Hämatom

verschwörerisch zu und gingen zurück an die
Arbeit.

    Â 

23.
    Â»Frau Ziegler? Hoffmann, Empfang. Herr Krebs von der Firma Feudel ist im Haus. Ich hab ihn zu Ihnen
hinuntergeschickt.«
    Ach ja, der Termin, von dem mir Svetlana berichtet hatte.
Mit dem Leiter der Firma Feudel, die
uns Schrubber mit so fantasievollen Namen wie Opti-Clean und Feudelinchen, Wischlappen, Putzmittel, Staubwedel, Klobürsten und vermutlich auch noch
die Wattestäbchen, mit denen Adolf den ganzen Tag in der Nase bohrte, lieferte.
    Ich nahm den Ordner mit der Aufschrift Bestellungen
und Angebote aus dem Regal. Zuvorderst waren die Rechnungen abgeheftet, die
Svetlana solche Schwierigkeiten gemacht hatten. Weiter hinten stieß ich auf
Angebote verschiedener Firmen.
    Ich schlug das erste Angebot der Firma Feudel auf. Es ging um Feudelinchen , eine handliche Lightversion des
schwereren Opti-Clean- Schrubbers mit runder Bürste. Laut Hersteller Die
optimale Lösung für schwierige Ecken .
    Da klopfte es schon an der Tür.
    Als ich öffnete, stand ein kleiner, breitschultriger Mann
im Anzug mit einem ganzen Arm voll Besen, Wischer und Schrubber vor mir. In der
anderen Hand hielt er einen Korb mit Putzmitteln, Sprühflaschen und Dosen. Unter
seiner kleinen, spitzen Nase hing ein dicker Schnauzbart, der bei der Reinigung
glatter Oberflächen dem Opti-Clean Konkurrenz machen konnte.
    Â»Ja, bitte?«
    Â»Krebs, Firma Feudel. Sie sind sicherlich Frau Ziegler, die neue Leitung der Gebäudereinigung«, riss
er das Wort in geschäftsmäßigem Vertretertonfall an sich, in der Absicht, es
nicht wieder herzugeben. »Ich wollte Ihnen die neuesten Produkte der Firma Feudel präsentieren und bin sicher,
Ihnen und Ihrem Team die eine oder andere Möglichkeit zur Arbeitserleichterung
eröffnen zu können.«
    Mit einem Rums landete der Putzmittelkorb auf dem
Schreibtisch und die Schrubber krachten gegen die nächste Wand.
    Â»Wir haben in den vergangenen sechs Monaten einige
Neuheiten entwickelt. Da ist unter anderem dieses Meisterwerk der Technik: der Feger
5000 . Ein Besen mit Teleskopstiel
und praktischer Klickmechanik zum Austausch der Bürste. Es gibt sechzehn
verschiedene Bürstenaufsätze, mit denen Sie mühelos in jede noch so verzwickte
Ecke gelangen. Außerdem eine Aufstützhilfe für den Stiel, durch die die
Mitarbeiterinnen bei Verschnaufpausen ihren Rücken entlasten können. Und hier
der zum Gerät passende Schraubendreher und zwei Ersatzgewinde aus Edelstahl …«
    Ich beobachtete seinen Schnurrbart, der sich beim Sprechen
hin und her bewegte, als zappelte ein haariges Tier unter der Nase des
Verkäufers.
    Â»Der Ladenpreis liegt zurzeit bei 299 Euro. Sie bekommen
das alles selbstverständlich wie immer zu einem Vorzugspreis für Stammkunden
plus Großabnehmerrabatt für nur 249 Euro.«
    Sein Schnäuzer zog sich triumphierend in die Breite.
Krebs strahlte mich erwartungsvoll an.
    Aber ich musste erst mal verarbeiten, dass dieser Kerl
mir allen Ernstes einen Besen für 249 Euro andrehen wollte. Konnte das Ding
fliegen, oder was?
    Nein, noch besser: Eigentlich wollte er mir ja neunzehn
Besen von der Sorte verkaufen, einen für jede der Putzfrauen in meinem Team.
Und wenn ich gleich zwanzig nahm, bekam ich wahrscheinlich noch einen
Mengenrabatt, wobei er auch dann noch unverschämt reich werden würde.
    Ich warf einen Blick in die Ecken meines Abteilungsleiterbüros,
in denen sich langstielige Reinigungsgeräte ansammelten wie in anderen Räumen
Wollmäuse. Und ich überlegte, ob womöglich jeder dieser Staubfänger zweihundertfünfzig
Euro gekostet hatte.
    Ich griff nach dem Ordner mit den Bestellungen und Angeboten .
    Weil ich dem Feger 5000 nicht begeistert
applaudierte, griff Krebs zu einem neongrünen Wischmop.
    Â»Das hier ist eine weitere Neuheit, das Grüne Gift … «, setzte er zum nächsten Monolog an.
    Ich blätterte in den Angeboten.
    Tatsächlich hatte Feudelinchen 199 Euro gekostet, Opti-Clean sogar 299. Interessanterweise hatte Edith Möllering nicht nur Angebote der
Firma Feudel abgeheftet, sondern sich
auch bei anderen Firmen nach deren Schrubberpreisen erkundigt. Schrubber mit
Auswringhilfe und Eimer erhielt man ab dreißig Euro.
    Â»Das Grüne Gift entfernt selbst festgetretenen
Schmutz ohne anstrengendes Scheuern. Trocken verwendet haftet Staub wie von
selbst an den Fasern …«,