Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
Vom Netzwerk:
zusammen, während mein eigener Leib, angespannt wie eine Feder, emporklappte, und wen sah ich? Ich sah – Theobald Hirtreiter!
    Ungeduldig wie ein Boxer, mit den gespreizten Beinen wippend, so stand er vor mir und lächelte, und mit beiden Händen hielt er den Stiel seiner letzten verbliebenen Königlich Bayerischen Hofbratpfanne. Rotgolden glänzte sie, denn sie war aus bestem Kupfer.
    »Ha, da liegt er, der Sapperlotter, den besten Hanfstrick soll er
kriegen! Seht Ihr nun, Master Shatterhand, wie ich mich in der Neuen Welt zurechtfinde? Ich habe Hayes abblanchiert und durchpassiert, daß ihm die Augen übergingen. Ein Glück für ihn, daß mein Boucher, der Küchenfleischer, nicht mit hier ist. Oder mein Rôtisseur, der Bratenkoch, gar mein Légumier, der Gemüsekoch. Meine Küchenbrigade würde den Bazi durchwalken, bis ihm der Pansen freiläge, zu Mehlschwitze würde sie ihn verarbeiten!«
    »Jo-hann Rot-ten-hö-fer«, sagte ich betont langsam – die Augen meines Retters weiteten sich vor Freude, und er senkte sein kupfernes Schlaginstrument.
    »Johann Rottenhöfer hat mir seinen besten Koch und Kämpfer geschickt«, begann ich wieder. »Und keine Sekunde zu früh. Vergelt’s Gott, Herr Hirtreiter!«
    »Nein, nein, sagt mir nicht danke, Master! Der Wahrheit zuliebe – ausgebüxt bin ich, nachdem auch Euer Freund umgekehrt war. Herr Luchsauge, dachte ich, käme auch ohne mich zurecht. Ihr müßt wissen, Herrn Halef verlangte es zu klettern, aber ich wollte reiten. So stieg er auf den Felsen und ich in den Sattel. Kurz bevor ich hier oben ankam, trafich auf Winnetou, und zusammen, das darf ich wohl sagen, haben wir die Sache in den Griff gekriegt – in den Griff meiner Pfanne! Das Kupfer leitet die Wärme am besten, und wenn man Rindfleisch – – – «
    Ach, mein Erster Mundkoch, er war nicht ohne Witz. Das Aufschneiden lag ihm genauso wie dem »Herrn Halef«, doch weil ich auch ihm keine Vorhaltungen machen wollte, ließ ich ihn weiterreden und grinste nur. Da endlich warf der liebe Bayer die Pfanne fort, mit der er Hayes in den Schlaf geschickt hatte, und reichte mir beide Hände. Ich ergriff sie nur zu gern, und der äußerst ramponierte »Master« wurde in die Senkrechte emporgezogen, weil er sich für die Waagrechte noch ein paar Jahrzehnte Zeit lassen wollte. Ich ordnete, was an meinem Lederwams noch zu ordnen war, und steckte das ominöse Bärenmesser zu mir, mit dessen Geheimnis ich mich zu gegebener Zeit beschäftigen wollte.

    Erst jetzt bemerkte ich, daß um uns her die wildeste Schlacht im Gange war. Viel länger als gedacht, hatte ich offenbar mit Halef in der Wand gehangen, hinzu kam der Zweikampf mit Hayes, kurzum, die Spanne hatte hingereicht, um Washburns Vorausabteilung heraufzuführen, und nun sah ich auch den Mann, der dies möglich gemacht hatte: Winnetou!
    Washburns Männer attackierten die von Kilmer, und zum ersten Male in diesen Tagen floß Blut, zum Glück nur auf der richtigen Seite. Ein einziger Blick genügte mir zu erkennen, daß Montana über Wyoming siegen würde. Also konnte man auf mein Eingreifen verzichten, und ich durfte es mir gestatten, sogleich zu Winnetou zu eilen. Die Silberbüchse im Anschlag, sicherte er das Leben Almas.
    Bewundernd sah sie zwischen uns beiden hin und her. Als keiner von uns darauf reagierte, ging sie zur Seite und senkte den Blick.
    »Mein Bruder Scharlih hat einen großen Kampf geführt. Er rang mit dem eigenen Schatten.«
    »Ja, Winnetou. Aber es war der Schatten der Vergangenheit, und diese Vergangenheit war nicht die meine. Ich mußte es dennoch tun – kannst du das verstehen?«
    »Der Große Geist liebt Old Shatterhand! Darum hat er verhindert, daß er so wurde wie dieser Mann.«
    Dieser Mann, sagte Winnetou, denn die Worte Hayes oder Ma-ta-weh wollten ihm nicht mehr über die Lippen. Er sprach weiter:
    »Winnetou weiß, was seinen Bruder bedrückt. Er glaubt, eine Niederlage erlitten zu haben, doch er hätte sich auch ohne To-na-ka-pahs Hilfe befreit, denn er ist weise. Man kann gegen sein Ebenbild nur kämpfen, aber nicht dagegen gewinnen. Der dort, er hat es erfahren – – – «
    Eigentlich hatte Winnetou auf den bewußtlosen »Kupferkönig« zeigen wollen, doch plötzlich war dieser verschwunden. Schon zeigte sich der Grund dafür: Kilmer! Er hatte sich aus dem Gemenge freigekämpft und war zu Hayes gerannt. Ungehindert
hatte er ihn auf dessen längst gesatteltes Pferd heben können und war dann auf sein eigenes gesprungen.

Weitere Kostenlose Bücher