Hämatom
einen Seitenblick gerade noch verkneifen.
Gott schluckte Danners Köder, ohne ihn zu bemerken. »Ja,
eine schreckliche Tragödie.« Betrübt schüttelte der Chefarzt den Kopf, während
wir in den Fahrstuhl stiegen. »Glauben Sie mir, auch für einen Arzt ist es
etwas anderes, wenn man jemanden persönlich kennt.«
Der Professor schien ehrlich betroffen vom Tod der Putzfrau.
»Hat wirklich ihr Herz versagt? Wie kann das denn bei
einer so jungen Frau passieren?«
»Ja, ja, es war das Herz. Erschreckend, wie früh das
manchmal auftritt. Heutzutage gibt es viele Risikofaktoren, die das Herz auch
bei jungen Menschen schon stark belasten können. Allein das Rauchen und die
Antibabypille erhöhen das Risiko eines Infarkts um ein Vielfaches. Deshalb empfehle
ich auch Ihnen, auf die eine oder andere Raucherpause zu verzichten, Frau
Ziegler.« Der Arzt zwinkerte mir verschmitzt zu. Dann schien ihm etwas
einzufallen und sein Gesicht wurde wieder ernst. »Ich habe gehört, Sie müssen
uns schon wieder verlassen?!«
»Da haben Sie richtig gehört.«
»Schade«, meinte Gott. »Ich fand die Arbeit mit Ihnen
sehr erfrischend.«
Der Fahrstuhl hielt im vierten Stock auf der Inneren.
»Dann wünsche ich Ihnen alles Gute.« Er drückte herzlich
meine Hand.
Â
39.
»Es liegt eine Anzeige wegen Körperverletzung gegen Sie vor.
Ich muss Sie bitten, mir ein paar Fragen zu beantworten.«
Staschek hielt Jan Degenhardt seinen Dienstausweis unter
die Nase.
Degenhardts Blick wanderte von dem Kriminalkommissar zu
mir und weiter zu Danner: »Wie bitte? Jetzt gleich? Ich bin mitten im Training.«
»Tut mir leid, das kann nicht warten.«
»Melli, kannst du hier mal weitermachen?«, winkte Degenhardt
die Frau hinter dem Tresen heran, die seinen Platz vor der Karategruppe
einnahm.
Er führte uns in sein Büro und schloss die Glastür zum
Trainingsraum.
»Was soll der Quatsch?«, schnappte er gereizt in meine
Richtung, während er sich mit einem Handtuch den Nacken trocken rieb und in ein
T-Shirt schlüpfte.
»Ihre Frau hatte sich von Ihnen getrennt und wollte die
Scheidung. Von dem Gespräch, in dem sie Ihnen ihre Absichten mitgeteilt hat,
trug sie Verletzungen an Kopf und Armen davon.«
»Wer erzählt denn so eine ScheiÃe?«
»Der neue Lebensgefährte Ihrer verstorbenen Frau.«
Degenhardt schnaubte verächtlich: »Und der hat daneben
gestanden, als ich sie vermöbelt habe, oder was? Janna dachte gar nicht dran,
sich von mir zu trennen, deshalb ist der Typ stinkig auf mich, das ist alles.
Wie heiÃt der Idiot? Den zeig ich auch mal an! Wegen Verleumdung.«
Der Drachenfreund wusste genau, dass wir nichts in der
Hand hatten, Janna war beerdigt und von einer Kopfverletzung war bisher nie die
Rede gewesen.
»Ich hab die Verletzungen auch gesehen«, mischte ich mich
ein.
»Eine Kopfverletzung?«, prüfte Degenhardt kaltblütig.
»Den Bluterguss an ihrem Unterarm.«
»Pfffft«, er schob die Ãrmel seines T-Shirts hoch, sodass
seine Oberarme zu sehen waren. »Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich keinen
Bluterguss bemerkt habe.«
»Weil er erst entstanden ist, nachdem du ihren Arm wieder
losgelassen hattest und sie abgehauen ist.«
»Ich hab sie nicht am Arm gerissen.«
»Die Kopfverletzung kommt als Todesursache in Betracht.«
Danner krempelte die Ãrmel seines Pullovers hoch, als wäre ihm warm. »Sollten
wir hier zu keinem Ergebnis kommen, müssen wir Sie bitten, uns aufs Revier zu
begleiten.«
»Aufs Revier?« Der Blick des Drachenliebhabers flitzte zu
Staschek.
»Nur bis die Sache geklärt ist, höchstens ein paar Tage«,
log Danner, bevor Staschek seine Drohung zunichte machen konnte.
»Hören Sie, ich hab Jannas Arm nicht angerührt«, wurde
Degenhardt jetzt sichtlich nervöser. »Und sie war vollkommen in Ordnung, als
sie an dem Abend abgehauen ist.«
Danners Erpressung war genial.
»Schön, dann haben Sie ja nichts zu befürchten«, bemerkte
Staschek betont freundlich. »Trotzdem muss ich Sie bitten, uns zu begleiten.«
Bravo, Lenny. Offensichtlich hatte auch der Kommissar erkannt,
dass Degenhardt die Vorstellung mitzukommen gar nicht behagte.
»Sie sagen besser Ihrer Kollegin Bescheid, dass Sie den
Laden die nächsten Tage allein schmeiÃen muss.« Danners Ton war scharf.
»Das kann
Weitere Kostenlose Bücher