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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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und weil niemand den Zugang zu meinem Wasser verlieren will, seid auch ihr, Unglückliche, in meine Hand gegeben. Ob mein Zorn euch zerquetscht oder ob ihr Gnade erfahrt, liegt an euch. Warum senktet ihr euren Kopf nicht, wie ein jeder es tut, wenn ich erscheine, selbst mein General und mein Hofmarschall? Warum flehtet ihr nicht sofort um euer Leben; warum muß ich meine Gardisten heißen, euch niederzuzwingen? Ich bin gespannt, von Faris Abbas zu vernehmen, was es mit euch auf sich hat. Seid ihr verständig, werdet ihr fortan arm sein, aber am Leben bleiben. Seid ihr aber klug und erweist ihr euch als stark, erlaube ich euch, in meine Dienste zu treten. Nicht wenige sind durch mich wohlhabend geworden und bekleiden höchste Ränge. Sehe ich euch aber weiterhin
widerspenstig, so erwartet euch strengste Züchtigung, ausgeführt von diesem Meister hier, meinem treuen Aidschan. Am Ende seiner Arbeit steht für euch die Sklaverei – oder der Tod. Und damit willkommen, Fremde. Seid willkommen in der Oase Dschunet, im Reiche Abu Scheitans!«
    Kaum war das gesprochen, wichen die Soldaten, die Halef und Sir Edward die ganze Zeit über niedergehalten hatten, zurück.
    »Erhebt euch, und seht mich an!«
    Halef und Sir Edward folgten der Anweisung, doch saß Saleh ja beinahe im Dunkeln, neben sich nur die schwarzrote Glut des Messingbeckens, aus dem die erstaunlichsten Aromen stiegen.
    »Blickt einander an, auf daß euer Entsetzen sich verdopple!«
    Weil sie immer noch an eine Posse denken mochten, gehorchten Halef und Sir Edward auch diesem Befehl. Allmählich wurde deutlich, weshalb man ihnen und den anderen Reisenden fürs erste sämtliches Eigentum belassen, ja nicht einmal den Versuch unternommen hatte, sie nach Geld oder Wertgegenständen zu durchsuchen. Allein dem »Vater des Teufels« waren etwaige Kostbarkeiten auszuliefern, ganz für sich allein beanspruchte er das Recht, die Hand nach jedem einzelnen Stück auszustrecken. Offenbar beargwöhnte er selbst jene, die angeblich so treu zu seinen Seiten standen: Aidschan, der feiste Mohr, sowie Faris Abbas, der undurchsichtige Räuberführer.
    Halef hielt es für geboten, sich diesen Umstand nutzbar zu machen. Stolz rückte er seinen Turban zurecht, als befände er sich in der vornehmsten, heitersten Gesellschaft sowie in einem Palaste, etwa zu Kairo oder Damaskus oder in den lauschigen Gärten des Nils oder am Barada. Mit viel Grazie verbeugte er sich und ließ dabei seine Hand eine weltläufige Bewegung beschreiben, wie sie einem französischen Chevalier oder einem spanischen Caballero zur Ehre gereicht hätte. So ernst, geradezu gefährlich die Lage auch sein mochte, der kleine Scheik war entschlossen, sich mit dem »Emir« einen Hauptspaß zu machen.
    »Der Friede Allahs sei mit dir, o Saleh! Wir danken dir für die
Einladung in deine Festung; gern sind wir ihr gefolgt. Doch fordert nicht der Koran, einem jeden Rechtgläubigen den Friedensgruß zu entbieten, geschweige denn ihn zu erwidern? Darum Friede für dich, o Saleh, der du, wie es scheint, nur der Stellvertreter des eigentlichen Herrschers bist.«
    »Was wagst du!« rief Saleh aus seinem Halbdunkel. »Hat dir die Angst die Ohren verstopft? Mich selbst hast du sagen hören, wem die Oase und alles darin untertan ist! Es gibt hier keinen Stellvertreter und auch keinen uneigentlichen Herrscher. Ich allein bin der Gebieter, euer aller Gebieter!«
    Haleflächelte zu diesen Worten so gewinnend, wie er hartnäckig blieb. »Abermals, o Saleh, entbiete ich dir den Friedensgruß, der Prophet hat ihn uns zusammen mit dem Koran geschenkt. Erinnere dich weiter, daß er wünschte, alle Rechtgläubigen möchten zusammenstehen. Feinde von außen gibt es genug – warum betrachtest und behandelst du uns als Eindringlinge? Eben noch rühmtest du dich deiner Unbesiegbarkeit. Du sprachst davon, als Kämpfer selbst Gewehren und Kanonen zu trotzen. Wie soll ich da glauben, daß es dich in Wallung bringt, wenn zwei Unbewaffnete vor dich gebracht werden? Man wird dir berichten, daß ich der Mann bin, welcher noch vor wenigen Stunden einem deiner Gardisten das Leben gerettet hat. Um so mehr verwundert es mich, daß du mir keine Dankbarkeit zu erweisen weißt. Anstatt mich zu loben, zürnst du mir – würde ein wahrer Souverän nicht nachsichtig sein? Würde er nicht abwarten, bis sein siegreicher Anführer ihm Rapport erstattet? Nochmals: Friede sei mit dir, o Saleh. Mein Gefährte und ich, wir freuen uns auf dich und sind bereit,

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