Hämatom
kriegen erst
noch einen Autounfall rein!«
Damit lieà sie Eros sitzen.
Ich drehte mich um und machte es genauso.
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Am nächsten Morgen meldete ich mich krank. Den Tag
verbrachte ich auf meinem Matratzenhaufen im Gerümpelkeller, einen kalten
Lappen auf die Beule an meiner Stirn gedrückt. An der Stelle, an der Eros
meinen Arm gepackt und mich zurückgerissen hatte, war mein Handgelenk blauschwarz
verfärbt.
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26.
»Sie haben einen neuen Vorgesetzten«, erklärte mir Adolf, als
ich am Mittwoch den Müllbeutel in ihrem Büro wechselte.
Ich verzog keine Miene.
»Aha«, sagte ich nur. »Seit wann denn?«
»Vorstellungsgespräche hatten wir Montagnachmittag. Herr
Herold selbst hat Herrn Martens noch an seinem letzten Arbeitstag als seinen
Nachfolger ausgesucht.«
Herr Martens? Der neue Hauswirtschaftsleiter war wieder
ein Mann?
»Stört Sie irgendetwas?«, registrierte Adolf mein Zögern.
Der Managerin entging eben nichts.
»Ich wundere mich, dass es anscheinend viele männliche
Bewerber für eine Tätigkeit in der Hauswirtschaft gibt.«
Adolf zögerte einen Moment lang mit verkniffenem Gesicht.
Wahrscheinlich überlegte sie, ob sie mir überhaupt eine Antwort geben sollte. »Herr
Martens war der einzige männliche Bewerber«, informierte sie mich dann doch
knapp.
Hatte ich es doch geahnt. Ein Mann, der sich um eine Stelle
als Oberputze bewarb, konnte eigentlich nur schwul sein.
»Wir haben uns für ihn entschieden, weil in seiner Position
Koordination und Mitarbeiterführung die handwerklichen Tätigkeiten überwiegen.«
Ãberwiegen? Herold hatte ich kein einziges Mal einen Opti-Clean -Superschrubber
schwingen sehen.
»Und diese Führungsqualitäten findet man bei männlichen
Bewerbern eben häufiger.«
Gerade Adolf behauptete das? Hatte sie sich erst nach
ihrer Einstellung einer Geschlechtsumwandlung unterzogen oder wie war sie
selbst an ihren Job gekommen?
Die Managerin erhob sich und strich ihr Kostüm glatt.
»Da Herr Herold schon nicht mehr im Dienst ist, übernehme
ich Herrn Martensâ Einarbeitung persönlich.« Sie stöckelte an mir vorbei zur
Tür. »Wo Sie schon mal hier sind, kann ich Sie auch gleich bekannt machen.«
Sie hielt mir die Tür auf.
Ich folgte Adolf auf den Flur, stopfte den Müll in den
groÃen blauen Abfallsack, der an meinem Reinigungswagen baumelte, und wusch mir
kurz die Hände.
Dabei sendete ich schnell eine SMS mit dem Text A Büro
Hauswirtschaftsleiter an das Adolf-Frühwarnsystem. Ich hatte Texte für
knapp dreiÃig verschiedene Ortsangaben an einem langen Abend im Gerümpelkeller
in den Unendlichspeicher meines Handys eingegeben. Ich hatte nie lange genug
Freundinnen gehabt, um zu lernen, wie ich ihnen Textnachrichten schickte.
Deshalb tippte ich in einer Geschwindigkeit, bei der Adolf mühelos Europa hätte
verlassen können, bevor meine Warnung auf dem Weg war.
Doch dank moderner Technik genügten jetzt drei Knopfdrücke,
um die jeweilige SMS auf den Weg zu bringen.
SchlieÃlich folgte ich Adolf zum Büro der Hauswirtschaftsleitung.
Ich stellte mir vor, wie ein glatt rasierter Homosexueller in einem
geschmackvollen Anzug und mit einem Ohrring im Ohr mit übergeschlagenen Beinen
hinter dem Schreibtisch saÃ, hinter dem letzte Woche Herold noch vor sich hin geschwitzt
hatte.
Adolf klopfte an die Tür und öffnete sie, ohne eine Antwort
abzuwarten.
Der Mann hinter dem Schreibtisch drehte sich mitsamt
seinem Bürostuhl zu uns um. Er sah auf, unsere Blicke trafen sich â und ich
glaubte, zu Eis zu gefrieren!
Schon wieder Halluzinationen? War das eine weitere merkwürdige
Nachwirkung unkontrollierten Drogenkonsums?
Hinter meinem Rücken schob ich den Ãrmel meiner Bluse ein
Stück hoch, drückte den Nagel meines Daumens in die Innenseite meines Unterarms
und ritzte bis zu meinem Handgelenk daran entlang. Ich spürte den Schmerz, ich
träumte nicht â Ben Danner!
Immer noch erstarrt sah ich zu, wie Adolf an den Schreibtisch
trat und Danner die Hand schüttelte.
Danner trug Schwarz, wie immer. Dunkle Jeans und Rolli
unter einem Jackett, das seine Muskeln versteckte. Er sah älter aus als
achtundreiÃig, zu seiner Glatze war sein üblicher Dreitagebart zu einem
zentimeterlangen, grauen Vollbart gewachsen. Und er hatte abgenommen.
Die Erinnerungen blitzen vor meinen
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