Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
Vom Netzwerk:
als ich; ich sah den Offizier Doane, diesen Heißsporn, der zur Tarnung keine Militäruniform trug und mit seiner Handvoll desgleichen gekleideter
Soldaten nichts gegen die Schoschonen ausgerichtet hatte; sodann Everts, seit neuestem Gebete und Psalme vor sich hin murmelnd, denn er hatte sich selbst bekehrt. Ihnen folgten weitere honorige Gentlemen, sodann die Packer sowie die beiden afrikanischen Köche. Diese letzteren mußten die glücklichsten Teilnehmer überhaupt sein; sie verstanden nichts vom Zwecke des Ganzen, ahnten wahrscheinlich nicht einmal etwas von Hirtreiters gleicher Profession.
    Auf eine Weise, die mich seltsam ankam, berührte mich dieser Anblick. Man vergegenwärtige sich die Gefaßtheit im Gesicht dieser Leute, ihren wie von Steinmetzen geschaffenen Körper, welcher nach den Wochen in der Wildnis sowie den vielen Entbehrungen nur noch Muskeln und Sehnen zeigte. So etwas würde es nicht mehr geben. Nur in den bequemsten Teilen ihrer Niederschriften würde man sich an diese Pioniere erinnern. Allein die Glorie würde man daraus lesen wollen, nicht so den Schmerz, die Leiden, die Anstrengungen dieser Tapferen. Um den Schutz eines Stücks Wildnis waren sie ausgezogen, würden es aber nicht »erobern«. Sie machten keinen Profit, aber auch keine Gefangenen; sie beeinträchtigten niemand, sorgten sich vielmehr um das Überleben von Tier und Gewächs. Für immer würden sie als Menschen gelten, die nie von hohen Zweifeln gequält wurden und deshalb immer ganz genau wußten, wohin der nächste Schritt sie führte: Nicht Winnetou und ich, Washburn und sein Anhang waren die Phantasiegestalten, von denen Hayes geflunkert hatte.
    In diese Nachdenklichkeit platzte Halef. »Sihdi, neulich hast du mich gefragt, ob ich betrübt sei. Jetzt frage ich dich dasselbe.«
    »Nein, Halef, betrübt bin ich nicht, ich überlege nur. Stimmst du mir zu, daß wir noch nicht alles erreicht haben, was wir erreichen wollen?«
    »Ja, doch selbst wenn wir unseren Feind in die Dschehenna geschickt haben, wird noch kein Ende sein. Dann nehme ich dich in Beschlag; im Hafen von San Francisco wartet die Jacht, mit der ich herübergekommen bin. Sie wird uns an Bord nehmen, und wir
fahren hinüber nach Afrika, in die Wüste, in die Oase Dschunet, wo du dem einen fehlst und von einem anderen erwartet wirst.«
    »So, werde ich das?« sagte ich gereizt zu diesen Worten, die mir ein Rätsel waren, und weil Halef gar so selbstverständlich über mich verfügte.
    Da wurde er sehr offiziell:
    »Sihdi, höre mich an. Du weißt, daß ich dir schon seit Tagen etwas erzählen will. Dies ist die Gelegenheit!«
    »Es stimmt, du hast mehrmals versucht, mich auf etwas anzusprechen, aber immer haben die Umstände es verhindert.«
    »Nein, Sihdi, du hast es verhindert, weil du mich immerzu unterbrochen hast. Aber ich werfe es dir nicht vor, wenn wir nur erst – – – «
    Wieder erfuhr ich nicht, was Halef mir zu sagen hatte, doch diesmal war es wirklich nicht meine Schuld. Während wir wie unsichtbar im Schutze der Felsüberhänge saßen, kollerten ein paar kleine Steine an uns vorbei, die Terrassen unseres Pfades hinab. Zuerst dachten wir alle das gleiche: eine Steinlawine? In diesem Fall würden wir Glück gehabt haben, denn wir befanden uns ja in leidlicher Sicherheit. Aber die großen Brocken blieben aus, dafür folgten den kleinen Steinen noch ein paar kleinere; Geröll, das sich durch Berührung gelöst hatte – etwa durch die Berührung eines menschlichen Fußes.
    Winnetou gab uns ein Zeichen. Er wollte auf Erkundung gehen, wir sollten warten. Zur Sicherheit hieß ich Halef und Hirtreiter schweigen, bei Luchsauge war eine solche Ermahnung unnötig.
    Etwa eine Viertelstunde warteten wir, da kehrte Winnetou zurück.
    »Bleichgesichter!« sagte er nur, nahm Iltschi am Zügel und führte ihn geschwind aus unserem Versteck heraus. Wenn der Häuptling so etwas tat, gab es nichts zu besprechen; ihm war einfach zu folgen. Also taten wir es ihm nach, und weil wir zwar eilten, aber nicht hasteten, sahen wir bald, wie klug der Apache uns führte.

    Wohl hatten wir die Möglichkeit bedacht, daß Hayes einen Hinterhalt vorbereiten würde; nirgends anders als in dieser Bergwelt konnte dies geschehen. Doch weil wir bekanntlich keine ängstlichen Naturen waren und wir den Old Faithful nun einmal erreichen mußten, hatten wir uns der Gefahr zu stellen. Nach nur wenigen Schritten, die wir, wie ich erwähnen muß, möglichst an die Felswände gedrückt

Weitere Kostenlose Bücher