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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Janna bestenfalls 3 Punkte gegeben, in den
Teilbereichen Belastbarkeit , Initiative und Teamfähigkeit sogar deutlich weniger.
    Frau Degenhardt
erledigt weder ihre Arbeit effektiv noch ist sie geeignet, eine
Führungsposition zu bekleiden. Eine Neubesetzung ihrer Stelle wäre von Vorteil, lautete Herolds harter Kommentar in der Beurteilung, die so gar nicht zu
seiner ersten Einschätzung passen wollte.
    Verblüfft blätterte ich zurück.
    Das schlechte Zeugnis hatte Herold nur sechs Wochen nach
dem guten verfasst. Erst schlug er Janna für eine Sondervergütung vor und ein
paar Wochen später war sie plötzlich ungeeignet für ihre Arbeit?
    Â»Wieso hat der seine Meinung innerhalb von sechs Wochen
komplett gedreht?«, wunderte ich mich laut.
    Das hatte sich auch der Betriebsrat gefragt. Janna hatte
schriftlich Einspruch gegen die schlechte Beurteilung eingelegt und
Osleitschak, der Betriebsratsvorsitzende, hatte das Ganze zur Kenntnis genommen
und seine Verwunderung über Herolds Sinneswandel in zwei handschriftlichen
Zeilen darunter ausgedrückt.
    Â»Weil sie aufgehört hat, mit Herold in die Kiste zu steigen?«,
riet Danner.
    Ich seufzte. »Naheliegend, hm?«
    Â»Gefällt dir nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Â»Gut, wie wäre es damit: Irgendjemand war mit Jannas
Beurteilung nicht einverstanden und hat Herold gesagt, wie sie auszusehen hat«,
schlug Danner vor. »Jemand, der Interesse daran hat, dass Janna ihren Job
verliert.«
    Erstaunt sah ich von der Akte auf.
    Â»Das ist Edith Möllerings Theorie in Bezug auf ihre Kündigung«,
rückte Danner ein paar Informationen heraus.
    Aha?
    Â»Und immerhin hielt Herold eine Neubesetzung dieser
Stelle auffallend oft für vorteilhaft.«
    Richtig, bei Edith Möllering war eine ähnliche Empfehlung
aufgetaucht.
    Â»Aber wer könnte Herold dazu bringen, das Zeugnis zu
ändern?«, runzelte ich die Stirn.
    Â»Jemand, der irgendetwas über Herold weiß, was besser
geheim bleiben sollte? Und der die Stelle selbst haben will?«
    Erpressung?
    Aber es hatte die Stelle ja niemand haben wollen.
    Â»Vielleicht jemand, der Herold beurteilt«, riet nun ich
weiter.
    Â»Ein Vorgesetzter? Der Janna nicht leiden konnte?«
    Warum nicht? Vor Adolf hatte Herold ja gekuscht wie ein
verprügelter Pudel. Andererseits hatte die Klinikleiterin kurz zuvor die
Sonderzahlung an Janna genehmigt. Da müsste Janna Adolf in den wenigen Wochen
ja mehr geärgert haben als ich.
    Â»Da klingt die Bettgeschichte wahrscheinlicher.«

    Â 

29.
    Als ich Danners Büro verließ, fuhren meine Gedanken Karussell.
Berg-und-Tal-Bahn. Rückwärts.
    Danner tauchte auf und sofort geriet das wacklige Gerüst
meines neuen Lebens ins Schwanken! Gerade hatte ich es geschafft, ohne ihn
klarzukommen. Ich war clean, ich hatte einen Job und ich hatte mir beigebracht,
nicht an ihn zu denken. Meistens jedenfalls.
    Dann tauchte er auf und schon flatterte mein Herz gegen
meinen Brustkorb wie ein in die Wohnung geratener Vogel gegen die
Fensterscheiben.
    Aber ein paar Hormone würden mich nicht aus der Fassung
bringen! Ich würde weitermachen wie bisher, mit meiner Arbeit und meinem Fall.
    Was war noch mal meine Arbeit?
    Ich musste mich konzentrieren, um mich zu erinnern.

    Â 
    Mit Vicky Lebrechts Hilfe putzte ich meine Station
in Rekordzeit und mit Ramonas Hilfe setzte ich eine Stellenausschreibung auf,
die die Agentur für Arbeit erhalten würde.
    Kaum war ich gegen Mittag in mein Büro im Keller zurückgekehrt,
klickte Emine mit ihrer Schlüsselkarte die Tür auf.
    Â»Kann ich dir Bewerbung von meine Nichte geben?« Die
Türkin hielt mir ein paar zusammengeheftete Zettel hin.
    Â»Klar.«
    Â»Sie ist ganz nette Mädchen.«
    Ich warf einen Blick auf die Bewerbung. Hüelja Sürüncü
lautete der Name. Emine schlurfte ihre zwei bis fünf bodenlangen Röcke wieder
hinaus.
    Im gleichen Moment summte das Handy in der Tasche meiner
Schürze.
    A kommt. Bewerbung, las ich die SMS von Ramona.
Das Adolf-Frühwarnsystem funktionierte.
    Es dauerte noch ein paar Minuten, bis es an der Tür klopfte
und im gleichen Augenblick auch schon das elektronische Schloss klickte.
Vermutlich hatte Adolf mit ihrer Schlüsselkarte Zugang zu so ziemlich allen
Räumen im Krankenhaus und hielt es nicht für nötig, auf ein »Herein« zu warten.
    Ich sah von der Bewerbung der Türkin

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