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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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auf. »Für welchen Bereich
bewerben Sie sich?«
    Â»Hauswirtschaft. Reinigung, Service, wo Sie gerade jemanden
benötigen, ich bin flexibel. Ich habe lange in leitender Stellung gearbeitet.
Über etwas Gleichwertiges würde ich mich natürlich besonders freuen.«
    Herolds kleine Schweineaugen flitzten von meinen Papieren
zu meinem Gesicht. Er ließ die Unterlagen sinken: »Sie haben in leitender
Tätigkeit gearbeitet?«
    Â»Aus privaten Gründen musste ich die Anstellung leider
aufgeben«, nickte ich.
    Herold klappte die Bewerbungsmappe zu. »Die Liebe lockt
Sie also ausgerechnet nach Bochum, hm?«, zwinkerte er.
    Achtung, böse Falle! Die Letzte, die irgendjemand einstellen
möchte, ist eine Frau im gebärfähigen Alter mit Heiratsabsichten. Ich rückte
die ungewohnte Brille auf meiner Nase zurecht.
    Â»Wenn Sie es gleich ganz genau wissen wollen, ist es eher
umgekehrt«, konnte ich nicht widerstehen, ihn auf die Indiskretion seiner Frage
hinzuweisen. »Mein Exverlobter war gleichzeitig mein Chef.«
    Â»Wie schade«, floskelte Herold, offensichtlich zufrieden
mit dieser Antwort.
    Â»Ich habe hier in Bochum meine Ausbildung gemacht«, wies
ich auf Viktoria Lebrechts Hauswirtschafterinnenzeugnis hin. »Mir gefällt die
Stadt. Ich würde mich freuen, wenn ich hier eine Anstellung finden würde.«
    Herold nahm meine Mappe und stemmte sich schnaufend aus
seinem Bürostuhl. »Möglicherweise kann ich etwas für Sie tun. Kommen Sie mit,
Frau Ziegler.« Er angelte nach dem Ärmel seines Jacketts und schaffte es beim
dritten Versuch hineinzuschlüpfen.
    Ich folgte ihm über den Flur an einigen Weihnachtsbäumen
vorbei zum Sekretariat des Klinikmanagements. Herold klopfte an und öffnete im gleichen Moment die Tür.
    Hinter dem Schreibtisch saß eine Sekretärin in einem eleganten
Hosenanzug aus dunkelbraunem Stoff. Sie war Mitte vierzig, groß, schlank und
rotbraun getönt, die Fingernägel sorgfältig lackiert und ihre Haut gebräunt,
aber noch nicht verschrumpelt. Zweifellos besuchte sie regelmäßig ein Solarium,
gehörte aber nicht zu den Brathühnern, die aussahen wie frisch gegrillt.
    Â»Morgen, Ramona«, begrüßt Herold die Sekretärin. »Ist sie
da?«
    Ramona nickte: »Kannst rein.«
    Sie deutete auf eine Tür, die anscheinend eine direkte
Verbindung zum Büro der leitenden Managerin darstellte.
    Während Herold anklopfte, musterte Ramona mich kurz, aber
genau.
    Ich folgte dem Hauswirtschaftsleiter ins Büro der Klinikmanagerin
und war erstaunt, wie groß der Raum war. Durch vier Fenster schien die schwache
Wintersonne herein. Außer dem gewaltigen, glänzend schwarzen Schreibtisch und
den Aktenregalen dahinter stand ein großer Konferenztisch inklusive eines
glitzernden Adventsgestecks und zehn Stühlen auf dem roten Teppich. Das Büro
duftete nach neuen Möbeln, Tanne und dem Instantcappuccino, den die Frau, die
aus dem Fenster sah, in der Tasse in ihrer Hand zusammengerührt hatte.
    Ich hatte sie erst im zweiten Moment bemerkt. Sie erschien
winzig in dem riesigen Büro. Jetzt drehte sie sich zu uns um. Ihre braunen
Augen waren schmal und standen leicht schräg. Ihre hohen Wangenknochen und das
spitze Kinn ließen ihr Gesicht dreieckig erscheinen. Mit dunklen Haaren hätte
sie asiatisch ausgesehen. Sie trug die bekannte Bürouniform: Blazer, Bluse und
Rock.
    Â»Hast du einen Augenblick, Katja?«, erkundigte sich Herold
unterwürfig.
    Sie stellte ihre Tasse auf dem sonst leeren Schreibtisch
ab.
    Â»Ich wollte dir Frau Ziegler vorstellen«, fuhr Herold
fort, als er sicher sein konnte, dass die Verwaltungsleiterin nichts dagegen
hatte. »Sie käme infrage für eine Tätigkeit im Bereich der Gebäudereinigung.
Sie war bisher in leitender Position beschäftigt.«
    Katja A. Schrages Blick wanderte an mir herunter und
wieder hinauf.
    Â»Was für ein Zufall«, bemerkte sie und reichte mir die
Hand.
    Â»Zufall?«, stellte ich mich ahnungslos.
    Ihre Hand war schmal, lauwarm und ihr Griff unerwartet
hart. »Hast du sie nicht informiert, Karl?«
    Â»Ich wollte euch erst bekannt machen«, schwitzte Herold.
    Die Frau verzog verächtlich den Mund. Sie nahm dem Dicken
meine Bewerbungsmappe aus der Hand und überflog die Papiere.
    Â»Steigenberger?« Sie warf mir einen kurzen Blick zu. »Warum
der Wechsel?«
    Â»Private

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