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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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mitten in der Nacht hier unten vorhast, Süße!«
    Das musste ein Albtraum sein!
    Ich richtete mich auf und verschränkte die Arme, aber der
Mann war einen Kopf größer als ich und stand auch noch zwei Stufen höher, sodass
ich ziemlich lächerlich wirkte.
    Â»Ich such das Klo«, knurrte ich.
    Eros zog spöttisch einen Mundwinkel hoch. Er trat eine
Stufe hinunter und kam mir so nah, dass ich den Alkohol riechen konnte, den er
auf Klinikkosten getankt hatte. »Soll ich dir verraten, warum du hier unten
rumschleichst?«
    Für einen Albtraum stank er zu stark, entschied ich.
    Â»Nein.«
    Â»Du wolltest, dass ich dir folge.« Er senkte sein Gesicht
dicht an meines. »Du machst mich doch schon den ganzen Abend scharf.«
    Â»Klingt für dich ›Lass mich in Ruhe!‹ wie eine Anmache?«,
fuhr ich ihn an. »Hast du Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache? Dann sag
ich es dir jetzt deutlich: Verpiss dich! Such dir ’ne Schwesternschülerin zum
Vögeln, ich hab keinen Bock auf dich!«
    Ehe ich mich versah, hatte er mich an den Schultern gepackt
und leckte mir über die fest aufeinandergepressten Lippen!
    Wütend schrie ich auf und stieß ihn weg.
    Â»Jetzt stell dich nicht so an, du Zicke!«
    Ich sprang die letzten Stufen hinunter, obwohl ich
wusste, dass der niedrige Keller dahinter eine Sackgasse war.
    Doch Eros packte meinen Arm, riss mich zurück. Ich verlor
das Gleichgewicht und stürzte. Mein Arm, den Eros noch immer festhielt,
verdrehte sich schmerzhaft. Die Treppe sauste auf mein Gesicht zu und mit einem
dumpfen Aufschlag prallte die unterste Stufe gegen meine Stirn.
    Sofort war es schwarz um mich herum.
    Ich durfte nicht bewusstlos werden! Doch ich spürte, dass
ich den Kampf gegen die Finsternis verlor …
    Gleich darauf fing mein Kopf an zu dröhnen, als würde er
jeden Moment explodieren. Dann nahm ich die harte, kalte Fläche an meiner Wange
wahr. Ich lag auf dem Boden.
    Ich war bewusstlos gewesen. Wie lange? Was war passiert?
Was hatte Eros mit mir gemacht?
    Hastig tastete ich mit den Händen über meine Brust, meine
Beine. Ich war noch angezogen. Mein Kopf? Ich befühlte die Beule an meiner
Stirn, doch zumindest blutete ich nicht.
    Außer dem Hämmern in meinem Schädel bemerkte ich nun noch
ein anderes Geräusch. Ein Fiepen.
    Mühsam stemmte ich mich auf die Knie und begriff, dass es
gar nicht mein Kopf war, der so ohrenbetäubend dröhnte, sondern das im Keller
allgegenwärtige Brummen der Heizungsanlage.
    Dann sah ich Eros.
    Der Handwerker saß keine zwei Meter von mir entfernt, an
einen ausrangierten Nachttisch gelehnt, und wimmerte. Blut lief aus einer
Platzwunde an seiner Stirn über sein gar nicht mehr so attraktives Gesicht und
er hielt sich die rechte Hand, die sichtbar angeschwollen und dunkelblau
verfärbt war.
    Während ich den Mann betrachtete, versuchte ich mich zu
erinnern, was geschehen war. Hatte ich ihn doch noch mit einem Karategriff
außer Gefecht gesetzt? War er durch einen dummen Zufall gestürzt?
    Â»Was ist passiert?«, fragte ich Eros.
    Doch der dachte nicht daran zu antworten, hielt nur
winselnd seine Hand.
    Â»Die Hand könnte gebrochen sein«, diagnostizierte ich drauflos.
»Und die Wunde am Kopf muss vielleicht genäht werden. Ich schlage vor, du
meldest dich in der Notaufnahme.«
    Wieder reagierte Eros nicht.
    Â»Das war kein nett gemeinter Vorschlag«, fuhr ich den
Elektriker an und rammte ihm ein Knie in den Rücken, dass er aufheulte: »Steh
auf, beweg dich!«
    Winselnd versuchte Eros zu gehorchen.
    Unsanft zerrte ich ihn auf die Beine und schubste ihn die
Treppe hinauf, durch die Kellerflure in Richtung Notaufnahme.
    Dort herrschte auch nachts Hochbetrieb: Ein Krankenwagen
war vorgefahren und die Helfer luden eine Trage samt Patient aus.
    Ich setzte Eros auf einen Stuhl und hielt eine vorbeieilende
Schwester auf.
    Â»Maik, Schätzeken«, flötete sie erstaunt. »Was ist denn
mit dir passiert?«
    Â»Ihm ist Herolds Abschiedsparty nicht gut bekommen«,
antwortete ich an seiner Stelle. »Die Hand könnte gebrochen sein.«
    Die Schwester zerrte eine Mullkompresse aus einer Folie
und drückte sie dem Haustechniker auf die Stirn. »War klar, dass du irgendwann
mal auf die Nase fällst«, lachte sie, nicht ohne Schadenfreude. »Drück das da
drauf. Du siehst nicht aus, als würdest du dran sterben, und wir

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