Hades
fragte ich und versuchte ihre geistige Gestalt zu packen. «Geh zurück!»
Verzweifelt sah ich, wie sich das Portal hinter ihr schloss, der Blick auf Venus Cove verschwand und stattdessen nichts blieb als das raue Gestrüpp aus Unkraut. Taylah sah mich mit Tränen in den blauen Augen über die Schulter hinweg an. Wie klein sie war, verglichen mit den Höllenhunden, wie zerbrechlich ihre Glieder, wie matt ihr früher so schönes Haar, das ihr wild im Gesicht herumhing. Sie lächelte mich schmal und traurig an und schüttelte den Kopf.
«Taylah, ich meine es ernst!», schrie ich. «Du kannst frei sein. Ergreif deine Chance!»
«Ich möchte einmal etwas richtig machen», sagte sie.
«Nein», ich schüttelte vehement den Kopf. «Nicht so.»
«Bitte», sagte sie. «Lass mich ein einziges Mal im Leben das Richtige tun.»
Die Höllenhunde fletschten die Zähne, dass der Sabber sich am Boden sammelte. Tucker und ich waren vergessen, sie hatten ein neues Opfer. Schließlich lag es in ihrer Natur, nach Seelen zu suchen, die in die Einöde geflohen waren und zu entkommen hofften. Ihr Instinkt sagte ihnen, dass sie sich auf Taylah konzentrieren mussten.
Sie sprach hastig. Es war nicht viel Zeit. «Wenn ich zurückgehe, geistere ich für den Rest der Ewigkeit auf der Erde herum. Du hingegen …» Sie fixierte mich mit ihrem stechenden Blick. «Du kannst etwas bewirken, und die Welt braucht jede Hilfe, die sie bekommen kann. Ich werde meinen Teil dazu beitragen. Und ganz davon abgesehen …» Sie lachte auf. «Was können die mir schon tun?»
Bevor ich noch mehr dagegenhalten konnte, hatte Taylah den Kreaturen schon das Gesicht zugewandt.
«Hi, Jungs!»
Die Hunde hoben den Kopf, ihre grauen Reißzähne leuchteten im Dunkeln.
«Ja, genau, euch hässliche Köter meine ich», fuhr sie fort. «Fangt mich doch, wenn ihr könnt.»
Und dann rannte sie los. Für die Höllenhunde war es das Signal, auf das sie gewartet hatten, und alle sechs stürzten ihr nach. Uns hatten sie völlig vergessen. Ich sah entsetzt zu, wie einer von ihnen ihre Hosentasche zwischen die Zähne nahm und sie durch den Schmutz zog wie eine Puppe. Dass Taylah nicht aus Fleisch und Blut war, hielt die Hunde nicht davon ab, mit den Zähnen nach ihr zu schnappen, während sie sich wie die Geier um ihre leblose Gestalt drängten. Dann schnappte der Anführer nach ihr und galoppierte, gefolgt von dem restlichen Rudel, mit ihr davon. Taylahs blondes Haar schleifte durch den Staub.
Meine Brust wurde von heftigem Schluchzen erschüttert. Taylah war fort, und das Portal waberte davon und war uns zu nichts mehr nütze. Tucker packte mich so heftig am Arm, dass es weh tat.
«Lauf!», sagte er und löste seinen Blick von den blutigen Klamotten am Boden. «Wir müssen rennen!»
Und dann rannten wir.
Als wir wieder vor dem Hex standen, waren wir so zerzaust und außer Atem, dass uns der Türsteher den Einlass verweigerte. Wir ließen Asia rufen, damit sie für uns bürgen konnte. Als sie uns sah, konnte sie ihren Schock nicht verbergen. Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, uns jemals wiederzubegegnen.
«Was zum Teufel macht ihr hier?», knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. Der Türsteher warf ihr einen fragenden Blick zu, und sie zog uns schnell hinein. Sobald uns die Dunkelheit und der Puls der Musik einhüllten, fauchte sie los. «Die Hunde sollten euch in Stücke reißen!»
Ich musterte Asia, sah den wilden Blick in ihren schwarzen Augen, die feindselig verkrampften Schultern und erkannte endlich, was ihr Plan gewesen war. Sie hatte uns in dem Wissen in die Einöde geschickt, dass die Höllenhunde Tuck in den Höllenpfuhl zerren und mich in Stücke reißen würden. Womit sie nicht gerechnet hatte, war, dass Taylah uns die Haut retten würde.
«Du hättest uns wirklich von ihnen erzählen können», sagte ich so leichthin, wie ich konnte. Eigentlich wollte ich nichts als weinen, aber diesen Triumph gönnte ich Asia nicht. «Beinahe wären wir über diese Hunde gestolpert.»
«Warum seid ihr nicht tot?» Asia machte einen Schritt auf mich zu, als ob sie mir die Kehle aufschneiden wollte.
«Ich scheine wohl ein Glückspilz zu sein», sagte ich.
«Schluss», unterbrach Tucker uns. Offensichtlich hatten ihn die Geschehnisse so aufgewühlt, dass er seinen Platz in der Hierarchie vergaß. «Ich bringe Beth jetzt nach Hause.»
«Nein.» Asia vergrub ihre klauenartigen Fingernägel in meinem Arm. «Ich will, dass du
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