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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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Kriegsgott aufschwingen. Mehr noch als im Flachland würde im Gebirge die Zerstörungskraft des komprimierten Pulvers die Wirkung mehrerer Kanonen übertreffen – in seinem Streben nach immer mehr Feuerkraft wird der Mensch eines Tages Geschütze oder ähnliches erfinden, die jedes Leben, nur nicht die vergötterte Materie auslöschen.
    Ich stand mit Winnetou sowie den Herren Washburn, Langford und Doane zusammen. Letzterer, der Kavallerie-Lieutenant, glaubte seine bisherigen Versäumnisse durch fleißige Anordnungen wiedergutmachen zu müssen.

    »Am besten wird es sein, wir teilen uns. Mit dem gesamten Zug sind wir zu langsam, aber durch geschickte Aufteilung können wir in dem Gelände fächerartig ausschwärmen.«
    »Ach«, sagte ich. »Und den Indianerscout, wollt Ihr den auch auffächern? Mister Doane, natürlich wäre es gut, mit mehreren Stoßtrupps loszuziehen. Aber wir können auf die Erfahrung dieses einen Mannes nicht verzichten – ohne ihn hat kein anderer Suchtrupp eine Chance.«
    »Hm, so bilden wir zwei Abteilungen. Der einen werden ich und Mister Washburn vorstehen, der anderen Mister Everts und Mister Langford. Ihr, Old Shatterhand, und Winnetou kommt natürlich mit uns. Der Rest folgt uns, wenn auch mit der unvermeidbaren Verzögerung.«
    »Ja, Lieutenant, an eine solche Formation denke ich auch. Nur hinsichtlich der Führung habe ich eine andere Vorstellung: Ihr alle bleibt hübsch beisammen, da der Troß uns ein zu behäbiges Tempo aufzwingt. Der Häuptling und ich reiten voraus, zusammen mit dem Späher der Upsarokas. Ihr braucht nur unserer Spur zu folgen und stoßt ganz von selbst an den ersehnten Ort.«
    »Aber Old Shatterhand, unsere Gesellschaft kostet Geld!« protestierte Langford, Schriftsteller wie ich. »Man erwartet Großes von uns. Wenn Ihr vor uns – – – «
    »Ihr meint also, wir könnten Euch das Privileg verderben, die Geysire und besonders Old Faithful als erste zu sehen?« kürzte ich die Sache ab. »Ja, damit ist zu rechnen, ehrlich gesagt, ich hoffe es sogar. Aber eine Frage, Gentlemen: Wißt Ihr, wie unser Fährtensucher heißt, habt Ihr schon einmal auch nur ein einziges Wort an ihn gerichtet?«
    Die drei Männer sahen erst den Upsaroka, dann mich an. Sie wirkten ratlos.
    »Da haben wir es«, sprach ich weiter. »Der Indianer ist zwar unverzichtbar für Euer Vorhaben, aber er selbst ist Euch gleich. Wie wird erst Euer Auftraggeber, die Regierung, von den Leuten denken, die Euch auf der letzten Etappe zu Eurem Ziel begleiteten?
Ihr sorgt Euch nämlich umsonst: Wer das Fell eines Bären nach Hause bringt, braucht nichts mehr zu erklären, dem glaubt man alles. Erinnert Euch an Hayes und den Bären, den er Donnerwolke buchstäblich aufgebunden hat – jahrelang hat man ihn als Ma-ta-weh verehrt. Erst jetzt kam heraus, wie es damals wirklich war. Auch habe ich erst kürzlich gesagt, daß wir keine ehrversessenen Leute sind. Wären wir es, würden wir anders auftreten – übrigens, der Krähenindianer heißt Luchsauge.«
    Damit waren, aus meiner Sicht, die Verhältnisse wieder einmal geklärt. Stillschweigend fügte man sich; die ehrgeizigen Herrschaften gesellten sich zu den Ihren, und der dankbar nickende Indianer bedeutete uns, daß wir den Speiern schon ganz nahe seien, nur noch wenige Meilen trennten uns. Das bedeutete indes noch einen weiteren Tagesmarsch; es gab ja nirgends Straßen oder Wege, kaum je einen Pfad. Weil Halef und Hirtreiter unsere Gefährten und überdies geschickte Reiter waren, durften sie mich und Winnetou begleiten. Luchsauge, ein ebenfalls noch jungenhafter Mensch mit wirklich funkelnden Augen, setzte sich mit seinem braun-weißen Schecken vor uns. Nicht gerade im Galopp, aber sehr viel zügiger als bisher ging es nun voran. Unser Vorsprung wuchs, wir gewannen rasch an Höhe.
    Als der Grat sich verbreiterte und einige mannshohe Überhänge uns und unseren Pferden Schutz boten, ruhten wir ein wenig. Tief unter uns sahen wir die Washburn-Kompagnie folgen, als zäh dahinkriechenden Wurm. Die Luft hier oben war so blau und klar, daß sich trotz der schon reichlichen Entfernung Einzelheiten ausmachen ließen. Zwanzig Pferde und fünf Maultiere reihten sich aneinander; seine Planwagen hatte der Troß bei dem Indianerangriff eingebüßt. Ich sah sie alle, die Kinn-, Voll- und Schnauzbartträger: den unbeugsamen Washburn, wie immer an der Spitze reitend; Langford, dem es obliegen würde, in seinen Aufzeichnungen eine andere Geschichte zu erzählen

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