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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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dass du noch mal bei ihr
landen kannst?«
    Â»Setz dich«, sagte Danner.
    Er sah aus, als würde er mir jeden Moment eine reinhauen.
Als ich nicht reagierte, ging Danner um den Schreibtisch herum und setzte sich
selbst.
    Ich blieb stehen.
    Er stützte die Ellenbogen auf und rieb sich mit den Händen
durchs Gesicht. Plötzlich schien er müde.
    Ich wartete weiter.
    Â»Woher weißt du das?«, fragte er schließlich.
    Zumindest stritt er es nicht ab.
    Â»Ich bin dir gefolgt an dem Abend. Ich hab euch in dem
Restaurant gesehen.«
    Er verzog keine Miene, allein der gepresste Tonfall
seiner Stimme verriet seine Anspannung: »Was genau hast du gesehen?«
    Ich schnaufte verächtlich. Er glaubte doch wohl nicht
ernsthaft, dass er sich herausreden konnte?
    Â»Genug, um zu merken, dass das kein Geschäftsessen war.
Dein Fuß hätte sich beinahe in ihrem Slip verheddert.« Zu meiner Befriedigung
schaffte ich es jetzt, ein wenig spöttisch zu klingen.
    Danner musterte mich. Den Ausdruck in seinen grauen Augen
hatte ich noch nie gesehen und konnte nichts damit anfangen. Er fuhr sich
wieder mit den Händen durchs Gesicht.
    Â»Du hast recht«, gab er dann zu. »Ich hab sie angemacht.«
Seine Stimme war schärfer geworden und ließ mich die boshaften Worte, die mir
auf der Zunge lagen, hinunterschlucken.

    Â»Ich hab uns ein Zimmer bestellt und bin mit ihr hoch«,
sprach Danner weiter. »Die Gelegenheit war einfach zu gut. Nach all den Jahren
war sie noch scharf auf mich. Im Zimmer hab ich sie ausgezogen und sie hat es
zugelassen.«
    Jedes seiner Worte tat mir weh, am liebsten hätte ich mir
die Ohren zugehalten und laut gesungen. Ich wollte das nicht hören, ich wollte
mir nicht vorstellen müssen, was hinter der geschlossenen Tür des Hotelzimmers
passiert war.
    Â»Sie trug schwarze Spitze, sie hatte es drauf angelegt,
mit mir im Bett zu landen. Und ich habe die Kamera rausgeholt. Blödes Gesicht
und nackter Arsch – die Fotos machen sich wunderbar am Schwarzen Brett in der
Polizeikantine, falls sie es noch einmal wagt, meine Wohnung auseinandernehmen
zu lassen.«
    Ich blinzelte verwirrt. Meine Gedanken rotierten, ich
konnte Danners Worten nicht ganz folgen.
    Er zuckte mit den Schultern: »Dann bin ich gegangen.«
    Ich fühlte gar nichts mehr. Keinen Schmerz, keinen rasenden
Herzschlag. Ich fühlte mich tot. Ob er mich anlog?
    Wieso sollte er? Wäre alles anders gekommen, wenn ich an
diesem Abend nicht abgehauen wäre? Hätte mein rosarotes Luftschloss das Beben
seiner Wolke überstanden?
    Ich tastete mit meinen Fingerspitzen über mein Gesicht
und stellte zu meiner Erleichterung fest, dass ich nicht weinte. Ich straffte
die Schultern.
    Â»War’s das?«, fragte ich und ging, ohne die Antwort abzuwarten,
zur Tür.
    Â»Nein«, hielt Danner mich zurück. Als ich mich umdrehte,
war er aufgestanden.
    Mein Blick wanderte zur Bürotür. Der Weg war frei, er
hatte keine Chance, mich zu erwischen, bevor ich hinaus war.
    Â»Warum zum Teufel ein Putzjob im Krankenhaus?«
    Â»Geld verdienen?« Nicht meine brillanteste Lüge, aber ich
war nicht in der Verfassung für kreative Höchstleistungen.
    Danner durchschaute das sofort.
    Â»Genau. Und weil mir das Detektivspielen keinen Spaß mehr
gemacht hat, bin ich jetzt hier die Oberputze«, konterte er zynisch.
    Arschloch.
    Â»Warum bist du die Oberputze?«
    Er legte den Kopf schief. »Hab ’nen Auftrag.«
    Einen Auftrag? Wenn er was von mir hören wollte, musste
er schon ein paar Details mehr ausspucken.
    Â»Was für einen Auftrag?«
    Â»Eine ehemalige Mitarbeiterin hat den Verdacht, dass ihre
Kündigung nicht gerechtfertigt war. Zufällig eine Putzfrau. Und warum deine
Putzfrauenstelle?«, ließ er nicht locker.
    Na schön: »Auf der inneren Abteilung ist eine Raumpflegerin
tot umgefallen. Herzinfarkt. Sie war neunundzwanzig und sie hatte ein
deutliches Hämatom am rechten Handgelenk. Ich will rausfinden, wer ihr das
verpasst hat.«
    Â»Kanntest du sie?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Nein, ich schnüffelte einer völlig Fremden nach, weil ich
nichts anderes mit meinem beschissenen Leben anzufangen wusste.
    Â»Und? Wo kam das Hämatom her?«, wollte Danner wissen.

    Â»Keine Ahnung«, zuckte ich die Schultern. »Sie hatte eine
Nebentätigkeit, bei der man schon mal blaue Flecke bekommen könnte. Außerdem
gab

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