Hämatom
aneinandergeraten können?«,
fragte Danner weiter. »Gab es jemanden, der Streit mit ihr hatte?«
»⦠oder sie zumindest nicht ausstehen konnte?«, überlegte
ich laut.
Ja, gab es!
Ich richtete mich auf.
»Wer?«, wollte Danner wissen.
Ich schüttelte den Kopf: »Das kann nicht sein.«
Â
41.
Da Ramona ihren Dienst selten vor acht zu beginnen pflegte,
schoben Danner und ich meinen Putzfrauenwagen kurz darauf vor das Büro der
Sekretärin.
Ich nahm den Geisterfresser mit rein, während Danner
schon das Licht einschaltete und sich hinter Ramonas Schreibtisch setzte. Mit
einem kurzen Blick durch die Verbindungstür vergewisserte ich mich, dass Adolfs
Büro wirklich leer war.
Ich kam mir ein wenig schäbig vor, ausgerechnet hinter
Ramona herzuschnüffeln, die immer meine Verbündete im Kampf gegen die
allgemeine Bespitzelung gewesen war.
Aber tatsächlich war sie eine der wenigen, die keine besonders
gute Meinung von Janna gehabt hatten. Und ich ahnte, wieso. Sie war nicht wegen
Janna auf deren Beerdigung gewesen, sondern wegen Osleitschak. Sie stand ebenfalls
auf den schlecht frisierten Sani. Und Eifersucht verursachte nicht nur Blutergüsse.
Auf Ramonas Schreibtisch standen die bekannten Dinge, um
die ich jeden Morgen herumputzte: der PC mit Monitor, Scanner, Drucker und
ergonomisch geformter Tastatur, Stifte jeder Sorte, ein Foto von einer jungen
Frau, ein paar Teelichter, die aus Brandschutzgründen eigentlich verboten
waren, und ein Feuerzeug.
Danner zog die Schubladen auf. Darin befanden sich viel
weniger Arbeitsunterlagen, als ich erwartet hatte: Die erste Schublade schien
eine Art getarnter Schminkkoffer zu sein. Der Geruch von Parfüm und Nagellack
wallte uns entgegen, als wir hineinsahen. Es fand sich alles, was man benötigte,
um den ganzen Tag perfekt gestylt herumzulaufen â von Haarspray über Lipgloss
und Wimperntusche bis zum Nagellack.
In der zweiten Schublade roch es nach Kaffee und Tabak.
Wir fanden einen Hochleistungshaarföhn, ein paar Packungen Instantcappuccino,
Zuckerwürfel, zwei Päckchen Zigaretten, Pfefferminzbonbons und schon wieder
Tablettenschachteln.
Was gegen Kopfschmerzen und Sodbrennen, immerhin keine
süchtig machenden Drogen wie bei Adolf.
Die unterste Schublade war randvoll mit allem, was Ramona
auf dem Schreibtisch gestört hatte. Danner wühlte ein wenig in den Zetteln und
Heftchen herum. Das meiste waren Bedienungsanleitungen für PC, Drucker,
Scanner, Rechen- und Schreibprogramme. Ganz zuunterst kramte Danner einen
einzelnen Zettel hervor. »Das müsste eigentlich irgendwo abgeheftet werden.«
Ich sah ihm über die Schulter.
Oha. Da war meine Scheuerlappenrechnung, die ich nachts
für Svetlana ausgefüllt hatte!
»Ist wohl aus Versehen da reingeraten«, vermutete ich.
Oder hatte Ramona erkannt, dass es nicht Svetlana gewesen
war, die den Zettel ausgefüllt hatte?
»Gehören Rechnungen nicht in die Buchhaltung?«
Danners Blick wanderte über die Wände in dem kleinen
Raum. Dann stand er auf, ging hinüber in Adolfs Büro, holte den Schlüssel aus
dem Schreibtisch und öffnete den riesigen Aktenschrank.
Ich folgte ihm und setzte mich auf den blank polierten
Schreibtisch neben die drei Fotos, während Danner die Aufschriften der Akten überflog.
Adolf bunkerte wohl kaum jede Putzlappenrechnung.
Mein Blick fiel auf das Bild, auf dem der schnauzbärtige
Mann der Managerin den Arm um die Schultern legte.
Ich kannte das Gesicht. Komisch, dass mir das noch nie
aufgefallen war, aber ich hatte beim täglichen Staubputzen gar nicht mehr
hingesehen.
Ich nahm das Bild in die Hand.
Danner wuchtete den Ordner Angebote und Bestellungen auf den Schreibtisch.
Ich tippte auf das Foto: »Den Typ kenne ich. Der arbeitet
für die Firma, die unsere Schrubber liefert.«
Danner warf einen Blick auf das Bild.
Es zeigte den Besenverkäufer der Firma Feudel.
»Das ist ihr Bruder.«
Danner und ich fuhren gleichzeitig herum.
Ramona lehnte in der Tür, anscheinend hatte sie schon
eine Weile dort gestanden. Ich warf einen schnellen Blick auf die Uhr an der
Wand: halb acht. Mist!
Ramona nahm mir das Foto aus der Hand und lächelte milde:
»Das gute, alte Vitamin B, Schätzchen. Glaubst du, den dicken Herold hätte
interessiert, ob ein Schrubber eine Stielverlängerung oder eine Auswringhilfe
besitzt? Der hat doch in seinem Leben
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