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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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Blut darf dabei nicht fließen, am wenigsten meines.«
    »So? Und wie denkst du dir dann den eindeutigen Begriff Blutsbrüderschaft?«
    »Das weiß ich nicht! Ich dachte, dieses Wort sei nur symbolisch gemeint. Als Rechtgläubigem ist es mir verboten, Haut oder Ader zu ritzen, um Blut daraus quellen zu lassen, selbst wenn es sich dabei um dich, meinen allerliebsten Sihdi, handelt. Der Koran – – – «
    »Schon wieder dieser!«
    »Und doch ist es so, Sihdi. Uns ist kein Schriftgelehrter zur Hand, welcher Auskunft darüber geben könnte, ob eine solche Prozedur gegen die siebenhundert Gebote Mohammeds verstößt. Doch schaffe mir einen solchen herbei, und laß uns hören, was er zu sagen hat, und wir schneiden unverzüglich.«
    »Nix da«, polterte Hirtreiter los. »Lang genug haben wir g’wartet. G’schnitten wird, daß eine Ruh’ wird, und wenn ich mir von Herrn Carl Joseph Effner, unserem Herrn Oberhofgärtner und königlichen Hofgarten-Inspektor, ein noch schärferes Messer oder sogar eine Gartenschere leihen muß!«
    Winnetou hatte uns zugehört. Weich umarmte er den verzweifelt blickenden Halef, und ebenso weich sagte er:
    »Meinem Bruder Halef wird nichts geschehen, was seinem Glauben zuwiderläuft. Wenn er es wünscht, kann er sich zu Hause mit den Weisen seines Stammes beraten. Auf jeden Fall wohnt er bereits auch jetzt im Herzen Winnetous.«
    »Hamdulillah! Im Herzen Winnetous wohne ich, habt ihr alle
gehört? Im Herzen meines Sihdi wohne ich sowieso. Ich bin also Blutsbruder des einen und Blutsbruder des anderen, ganz ohne Schneiden!«
    Ich schwang das Bärenmesser. »Halef, die Zeremonie der Blutsbrüderschaft ist nur aufgeschoben, bis dir der Rat eines Predigers zuteil wird. Du wirst finden, daß euer Buch und dieser Ritus nicht im Widerspruch zueinander stehen.«
    »Aber dieses furchtbare Messer, Sihdi?«
    »Wir wissen, daß ein Geheimnis darum ist, nicht aber, wer die Menschen sind, welche es betrifft. Darum, Halef, und bis wir den Boden deiner Heimat betreten, übergebe ich das Messer dir. Wieviel Unglück es hierzulande angerichtet haben mag, dir und mir soll es Glück bringen, wenn wir uns eines Tages doch noch mit unserem Blute verbinden.«
    »Unser Blut – – – «, wiederholte Halef, doch dann fielen wir uns in die Arme, ohne diese zu ritzen oder zu schneiden, und freuten uns sehr.
    Allerdings gab es noch einen Dämpfer, wenigstens für einen unter uns. Das war, als Hirtreiter erzählte, er sei zum Dank für sein Pfannengefecht mit Hayes angeheuert worden, in Deutschland bei einer großen Hochzeit zu kochen – der Hochzeit unseres Fräuleins!
    Oho, das ging aber schnell! Ich jedenfalls wußte noch nichts davon.
    Hirtreiter wußte mehr. »Master, gleich werdet Ihr der glücklichste Mensch auf Erden sein. Mir hat Fräulein Alma ihre Pläne als erstem enthüllt, und ich gebe sie Euch weiter. Denkt nur, bei ihrer Hochzeit werdet Ihr ebenfalls anwesend sein.«
    »Ja, das erwarte ich«, lächelte ich glückselig.
    »Richtig, Master, und Ihr werdet Euren Sonntagsstaat tragen.«
    »Das pflegt so zu sein, wenn man als Bräutigam seiner Braut begegnet.«
    »Bitte, Master, wer ehelicht hier wen? Fräulein Alma ist einem Leutnant versprochen!«

    »Wie, von welchem Leutnant sprechen Sie?«
    »Von dem Leutnant – – – « Hirtreiter nannte den Namen einer sehr alten, sehr hochmögenden Adelsfamilie und fuhr fort: »Und Ihr, Master, Ihr werdet zum Trauzeugen der Braut bestellt. Freut Ihr Euch?«
    Ich wußte nicht zu sagen, ob oder wie sehr ich mich freute.
    Alma – bald schon verheiratet – mit einem Leutnant – – –
    Doch schon war mein neuer Blutsbruder parat, denn Halef sprang auf und sauste zu den Pferden. Als er zurückkam, hatte er ein nicht allzu großes, gut verschnürtes Paket dabei. Er legte es feierlich vor mich hin, und ich öffnete es voll Neugier. Was es enthielt?
    Ein vollständiges Wüstengewand aus feinstem, dünnstem Stoffe hatte Halef mir mitgebracht: Kaftan und Burnus, als Kopfbedeckung wahlweise Turban und Fez – ich hatte die Wahl, es war alles da!
    »Sihdi, in der Oase Dschunet erwartet dich Abu Saleh, der Vater des Teufels. Unter seinen vielen Gefangenen befinden sich Fräulein Almas Eltern sowie Erna, ihre Schwester. Ihr habe ich von dir erzählt. Sie selbst ist ein Wunder der Natur, denn sie ist genauso jung und schön wie ihre Schwester, besitzt aber mehr Gefaßtheit und Sanftmut. Sie gehört noch keinem Manne an – was sagst du dazu, Sihdi?«
    »Nun –

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