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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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es hier einen Verehrer, der sich vielleicht genommen hat, was er nicht
kriegen sollte.«
    Ich dachte an den Bluterguss an meinem eigenen Arm. Bei
einem Zusammenstoß mit Eros konnte Janna auf die gleiche Art verletzt worden
sein.
    Â»Was ist mit einem Freund? Ehemann? Irgendein nachtragender
Ex?«, erkundigte sich Danner.
    Â»Der Ehemann ist auch nicht der Netteste.«
    Danner nickte schweigend.
    Â»Wie heißt deine Auftraggeberin?«, nutzte ich die Gelegenheit,
mehr erfahren zu können.
    Danners Blick wurde scharf. »Möllering.«
    Edith Möllering? Edith, der Besen?
    Das Glitzern in seinen Augen verriet, dass er bemerkt hatte,
wie ich bei dem Namen aufhorchte.
    Ich versuchte, ein möglichst ausdrucksloses Gesicht zu
machen, während mein Gehirn endlich wieder anfing zu arbeiten.
    Edith hatte sich nicht ›beruflich verändert‹, wie Herold
behauptet hatte. Ihr war gekündigt worden.
    Ich spürte den Blick, mit dem Danner mich beobachtete,
heiß auf meiner Wange. Ich wandte mich ab und tat, als würden mich die
Aufschriften der auch hier in den Schränken stehenden Ordner brennend
interessieren.
    Â»Sieht nach einer Überschneidung unserer Ermittlungen aus«,
stellte er fest.
    Â»Tja«, nickte ich gedankenverloren, »so sieht es wohl
aus.«
    Â»Und? Womit willst du weitermachen?«, erkundigte sich
Danner. »Nebenjob oder Verehrer?«
    Keins von beidem. Ich hatte gerade eine ganz andere Idee.
Wo ich schon mal die Gelegenheit dazu hatte, zog ich einen Ordner aus Herolds
Regal.

    Â 

28.
    Mitarbeiterzeugnisse stand auf dem Aktenordner, den ich
auf den Schreibtisch legte. Natürlich hatte auch Herold Stasiakten über seine
Untergebenen erstellt. Ich stieß auf mehrere Zeugnisse der Leiterin der
Bettenstation plus die dazugehörigen Beobachtungen , die ich auch schon kennengelernt hatte. Dann Unterlagen über die
Vorarbeiterin des Servierdienstes. Und – aha! – ein Zeugnis der Leiterin der
Gebäudereinigung.
    Die ersten Papiere obenauf befassten sich nicht mit
Janna.
    Â»Hier«, sagte ich zu Danner und tippte auf Edith Möllerings
Zeugnisse. »Mein Stundenlohn ist übrigens gestiegen.«
    Danner warf mir einen verächtlichen Blick zu, doch seine
grauen Augen glitzerten dabei amüsiert.
    Ich tat, als bemerkte ich es nicht, doch mein Herz begann
aufgeregt zu hüpfen.
    Danner blätterte in den Papieren.
    Die ersten Beurteilungen waren schon ein paar Jahre alt
und durchschnittlich, doch je weiter ich blätterte, umso schlechter war Edith
Möllerings Arbeit Herolds Ansicht nach geworden. Unter den letzten beiden
Zeugnissen standen Zusätze wie: Frau Möllering erscheint aufgrund ihres
fortgeschrittenen Alters nicht mehr flexibel genug, eine Führungsposition zu
bekleiden, und sogar: Eine andere Besetzung der Stelle der leitenden
Reinigungskraft wäre von Vorteil. Eine solche Maßnahme würde voraussichtlich
sowohl das Arbeitsklima im Team als auch die Effektivität der Abteilung verbessern.

    Vermutlich hatte Herold mit dieser Einschätzung gar nicht
danebengelegen, denn das ständige Beobachten, Hinterherschnüffeln und
Kontrollieren durch Edith, den Besen, war allen Putzfrauen auf die Nerven
gegangen. Zurückgesehnt nach Edith Möllering hatte sich niemand.
    Â»Ihr Fall, Frau Kollegin.« Danner schob mir die Akte wieder
hin.
    Das nächste Zeugnis betraf Johanna Degenhardt.
    Janna war bei Herold deutlich besser angekommen.
    Bewertet wurde nach Schulnotenprinzip, nur umgekehrt. Es
wurden Punkte von 1 bis 6 vergeben, und je mehr Punkte man erreichte, desto
besser. In Jannas Beurteilung entdeckte ich nur 5 und 6 Punkte, also die
Höchstzahl.
    Â»Dem alten Herold hat sie gefallen«, bemerkte auch Danner.
    War also wirklich was dran an den Gerüchten? War Janna
mit dem rotgesichtigen, ewig schwitzenden Herold und seinen zehn Speckrollen
ins Bett gegangen?
    Gedankenverloren blätterte ich weiter und mein Blick fiel
auf einen Zettel, der an das Zeugnis angetackert war.
    â€¦ schlage ich Frau Degenhardt wegen ihres Einsatzes
und der Bewältigung besonderer Aufgaben für eine Sondervergütung vor …, las
ich .

    Besondere Aufgaben?
    Der nächste Zettel war die von Adolf abgezeichnete Genehmigung
der Sonderzahlung.
    Doch damit noch nicht genug, es folgte ein weiteres
Zeugnis über Janna. Und das sagte zu meinem Erstaunen genau das Gegenteil des ersten
aus!
    Herold hatte

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