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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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Gefahren«, wehrte ich ab. »Und auch das Reiseerzählen überlaßt hübsch mir. Dafür vergreife ich mich nicht an Euren Fasanenbrüsten auf königliche Art und fülle auch keine Schnepfen mit Trüffeln.«
    Hirtreiter spitzte die Ohren. »Was sagt Ihr? Filets de faisan à la royale? Bécasses farcies aux truffes? Ja, Master, Ihr seid ja ebenfalls ein Kenner der feineren Küche, wie es bei Johann Rottenhöfer heißt. Habt Ihr etwa sein Werk gelesen?«
    »Dazu ist es noch nicht gekommen.«
    »Aber James Fenimore Cooper kennt Ihr und seine Lederstrumpf-Erzählungen? Genau wir Ihr beschreibt er die Freundschaft zwischen einem Weißen und einem Häuptlingssohne.«
    »Man hat davon reden hören.«
    »Oder das Buch ›Le Coureur de Bois‹ von Gabriel Ferry, was soviel bedeutet wie ›Der Waldläufer‹; der Mann war Franzose.«
    »Haben mir beide noch nicht die Hand geschüttelt.«
    »Master Shatterhand! Sowohl bei dem einen als auch bei dem anderen handelt es sich um Literaten! Wenigstens Mister George Catlins Buch über die Indianer Nordamerikas müßt Ihr verschlungen haben.«
    »Warum gerade dieses?«
    »Weil es die genauesten Beschreibungen über die rote Rasse enthält. Es ist bereits 1841 erschienen, also vor fast dreißig Jahren. Wer dieses und all die anderen genannten gründlich studiert hat wie ich, darf wohl behaupten, eine Vorstellung vom Wilden Westen zu haben – so gut, daß man fast glaubt, gar nicht mehr reisen zu müssen, sondern von daheim aus selbst darüber schreiben zu können.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Herr Hirtreiter, wann findet Ihr nur die Zeit, etwas zu lesen, erst recht, selber etwas zu schreiben? Ich dachte, Ihr hättet einen König zu bekochen – Eure Phantasie geht mit Euch durch. Das Tintenklecksen ist mit dem Blutvergießen,
ohne welches es hierzulande nur selten abgeht, nicht zu vergleichen. Seht mich nicht so bekümmert an. Ich weiß, was in Euch vorgeht.«
    Ich wußte, wie er fühlte. Schon einmal, vor noch gar nicht langer Zeit, war ich von einem anderen jungen Deutschen gefragt worden, ob er mich begleiten dürfe. Damals hatte ich dem Wagnis zugestimmt, das am Ende mich und Winnetou zur Weihnachtszeit eingeschneit gefunden hatte. Danach hatte ich beschlossen, es bei diesem einen Mal bewenden zu lassen. Für einen in der Wildnis unerfahrenen Menschen waren einfach zu viele Eventualitäten dabei, man konnte unmöglich – – –
    »Master«, unterbrach Hirtreiter meine Überlegungen. »Wenn Ihr mir nicht vertraut, vertraut auf meine Ausbildung. Sie ist der Grund, weshalb ich mich für alle Eventualitäten gerüstet sehe. Meine Lehrjahre bei Hofe – unter Johann Rottenhöfer, Ihr erinnert Euch – haben mir nicht nur Wissen beschert, sondern auch Eigenschaften in mir geweckt, die in jedem Lebensbereich nützlich sind.«
    »So? Übertreibt Ihr da nicht ein wenig? Daß Ihr großartig kochen könnt, weiß ich. Aber für eine Exkursion in die Wildnis bedarf es noch ganz anderer Fähigkeiten.«
    »Welcher denn? Ihr habt mich das Bärenmesser werfen sehen!«
    »Ja, aber ein Messer ist keine Schußwaffe.«
    »Ich weiß, und darum belege ich beim Preisschießen auf der Ebersberger Kirchweih Jahr für Jahr den ersten Platz!«
    »Aber wie steht es mit der Handhabung des Lassos? Eines Speeres, einer Axt oder eines Tomahawks? Mit dem Umgang mit Revolvern?«
    »Auch da weiß ich mitzuhalten, sobald Ihr es mir zeigt. Außerdem werde ich die Westmannskunst erweitern helfen. Ihr müßt nämlich wissen, im Fingerhakeln, auf der Ebersberger Kirchweih, da bin ich seit dem zwanzigsten Geburtstag Seiner Majestät unbesiegt, und heute feiern wir bereits den fünfundzwanzigsten! Auf jedem Maibaum zwischen Töging und Trudering, zwischen
Ampfing und Halfing findet man mich ganz oben, und das Schuhplatteln ist mein Lieblingstanz. Von mir können sich die Indianer etwas abschauen!«
    So ging es in einem fort. Immer neue, immer drolligere und aus seiner Sicht absolut zwingende Vergleiche zog Hirtreiter heran; er war eben, wie vor Jahren noch ich selbst, ein völliger Neuling und als solcher nicht zu belehren oder umzustimmen.
    Einigermaßen ratlos kratzte ich mich an der Stirn. »Lieber Herr Hirtreiter, das alles habt Ihr mir schon auseinandergesetzt. Euer Schwung und Eure Beharrlichkeit gefallen mir ja. Aber selbst wenn Ihr das größte Talent besäßet – jede andere Gesellschaft als Winnetous ertrage ich schlecht. Auch will und kann ich nicht Euer Aufpasser sein. Der Wilde Westen heißt auch

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