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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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Saleh. Anders als dein unglücklicher Neffe ist er am Leben und befindet sich wohl. Allerdings, ihn niemals wiederzusehen wird mir größere Pein bereiten, als selbst der Sjambok Aidschans es vermag. Sobald du uns nämlich gezüchtigt und gebrandmarkt
hast, haben wir Dienst in deiner Armee zu versehen, wie du es bestimmt hast. Kara Ben Nemsi wird also umsonst auf mich warten. Vergeht die kurze Spanne Zeit, um die herum wir uns vereinbart haben, zieht er seines Wegs – für immer.«
    Diese Neuigkeit wirkte.
    Hatte Saleh sich bisher als unantastbar gegeben, so verriet sein Zögern erstmals Zweifel. Sich des Gehörten vergewissernd, packte er Halef am Genick, vermied aber allzu große Härte.
    »Wann und wo sollst du dem Christenhund begegnen?«
    »Hier im Tassili-Gebirge ist es bereits zu spät. Weil wir kein Wasser finden konnten, versäumten wir die nämliche Woche, so daß Kara Ben Nemsi wohl weiterzog. Als wir den vereinbarten Ort erreichten, fanden wir lediglich Spuren seines Lagers. Jetzt gibt es überhaupt nur noch eine einzige Möglichkeit, ihn zu treffen, aber die ist leider ganz ausgeschlossen.«
    »Was ausgeschlossen ist, bestimme ich. Nenne den Ort!«
    Halef, mit der Unschuld einer Nachtigall, sagte nur ein einziges Wort, das aus drei Silben bestand:
    »Amerika!«
    Mit einer Bewegung, die Abscheu und Enttäuschung zugleich ausdrückte, stieß Saleh den Gefangenen gegen den Pfahl.
    »Amerika!« wiederholte er finster. »Genausogut hättest du sagen können: die Sterne. Nun ist der Mörder meines Neffen für mich verloren, verloren, verloren!«
    »Ja«, setzte Halef nach. »Das denke ich auch. Deshalb bat ich ja, mir zuerst die Peitsche zu geben. Laß uns gemeinsam Tränen vergießen, ein jeder über ein und denselben Mann. Vorwärts, Aidschan. Tue deine Pflicht, zögere nicht. Schlage tüchtig zu!«
    Aidschans Mohrenkörper durchlief ein konvulsivisches Zukken, weil er es doch gewohnt war, einem jeden Befehl zu gehorchen, selbst wenn er von einem Fremden kam. Aber er beherrschte sich, weil er dieses Widerspruchs offenbar gewahr wurde. Nur ein zutiefst unglücklicher Seufzer kam von ihm, wie um seine und Salehs Stimmung geräuschvoll zu illustrieren.

    »Wie weit ist es bis nach Amerika?« ließ sich da eine neue, ganz andere Stimme hören.
    Soweit seine Fesseln es erlaubten, drehte Halef sich nach dieser Stimme um, aber als Sprecher dieser Worte erblickte er – Saleh. Für einen weiteren Moment nahm das sonst so machtvolle Organ des Despoten den Klang eines sehnsuchtsvollen Kindes an:
    »Wie lange benötigt eine Dau 31 für den Weg nach Amerika?«
    Halef, sich dem Pfahle zuneigend, lächelte still, was niemand sah. Zur Antwort gab er:
    »Keines, o Saleh, keines unserer Schiffe kann eine solche Fahrt bestehen. Hätte man je von einem Araber, einem Beduinen, ja von einem Targi gehört, der unseren Kontinent verlassen und Amerika erreicht hätte, selbst nur England? Umgekehrt geschieht es jeden Tag. Seit den Kreuzzügen sind die Ungläubigen im Bunde mit dem Wasser – Wasser, das auch du, o Saleh, im Überfluß besitzt, welches in deinem Reiche aber gerade ausreichend ist, um mit einem Nachen überquert zu werden. Es sei denn – – – «
    »Ja?« Salehs Augen leuchteten auf.
    »Es sei denn, man verfügte über eines der fremden Schiffe, wie sie im Hafen von Algier liegen. Frage den Effendi neben mir. Er besitzt ein solches Schiff. Zwar kennt er Kara Ben Nemsi nicht, aber er ist tapfer und könnte die Reise wagen.«
    »Unsinn«, wehrte Saleh ab. »Du allein bist mit Kara Ben Nemsi bekannt und vertraut. Lasse ich den Engländer gehen und behalte dafür dich, so segelt er mir auf und davon. Lasse ich euch beide gehen, verliere ich doppelt. Nein, es ginge nur andersherum: Er, der Engländer, müßte dir sein Schiff geben, aber er müßte in meinem Gewahrsam verbleiben. Du allein wärst der Mann, der eine solche Fahrt antreten könnte.«
    »Selbst wenn ich es täte, o Gebieter, so müßte ich nach meiner Ankunft erst dies weite Land Amerika durchqueren, um an irgendeinem Punkte zu meinem Sihdi zu gelangen«, scharmierte Halef.
»Viele Wochen wird es dauern und viele Piaster kosten, welche dort Dollars heißen und nach einem anderen Wert gerechnet werden. Meine Mittel sind erschöpft. Die Bücher Kara Ben Nemsis in deiner Oase zu verkaufen wird kaum möglich sein, du verbietest ihren Gebrauch. Ohne Geld indes – – – «
    »Geld, Geld!« wiederholte Saleh knurrend. »Was immer es kostet, das Schiff des

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