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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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zurücklegten, gabelte sich der Weg. Wie eine Straße führte der bisher begangene Steinpfad weiter nach oben, allerdings sanfter und weniger steil als bisher, legte er sich doch von nun an in gemächlicheren Schleifen um den Berg. Auf diese Weise konnte man in vermeintlicher Bequemlichkeit den Aufstieg meistern – und genauso bequem ins Schußfeld einiger Gewehre geraten.
    Winnetou hatte aber etwas anderes entdeckt. Durch Jahrmillionen hatte das beständig herabfließende Wasser oder der Regen für erhebliche Auswaschungen in dem Gestein gesorgt. An einer Stelle, nicht besonders durch Gestrüpp verhangen, konnte man einen höhlenartigen Eingang sehen. Eine richtige Höhle war es nicht, denn die Öffnung gab einen langen Gang frei, der nicht durchgehend vom Fels bedeckt war. Immer wieder gab es Stellen, an denen das Tageslicht durchblitzte oder die steinerne Bedachung stückweise fehlte. Wie ein brüchiger Kanal führte dieser Schlauch nach oben, allerdings viel steiler als bisher und nur in gebückter Haltung zu begehen. Uns Menschen machte das nichts aus, doch für die Pferde bedeutete ein solcher Weg eine Qual. Es half nichts, uns blieb keine bessere Möglichkeit.
    Jetzt berichtete Winnetou, was er gesehen hatte: Auf dem Plateau, welches unsere derzeitige Position um gut fünfhundert Fuß überragte, stand ein Wachposten, fraglos zu Hayes’ beziehungsweise Kilmers Bande gehörend. Nicht besonders dienstfertig, hatte er uns just bei unserem Eintreffen an dem Felsüberhange den Rücken zugedreht, darum waren wir unentdeckt geblieben. Der Mann hatte zudem die Unbegreiflichkeit begangen, mit seinen Stiefelspitzen an dem Felsrand herumzuhacken – aus Langeweile,
wie zu vermuten stand. So waren wir auf die Gefahr aufmerksam geworden, ehe sie sich uns zeigte. Ein Zug wie Washburns konnte jedoch selbst einem so saumseligen Menschen nicht entgehen. Wir mußten also die Expedition warnen und uns selbst vorsehen.
    So geschah das folgende: Luchsauge, dem, nebenbei gesagt, der Tunnelgang unbekannt war, sollte zu Washburn eilen, zu Fuß, um nicht ausgemacht zu werden. Der noch am besten berittene Teil der Gesellschaft sollte uns sofort, der Rest mit Verzögerung nachfolgen. Indes wollten wir versuchen, uns tunlichst an das Versteck der Gangster heranzuschieben, um zu recognosciren.
    Eine gute Stunde arbeiteten wir uns durch die Röhre.
    Anfangs war es auf Grund der niedrigen Höhe noch recht mühsam, bald wurde es leichter, die Decke erweiterte sich, und zuletzt hätten wir sogar aufsitzen können. Luchsauge und bestimmt alle anderen, welche jemals den Zugang entdeckt hatten, waren zu früh zu einem negativen Urteile gelangt. Hayes hingegen – ein derart durchtriebener Geist –, ich hätte wetten mögen, daß er das Schlupfloch kannte.
    Endlich gab das Halbdunkel uns wieder frei.
    Vorsichtig bespähte Winnetou neuerlich den Berg, dessen flachem Ende wir ein bedeutendes Stück näher gerückt waren. Er kam zurück, und wir erfuhren, daß die Feinde offenbar ein Feuer brannten, aber geschickt Rauch vermieden; als Ma-ta-weh hatte Hayes auch derartige Kniffe kennengelernt.
    Aus den Signalen, die der Wachposten den anderen gegeben hatte, schloß Winnetou, daß man das Heranziehen von Washburns Konvoi bemerkt hatte, sich aber auf Grund der noch erheblich scheinenden Entfernung unbesorgt gab. Wir selbst waren übersehen worden, man wähnte uns bei dem Hauptzuge und dachte nicht daran, daß wir schon ganz in der Nähe waren.
    Nun, Nähe ist wohl zuviel gesagt. Wie es im Gebirge so zu sein pflegt, wird jede Entfernung vom Höhenunterschied bestimmt. Führt man Pferde mit sich und will man nicht entdeckt werden,
besteht darüber hinaus gar eine gewisse Eile. So wird aus der Nähe schnell eine Ferne.
    Wir hatten zwei Möglichkeiten. Wir konnten den Einbruch der Nacht abwarten und mit dem Schleichen beginnen, was noch einen ziemlich langen Weg rund um den Berg bedingte. Inzwischen würde Washburn nachrücken, und gegen Morgen, schlimmstenfalls noch in der Nacht, würden wir angreifen. Was aber würde bis dahin geschehen? Hayes konnte jederzeit zum Old Faithful aufbrechen, um sein kriminelles Werk zu vollbringen. Zu seiner Deckung brauchte er nur ein paar Mann zurückzulassen, genau wie Kilmer es am Ocean Lake, in dem Wäldchen vor dem Schoschonenlager, getan hatte. Während wir viele uns dann eine Schlacht mit den wenigen lieferten, würde er den Geysir und womöglich weitere vernichten. Und was würde indessen aus Alma?
    Allen

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