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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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selbst verhaften lässt, wann immer sie einen Vorwand dafür
findet.
    Wieso sitzt er ihr jetzt gegenüber und streicht
sich über die Glatze, sodass sie die Muskeln unter seinem eng sitzenden Rolli
unmöglich übersehen kann?
    Scheiße, er macht sie an!
    Der Groschen fällt und das rosarote Luftschloss, in
dem ich mit Danner schlafe, Molle Essen kocht, Kommissar Staschek beim
Detektivspielen behilflich ist und ich mit Lena, Karo und Franzi Prosecco
trinke, fängt auf seiner Wolke an zu wackeln. Immerhin hat Danner mal was für
die Schlampe empfunden.
    Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass er das
noch immer tun könnte. Hauptsächlich, weil er doch jetzt mit mir schläft.
    Als ich sehe, wie Danners Fuß unter dem Tisch an
Klaras Bein hinauf zwischen ihre Oberschenkel wandert, beginnt mein Luftschloss
über mir zu zerbröckeln. Große Steine lösen sich aus den rosaroten Mauern und
poltern um mich herum auf die nasse Terrasse.
    Wie habe ich derartig dämlich sein können?
    Danner hat in seinem Leben unzählige Frauen gehabt!
Wie bin ich darauf gekommen, dass ausgerechnet ich mehr für ihn bin als eine
seiner üblichen Drei-Monats-popp-und-weg-Beziehungen?
    Keine Ahnung.
    Ich stehe noch immer vor den beleuchteten
Restaurantfenstern im Regen, als Danner und die Schlampe in Richtung Aufzug
schlendern.
    Irgendwann stolpere ich betäubt zurück zu Molles
Bulli und fahre nach Hause, um dort angekommen festzustellen, dass ich kein
Zuhause mehr habe …

    Â 

27.
    Â»Das ist Frau Ziegler, die Leiterin der Gebäudereinigung. Sie
wird eine Ihrer engeren Mitarbeiterinnen sein, Herr Martens«, holte Adolf mich
zurück in das Büro des Hauswirtschaftsleiters.
    Martens. Bei dem Namen hätte ich drauf kommen können. Er
hatte ihn bei unseren Ermittlungen zu Eva Ahrends Selbstmord schon einmal
benutzt.
    Danner stand auf und kam um den Schreibtisch herum auf
mich zu. Ich starrte ihn an wie einen kettenrasselnden Geist.
    Noch immer war ich unfähig, mich zu rühren, doch irgendwie
bekam ich Danners hingehaltene Hand zu fassen. Und dann spürte ich gar nichts
mehr außer der bekannten, kribbelnd heißen Berührung, seinem kräftigen, rauen
Griff.
    Â»Vielen Dank, Frau Schrage. Ich will Sie nicht länger als
nötig aufhalten«, sagte Danner zu Adolf und ließ meine Hand wieder los. »Ich
denke, Frau Ziegler kann mich jetzt mit den Aufgaben der Gebäudereinigung
vertraut machen.« Er hielt der irritierten Managerin die Tür auf.
    Adolf bemerkte sehr wohl, dass er sie hinauswarf. Doch
sie setzte sich tatsächlich in Bewegung.
    Danner schloss die Bürotür hinter der Managerin und blieb
mit verschränkten Armen davor stehen.
    Wir waren allein.
    Â»Kannst du mir mal erklären, was dieses ganze Theater
soll?«, fragte er sachlich, doch der Unterton seiner Stimme ließ mich frieren.
    Mein Kopf war leer, sodass sich seine Worte wie ein unendliches
Echo darin wiederholten. Mir fiel keine Antwort ein.
    Â»Du verschwindest ohne ein einziges Wort, gehst nicht ans
Telefon, bist wochenlang weg, um dann im Krankenhaus eine Putzstelle
anzunehmen?« Seine Stimme wurde bei jedem Wort ein wenig lauter. »Warum bist du
abgehauen?«
    Ich schwieg weiter.
    Plötzlich glühten seine Augen vor Wut. Er stand noch
immer vor der Tür und er wusste es. »Ohne Antwort lass ich dich hier nicht
raus! Bist du schizophren? Hast du ’nen Knall? Oder was läuft bei dir nicht
richtig?«
    Â»Du hast mich beschissen«, wollte ich sagen, aber meine
Stimme funktionierte nicht. Ich bewegte zwar meine Lippen, aber die Worte kamen
nicht heraus.
    Â»Was?«, fuhr er mich an. Danner stand jetzt so dicht vor
mir, dass mir der leichte Alkoholgeruch seines Atems auffiel.
    Â»Du Arschloch!«, wollte ich ihn anschreien. Ich krächzte
eher, doch es wirkte trotzdem. »Du gehst mit Klara, der Schlampe, ins Bett!«
    Danner zuckte vor mir zurück, als hätte ich ihm eine Ohrfeige
verpasst. Mein Gehirn arbeitete noch immer schwerfällig. »Ich wusste ja, dass
du nach drei Monaten was Frisches brauchst!«, giftete ich zornig. »Aber dass du
ausgerechnet die Schlampe vögelst, ist ja wohl das Letzte!«
    Meine Worte wirkten wie ein Karatetritt in die Eier.
Wortlos wich Danner zurück und starrte mich an.
    Â»Warst du die ganze Zeit noch scharf auf sie?«, ließ ich
nicht locker. »Hast du all die Jahre darauf gewartet,

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