Hämatom
sie nicht! Sie ist Azubi zum Fitnesskaufmann,
sie darf nicht allein aufmachen.«
»Dann häng einen Zettel an die Tür«, schlug ich vor.
»ScheiÃe, ihr könnt mich nicht mitnehmen, ich hab nichts
getan!« Degenhardt tupfte dem auf seinen Hals tätowierten Drachen den SchweiÃ
von der Stirn. »Es war ein Unfall!«
Jawoll!, jubelte ich innerlich.
Staschek zückte einen Notizblock: »Was genau war ein
Unfall?«
Degenhardt tigerte zu seinem Schreibtisch und lieà sich
auf seinen Bürostuhl fallen. »Ich hab immer alles für sie getan. Ich bin mit
ihr zusammengeblieben, als sie schwanger wurde. Ich hab sie sogar geheiratet.«
Wie groÃherzig.
»Und sie will plötzlich die Scheidung! Aus heiterem
Himmel! Ich glaube, sie hat gar nicht gecheckt, was das bedeutet. Ich hätte den
Laden hier dichtmachen können. Gut, da bin ich eben ausgeflippt â aber ich hab
sie nicht angefasst! Ich hab sie nur nicht gehen lassen. Sie wollte an mir
vorbei zur Tür, da hab ich mich ihr in den Weg gestellt. Vielleicht hab ich sie
auch ein bisschen geschubst. So.« Er verschränkte die Arme und drückte die
Brust mit einem Ruck nach vorn. »Dadurch ist sie gestürzt, mit dem Kopf auf die
Kante des Schuhschranks. Das hat geblutet, aber sie war hysterisch, wollte sich
von mir nicht helfen lassen. Sie ist dann rausgerannt. Aber sie war nicht
bewusstlos oder so.«
Ich konnte mir vorstellen, wie Jan Degenhardt mit verschränkten
Armen vor der Wohnungstür stand und seine Muskeln spielen lieÃ. Wie er auf
Janna hinuntersah. Wie er sie mit der Brust zurückrammte, als sie versuchte, an
ihm vorbeizukommen.
Dreckskerl.
»Und das Hämatom? Die Verletzung am Arm?«, bohrte ich.
Degenhardt zuckte die Schultern: »Die hatte sie schon
vorher.«
Erstaunt hielt ich den Atem an.
»Wann genau war der Streit?«
»Am Abend vor ihrem Tod.«
Den Bluterguss hatte ich bereits am Tag zuvor entdeckt.
Was Degenhardt sagte, stimmte.
Â
40.
»HeiÃt das, du arbeitest nicht mehr hier?«, schlussfolgerte
Viktoria Lebrecht für ihre Verhältnisse blitzartig, nachdem ich am nächsten
Morgen in der Frühbesprechung den Putzfrauen von meiner Kündigung berichtet
hatte.
»Das können die doch nicht machen, einfach so«, piepste
die stille Anastassja, die ich möglicherweise das erste Mal überhaupt sprechen
hörte.
Emine schüttelte nur den Kopf.
»Ich habe zwei Wochen Kündigungszeit, so lange bin ich
noch hier«, erklärte ich.
»Und dann muss ich wieder Leitung sein?«, begriff Svetlana
und sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Das geht doch nicht,
das kannst du nicht machen, Lila!«
»Ich fürchte, das musst du Adolf sagen«, entgegnete ich. »Aber
die hat gestern vorsichtshalber schon mal einen neuen Besen eingestellt.«
Kollektives Schlucken.
»Du lässt dir einfach gefallen?«, erkundigte sich Emine
nach kurzer Stille kämpferisch. »Kann die Betriebsrat nichts tun?«
»Da war ich schon.«
»Adolf denken, sie kann mit uns machen, was sie will«,
jammerte Svetlana.
»Aber wenn wir nicht wollen, sieht sie alt aus!«, triumphierte
Emine aufmüpfig. »Oder meint ihr, sie gehen selbst los und putzt die Zimmer? In
ihre schicke Kostümchen und die Stöckelschuhe?«
»Im Leben nicht!«
»Wir streiken. Das können wir doch, oder?«
Ich legte den Kopf schief und sah in die Runde. Beinahe
musste ich schmunzeln, denn wie kämpferische Arbeitsrechtlerinnen sah die bunt
zusammengewürfelte Truppe nun wirklich nicht aus. AuÃerdem brauchten sie jeden
Euro, den sie hier verdienten, und hatten einen solchen Respekt vor Menschen
mit mehr Schulbildung, dass Adolf ihre Streikbereitschaft mit einem strengen
Blick zerkrümeln konnte wie ein drei Wochen altes Brötchen.
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»Langsam gehen dir die Verdächtigen aus«, bemerkte
Danner, als ich gleich nach der Frühbesprechung in sein Hauswirtschaftsleiterbüro
schneite. »Eros will mit dem Hämatom nichts zu tun haben. Adolf hätte Janna
gerne rausgemobbt, aber wohl kaum vermöbelt. Osleitschak hat sie gebumst. Und
als Jan Degenhardt ihr die Platzwunde am Kopf verpasst hat, ist die Verletzung
am Arm schon da gewesen.«
»Bei den Putzfrauen ist Janna beliebt gewesen und bei den
Stripperinnen auch«, ergänzte ich.
»Mit wem hätte Janna noch
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