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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Weg
dahin gewesen und jetzt ich.
    Ich hatte eine Idee, wo ich erfahren konnte, ob man so
einen Karrierentotschlag wirklich wie am Fließband betreiben konnte.

    Â 

37.
    Als ich nach kurzem Klopfen Osleitschaks Betriebsratsbüro
betrat, saß der Sanitäter in seiner neonfarbenen Dienstkleidung hinter dem
Schreibtisch. Er sah erschöpft aus. Das lag nicht nur daran, dass er seine
Frühschicht bereits hinter sich hatte. Seine dunklen Locken hätten schon vor
Monaten einen Haarschnitt nötig gehabt, fast wirkte er verwahrlost.
    Â»Kommen Sie ruhig rein. Was kann ich für Sie tun?«
    Ich setzte mich auf einen der alten Polstersessel und
legte Osleitschak die Kündigung auf den Tisch.
    Â»Respekt. So schnell wie Sie hat Adolf noch keiner verärgert.
Kündigung nach nicht mal zwei Wochen ist neuer Rekord.«
    Â»Kann man da was machen?«
    Osleitschak schüttelte den Kopf: »In der Probezeit können
beide Vertragspartner das Arbeitsverhältnis ohne Angabe von Gründen beenden.«
    Â»Meiner Vorgängerin Frau Möllering wurde ebenfalls gekündigt.«
    Osleitschak runzelte die Stirn: »Sie wissen davon?«
    Sonst könnte ich es wohl kaum erwähnen.
    Â»Durch die Mitarbeiterzeugnisse können wir auch gegen
Kündigungen lang bestehender Arbeitsverträge nicht viel unternehmen«, erklärte
er resignierend. »Aber Edith Möllering war der erste Fall, in dem das
Management diese Möglichkeit wirklich genutzt hat.«
    Es war also wirklich so einfach. Wer, statt fröhlich mitzumarschieren,
aus der Reihe tanzte, musste mit seinem Rausschmiss rechnen.
    Â»Herold hat Edith Möllering mies beurteilt. Warum passte
ihm nach all den Jahren ihre Arbeitsweise plötzlich nicht mehr?«
    Osleitschak zog die dunklen Augenbrauen zusammen: »Keine
Ahnung.«
    Â»Hatte ihre Arbeitsleistung denn so stark nachgelassen?«
    Osleitschak musterte mich mit scharfem Blick. Dann senkte
er die Stimme: »Ich würde sagen, sie hat wohl nicht anders gearbeitet als in
den Jahren vorher.«
    Was bedeutete, dass eigentlich jeder wusste, dass sie ein
Besen war, nur dass es Herold vorher nie gestört hatte.
    Â»Frau Möllering selbst glaubt, ihre Kündigung hing nicht
mit ihrer Arbeitsweise und ihrem – äh, eher unsympathischen Typ zusammen,
sondern mit einer geheimen Akte, die sie zufällig in Adolfs Büro entdeckt hat.«
    Â»Eine geheime Akte? Und was soll da drinstehen?«
    Â»Das weiß Frau Möllering leider selbst nicht. Sonst wäre
es ja nicht geheim«, konnte ich mir nicht verkneifen zu ulken.

    Osleitschak sah mich an, als hätte ich behauptet, Blumen
würden in einer Vase länger stehen, wenn man Viagra ins Wasser mixte.
    Â»Ein anderes Gerücht behauptet, dass Herold Edith Möllering
rausgekickt hat, weil er ihre Nachfolgerin Johanna Degenhardt als
Abteilungsleitung einsetzen wollte. Janna Degenhardt soll ein Verhältnis mit
Herrn Herold gehabt haben.«
    Oha! Jetzt hatte ich Osleitschak verärgert.
    Klatschend schlug er beide Hände auf den Schreibtisch: »Wer
verbreitet solche Lügen?«
    Â»Sie glauben also nicht, dass was dran ist?«, deutete ich
seine Reaktion messerscharf.
    Â»Ich weiß, dass es kompletter Blödsinn ist!«
    Damit rückte der stämmige Sanitäter sofort auf den ersten
Platz in der Liste der möglichen Affären von Janna Degenhardt.
    Â»Weil Sie mit Ihnen geschlafen hat?«, erkundigte
ich mich frech.
    Osleitschak starrte mich feindselig an.
    Ich wartete auf eine Antwort, aber ich bekam keine.
    Â»Janna hatte eine Affäre«, ließ ich nicht locker. »Sie
wollte ihren Mann verlassen und zu jemandem ziehen, den sie in der Klinik hier
kennengelernt hatte.«
    Osleitschak starrte immer noch.
    Â»Sind Sie Putzfrau oder Privatdetektivin?«, fragte er
dann.
    Â»Waren Sie mit ihr zusammen oder nicht?«, ging ich nicht
darauf ein.
    Osleitschak schloss die Augen.
    Mir fielen seine langen, tiefschwarzen Wimpern auf.
    Als er die Augen wieder öffnete, glänzten sie feucht. »Das
Kinderzimmer für Juli ist fertig eingerichtet. Janna wollte die Scheidung. Doch
sie hat vorausgesagt, dass ihr Mann ausrastet, wenn er es erfährt.«
    Â»Ausrastet?«, horchte ich auf.
    Â»Weil sie bei der Hochzeit keine Gütertrennung vereinbart
hatten. Theoretisch gehörte Janna die Hälfte von seiner Kampfsportschule. Aber
die wollte sie gar nicht, sie wollte

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