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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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einfach nur mit Juli weg. Das hat er ihr
nicht geglaubt, es gab Streit und er wurde handgreiflich. Als sie an dem Abend
zu mir kam, hatte sie eine große Platzwunde am Hinterkopf. Ich hab sie bei mir
zu Hause genäht.«
    Â»Ist Ihnen auch ein Hämatom an ihrem Unterarm aufgefallen?«
    Osleitschak nickte.
    Ich sackte in meinen Sessel zurück.
    Also doch. Tätowierter-Kerl-verprügelt-seine-Frau. Jan
Degenhardt hatte von Jannas Affäre mit Osleitschak und ihren Scheidungsabsichten
erfahren und war ausgerastet.
    Â»Haben Sie auch Anzeige erstattet?«
    Â»Sie sind keine Putzfrau«, stellte Osleitschak fest.
    Â»Privatdetektivin. Also haben Sie Jan Degenhardt angezeigt?«
    Osleitschak fuhr sich mit den Händen durch das müde Gesicht:
»Wollte ich. Aber am nächsten Tag war sie tot und alles war egal.«
    Eine ganz andere Idee sauste plötzlich durch meine Gedanken.
Ich hielt sie fest und sprach sie aus, bevor sie wieder verschwunden war.
    Â»Könnte es sein, dass Janna an der Kopfverletzung gestorben
ist? Sie sind doch Sanitäter, Sie kennen sich doch auch mit Verletzungen aus.«
    Osleitschak erstarrte.
    Â»Sie war ansprechbar und klar. Sie hat gesagt, sie wäre
nach der Verletzung nicht bewusstlos gewesen«, stammelte er.
    Â»Könnte es sein?«
    Osleitschak verbarg das Gesicht in den Händen: »Ja.
Theoretisch ja. Wenn bei einem Schädel-Hirn-Trauma eine Gehirnblutung entsteht,
können die Symptome mit bis zu achtundvierzig Stunden Verzögerung auftreten.«
    Â»Das heißt, Janna könnte abends den Schlag von ihrem Ehemann
bekommen haben und am nächsten Tag umkippen?«

    Â»O Gott, das hätte ich doch bemerkt! Und Gott wäre es
auch aufgefallen. Herzversagen hat er gesagt, eindeutig«, murmelte Osleitschak
geschockt.
    Â»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Jan Degenhardt doch
noch anzeigen würden«, sagte ich behutsam.

    Â 

38.
    Â»Damit habe ich die Ursache für das Hämatom. Und vielleicht
sogar den Grund für Jannas Tod«, schloss ich gleich darauf meinen Bericht. Ich
saß auf Danners Hauswirtschaftsleiterschreibtisch, meine Füße baumelten rechts
und links von seinen Knien in der Luft. In meiner Tasche piepte mein Handy.
    Â»Bis jetzt hast du nur die Aussage von Osleitschak«, korrigierte
mich Danner. »Und der war bei Jannas Streit mit ihrem Mann nicht dabei.«
    Â»Du meinst, er hat gelogen?« Ich zog mein Handy hervor und
warf einen Blick auf das Display. Vier neue Nachrichten.

    Danner drehte sich nachdenklich auf dem Bürostuhl hin und
her. Er verzog keine Miene, obwohl seine Neugier die Frage nach der SMS auf
seiner Zunge brennen lassen musste. Wahrscheinlich presste er die Lippen so
fest aufeinander, damit der Rauch nicht aus seinem Mund quoll. Während ich die
letzte Kurznachricht las, dachte ich einen Moment darüber nach, ihn glauben zu
lassen, ich bekäme eine Bagger-SMS von einem Verehrer.
    A Empfangsklo, hatte
die strenge Frau Hoffmann von der Rezeption des Otto-Ruer-Klinikums gemeldet.
Ich grinste.
    Danner musterte mich zu genau, um länger Desinteresse
vortäuschen zu können. Ich hielt ihm das Telefon hin.
    Stirnrunzelnd las er den Text. Ich erklärte ihm, was es
mit dem Adolf-Frühwarnsystem auf sich hatte, und gab seine Handynummer ganz
oben in meine Liste ein. So erhielt in Zukunft auch er meine Nachrichten über
Adolfs Aufenthaltsort. Dann schaltete ich den Kingelton auf Lautlos. Zurück zum
Thema.
    Â»Wenn
wir was über den Streit zwischen Janna und ihrem Mann erfahren wollen, sollten
wir jemanden fragen, der dabei war«, fand ich.
    Â»Sollten wir«, stimmte Danner zu.
    Ich sprang vom Schreibtisch.
    Als wir gleich darauf auf den Fahrstuhl warteten, wurde
Danner plötzlich angesprochen: »Ah, Herr Martens. Wie kommen Sie mit der
Einarbeitung voran? Ich sehe, unsere Mitarbeiterinnen unterstützen Sie. Hallo,
Frau Ziegler.«
    Gott persönlich schüttelte uns die Hand. Wie gewohnt trug
er Jeans, Turnschuhe und einen dicken Strickrolli zu einem goldenen Stethoskop
unter seinem Arztkittel.
    Wegen seiner Weihnachtsmannbrille erinnerte er mich
plötzlich sehr an Molle.
    Â»Ich werde besser betreut als die Patienten, danke«, grinste
Danner. »Frau Ziegler gibt mir einen Einblick in die Arbeit der
Gebäudereinigung, obwohl sie selbst ja erst kurz dabei ist. Ich habe gehört,
was ihrer Vorgängerin passiert ist.«
    Ich konnte mir

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