erst mal sehen.»
    «Seien Sie doch vernünftig, Miss.» Hanna beugte sich ernst zu mir herüber. «Wenn Sie nicht freiwillig gehen, wird er Sie zwingen. Der heutige Tag bedeutet ihm viel.»
    Ich sah Hanna an und erkannte, wie viel Angst sie hatte, dass ich Jakes Wunsch missachtete. Wie entsetzt wäre sie gewesen, wenn sie von unserem Ausflug in die Einöde wüsste! Wie gewöhnlich fragte ich mich, welche Folgen es hätte, wenn ich auf stur stellen würde. Zweifellos würde man Hanna zur Verantwortung ziehen. Sofort geriet meine Entschlossenheit ins Schwanken, und ich warf meine Decke ab, stieg aus dem Bett und zwang mich zu duschen. Als ich wieder aus dem Bad herauskam, hatte Hanna das Bett gemacht und vorsichtig das Kleid und die dazugehörigen schwarzen Satinschühchen darauf ausgebreitet.
    «Er glaubt nicht wirklich, dass ich das anziehe, oder?», fragte ich. «Gehen wir auf ein

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