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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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wüster Fluch: Auf dem Plateau hatte ein Kampf begonnen!
    Ich weiß bis heute nicht, wie mir das möglich wurde, was ich nun tat, ins Mark getroffen von der Vorstellung, Hayes möge Alma in die Tiefe stoßen. Jedenfalls riß ich den mir hinderlichen Henrystutzen vom Leibe und sprang gegen die Felswand. Hatte ich zuvor gefroren, waren mir Finger und Zehen klamm geworden. Einerlei. Ich kletterte nicht, ich flog den Kamin hinauf!
    Halef rief hinter mir her:
    »Sihdi, warte!«
    Ich hörte nicht auf ihn. Über mir schrie Alma – das genügte, um alle meine Kräfte zu bündeln. Das Mädchen würde sich wehren und konnte Hayes bestimmt ein paar Augenblicke an seiner schauderlichen Absicht hindern, aber was, wenn Kilmer und die anderen ihm zu Hilfe kamen?
    Schon erreichte ich den Sims, mußte aber, um auch nur den äußersten Rand zu fassen, abermals einen Sprung wagen, diesmal in die richtige Richtung, nach oben. Ich sprang, gottbefohlen, und erhaschte eine Steinkante. Mochte sie brechen und mich stürzen lassen, ich zog mich mit meinem ganzen Gewichte an ihr hoch, warf mein rechtes Bein hinterher, bekam auch mit Stiefel und Wade Boden zu fassen und drehte mich noch im Hochziehen auf den festen Untergrund – nur ein sehr guter Turner vermag so etwas.
    So stand ich nicht auf der Ebene, ich lag, kauerte halb auf ihr. Das machte nichts, denn nun konnte ich meinen Feind sehen:
Milton Hayes alias Walter Heise! Von einem Halbkreise umstanden, welcher von Kilmer und Konsorten gebildet wurde, hieb er auf Alma ein, auf ein Mädchen! Beinahe schwarz wurde mir vor Augen, als mich der Zorn übermannte. Einen wohl tierischen Schrei von mir gebend, stieß ich mich von dem Felsenrand ab und erreichte wirklich Hayes. An seinem kupferfarbenen Gehrocke bekam ich ihn zu fassen, an den Schultern, denn er hatte mir den Rücken zugewandt; weder er noch die anderen hatten überhaupt meine Anwesenheit bemerkt. Das änderte sich nun, denn er ließ von Alma ab und fuhr herum:
    »Was – wer – Old Shatterhand?«
    »Lassen Sie Alma zufrieden!«
    »Sie Idiot, diesmal geht es nicht um Gläser und Brillengestelle!«
    »Nein, Hayes, es geht um Menschen und Wasserspeier!«
    Noch während ich Hayes gepackt hielt und ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen versuchte, bemerkte ich, wie seine Rechte eine gewohnte Bewegung ausführte. Ich wollte dies verhindern, aber es gelang mir nicht. In der nächsten Sekunde blitzte vor meinen Augen eine Klinge auf – das Bärenmesser!
    Nach der Kälte und den langen Minuten, die ich an dem Felsen ausgeharrt hatte, mußte ich gegenüber Hayes im Nachteil sein. Er, der in dem Gespräche mit Alma indirekt Gelegenheit zum Ausruhen gefunden hatte, verlor nun keine Zeit, mit der schrecklichen Waffe auf mich einzudringen. Zwar verfügte ich immer noch über mein Messer, aber es zu ziehen fiel mir nicht ein. Ich wollte den Kerl lebend, ihn mit meinem Jagdhieb fällen.
    Wahrscheinlich war das ein Fehler von mir. Wo ich es auf Schonung anlegte, nahm Hayes keine Rücksicht. Er wußte, daß es für ihn um alles ging, wiewohl seine Männer jederzeit auf mich feuern konnten. Dies zusätzlich ins Kalkül ziehend, blieb ich keine Sekunde auf demselben Fleck, ja versuchte gar, Hayes möglichst nahe zu kommen, auf daß ein jeder Schütze Gefahr liefe, auch ihn zu treffen. Das jedoch brachte mich dauernd in die Nähe des Bärenmessers,
dieser Machete, welche Hayes zwar geschickt wirbelte, mit der er aber bisher keinen einzigen Treffer erzielen konnte.
    Es darf sich niemand diesen Zweikampf als aufrichtig und anständig vorstellen. Hayes wollte meinen Tod, wie gesagt, und so versuchte er, mich an den Abgrund zu treiben. Einstweilen blieb mir zur Gegenwehr nur, vermittels meiner Schnelligkeit und etlicher Finten seine Kräfte zum Erlahmen zu bringen. Mochte der Mann mir ähnlich sehen, wie er wollte, er zählte doch gut doppelt soviel Jahre wie ich. An seinem bald einsetzenden Keuchen und Stöhnen merkte ich, wie sein Schwung erlahmte, sein Atem kurz wurde. Die richtige Gelegenheit war gekommen.
    Zur Überraschung meines Feindes und scheinbar aus Schwäche ließ ich mich rücklings zu Boden fallen. Sofort lief mir Hayes in die Falle, denn er setzte nach, nahm sein Bärenmesser mit beiden Händen beim Knauf und verriet mir so, daß er nicht schlitzen, sondern mich mit einem einzigen gewaltigen Hiebe erstechen wollte. In dem Augenblick aber, da er seine ganze Kraft auf diesen einen Hieb konzentrierte, drehte ich mich schnell zur Seite und

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