Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
Vom Netzwerk:
ihren Bodenschätzen die Welt anführen, wenn Männer wie ich es
wollen. Deshalb werde ich hier die Erde aufreißen und ihr alles entnehmen, was für so viele auskömmliche Verhältnisse bedeuten wird – und natürlich für mich einen gewissen Wohlstand. Sie, liebes Fräulein, sind gebildet, obendrein sind Sie schön. Was ich Ihnen biete, wird kein anderer Mann Ihnen bieten. Wäre es das Geld allein, über das ich in Bälde verfügen werde, ich lachte über mich selbst. Doch mit meiner Person erhalten Sie mehr als nur einen hundert- oder zweihundertfachen Millionär. Ich darf behaupten, ein Mensch zu sein, der nicht nur genau weiß, was er will, sondern auch versteht, es sich zu nehmen. Mich schreckt kein Krieg und keine Krankheit, kein Verbot und kein Gesetzbuch – Alma, ich weiß, daß Sie Old Shatterhand nicht abgeneigt sind. Gewiß, er ist jünger als ich, aber ich bin reifer und verfüge über Erfahrungen, die ihm abgehen. Wie ich ihn einschätze, wünscht er sich lediglich ein liebendes Weib an seine Seite. Dazu, Alma, taugen Sie gewiß. Aber Sie können noch so vieles mehr, Sie haben das Zeug zur Dame. Weshalb sollten Sie all Ihr Lebtag in Wolle und Leinen einhergehen, wenn Sie Spitze und Seide tragen können? Warum sollten Sie Ihr Leben in Kötzschenbroda beschließen, in Coswig oder Moritzburg, wenn Sie doch Paris sehen können, Wien und London oder Budapest? Waren Sie schon einmal bei den Tempelruinen von Luxor, auf der Akropolis in Athen? Mit meinem Gelde können Sie jeder Liebelei frönen: Geschmeide, ein eigener Salon, eine Waffensammlung, und falls es Sie danach verlangt, kaufe ich Ihnen ein Adelsdiplom. Alma, werden Sie mein schönster Besitz. Überlassen Sie Old Shatterhand dem Schicksal, das ich für ihn vorgesehen habe. Sagen Sie ja zu mir – zu mir und meinem Kupfer!«
    Noch immer lag ich mit Halef in jener Felsspalte. Seit Jahren hatte ich an das Wort »Greenhorn« allenfalls eine sehr neblige Erinnerung gehabt. Jetzt entwölkte sie sich, und ich mußte denken, wie oft ich seither Menschen belauscht hatte, welche die ruchlosesten Pläne ausgeheckt hatten. Meist war es mir gelungen, diese Absichten zu durchkreuzen. Nie aber habe ich mich in einer solch
mißlichen Lage befunden wie an jenem Kaminfelsen im Yellowstone. Wo ich mit Halef zwischen Leben und Tod feststeckte, sollte Alma sich für mich oder Hayes entscheiden.
    Auch an Scha-na-tse, den Medizinmann der Schoschonen, mußte ich denken – was hatte er mir vorausgesagt? Sobald meine Hände den seinen glichen, hatte er gesagt, würde Ma-ta-wehs Ende nahe sein, also Hayes sterben müssen. Die ersten seiner Worte waren Wirklichkeit geworden, hatten doch Kälte und Schmerz meinen Händen derart zugesetzt, daß sie den seinen durchaus ähnelten. Und der Rest? Der letzte blutige Rest?
    Wieder hörte ich Alma sprechen. Ihre Stimme klang fest und entschlossen – o wie ich das Mädchen bewunderte!
    »Mister Hayes, seit unserer ersten Begegnung bei Herrn Pfäffle wollte ich nicht wahrhaben, was man so über Sie sagte. Ehe ich von Mister Washburns Expedition erfuhr, hielt ich Sie für einen respektablen Geschäftsmann und Ihr Vorhaben für einzigartig. Auch räume ich ein, daß mich Ihre Lebensart beeindruckt hat. Sie verstehen es, zu repräsentieren, und Sie haben Finesse. Aber Ihre Taten decken sich nicht mit Ihren Worten. Mein Fehler war, Sie selbst als Gefangene bei den Schoschonen noch nicht durchschaut zu haben. Erst als ich Sie belauschte, wie Sie mit Kilmer über Mord sprachen, gingen mir die Augen auf. Old Shatterhand hatte recht: Sie waren es, der die Indianer auf die Fährte von Herrn Halef und mir gesetzt hat, denn zunächst rechneten Sie nicht damit, daß ich mich, in Männerkleidung und nur mit einem einzigen Begleiter, auf die Suche nach den Meinen machen würde. Dann, als Sie vom Scheitern Ihres Plans erfuhren, ließen Sie uns abermals überfallen, nun mit der Absicht, Washburn und alle anderen massakrieren zu lassen, desgleichen Herrn Halef, Herrn Hirtreiter, Winnetou und Old Shatterhand. Überhaupt er! Was hat er für mich getan, und wie habe ich es ihm gedankt! Verraten habe ich sie alle, ganz besonders aber ihn, als ich Ihnen abermals folgte, quer durch die Reihen der Schoschonen, auf die Sie bedenkenlos feuern ließen – Menschen, die zuvor noch Ihre Verbündeten waren. Daß Sie es nur
wissen: Ich verachte Sie und sage mich los! Jedem Gericht würde ich mich als Zeuge gegen Sie zur Verfügung stellen. Ich will mit Milton

Weitere Kostenlose Bücher