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Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Titel: Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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alles schwarzweiß wahrnehmen und ob tatsächlich A merikanisch gesprochen würde; sie glaubte es nicht.
    Elvira war sicher, dass sie in eine Welt eintreten würde, die bunt schillerte, und in der die Stimmen markant, aber unve r kennbar deutsch waren. Wo würde sie landen?
    Radio City Music Hall ? Fifth Avenue?
    Sie ging in die Küche, würdigte den Dreck und Staub, der überall zugegen war, keines Blickes und schaute noch einmal ins Programm, um sich den Sender einzuprägen.
     
    Sie stellte den Hocker vor den Sessel und legte die Beine hoch – wie dünn sie geworden war!
    Nun , sie würde wieder zu Kräften kommen.
    Elvira achtete sorgsam darauf, das gute Taftkleid nicht zu ze r knittern, als sie Platz nahm.
    Kurz nach Mitternacht.
    Sie betrachtete ihr sorgfältig geschminktes Gesicht im Han d spiegel. In Ordnung.
    Sie war erstaunt, wie ruhig ihr Herz schlug, obwohl sie ihren Mann bald wieder in die Arme schließen würde.
    Fünfzehn Minuten nach Mitternacht.
    Sie öffnete das Röhrchen, das in absurdem Orange leuchtete, wohl, um den Inhalt vor der Sonne zu schützen. Dann ließ sie eine Handvoll weißer Tabletten auf ihre Handfläche fallen.
    Der Alkohol stand neben ihr, auf einem kleinen Beistelltisch. Moselwein, eisgekühlt.
    Noch fünf Minuten.
    Die Tabletten waren grässlich bitter, und sie spülte sie schnell mit einem Glas Wein herunter.
    Mehr.
    Noch mehr.
    Ihr Körper fühlte sich bleischwer an; würde sie so tanzen kö n nen?
    War das ein Fehler gewesen?
    Als die Krämpfe einsetzten, benutzte sie zum ersten mal die Fernbedienung, um den Sender einzustellen. Ein Spaziergang zum Fernseher wäre keine gute Idee gewesen.
    Die Schmerzen wurden schlimmer; zu spät.
    Zu spät, so wie alles zu spät war.
    Zum Beispiel, frühzeitig den Sender zu wählen, denn statt einer Fanfare und dem brüllenden Kopf eines Löwen, der »Heute geh’n wir bummeln« ankündigte, erschien eine gut frisierte Dame auf dem Bildschirm.
    Diese Schmerzen; ihr Kopf füllte sich mit heißem Blei.
    Null Uhr zwanzig.
    »Sehr geehrte Damen und Herren. Anlässlich des Todes des Filmemachers George A. Romero entfällt der angekündigte Spielfilm. Stattdessen zeigen wir Ihnen Romeros Frühwerk im amerikanischen Original: Night of the Living Dead . Wir wünschen Ihnen spannende Unterhaltung.«
     
     

Eine Frage der Form
    oder
    Vatertag in der Halle der Dil e t tanten.

1
    Er wachte auf, als die Sonne bereits am Himmel stand.
    Sein Kopf schmerzte leicht, und der Geschmack in seinem Mund schien älter als die Welt zu sein, aber das war nichts N eues für ihn.
    Er öffnete die Augen; dann schloss er sie wieder, um sich durch die Lider an das hereinfallende Sonnenlicht zu gewö h nen.
    Heute war ein wichtiger Tag.
    Gestern Nacht war das Fax gekommen. Es enthielt eine Liste von Menschen, die wie er einen Auftrag hatten. Er hatte lange auf dieses Stück Thermopapier gewartet.
    Noch ahnte er nicht, wie viele außer ihm davon wussten – wenn man von den Leuten auf der Liste absah – aber er war zuversichtlich, es heute Abend zu erfahren.
    Er drehte sich noch einmal für eine einzige, wärmende Minute auf die Seite und versuchte sich zu sammeln, bevor er der Welt, wie er sie kannte, zum letzten Mal gegenübertrat.
    Keine Eile, sagte er sich, der Tag hat vierundzwanzig Stunden.
    Alles würde werden, wie es sein sollte.
    Der Mann erhob sich, ließ den Kopf kreisen und vernahm die üblichen Knirschlaute in seinem Nacken: D ie Quittung für seinen festen, bewegungslosen Schlaf.
    Die vorprogrammierte Maschine nahm im Nebenraum die Arbeit auf und röchelte heißen, starken Kaffee in die Kanne, während er duschte.
    Als er sich trockenrieb, ging die Stereoanlage in den Play-Modus, und Musik von Rachmaninow erklang. Die ebenfalls über Zeitschaltung gesteuerten Rollläden hoben sich summend und fluteten das Appartement mit Sonnenlicht.
    Als der Mann mit feuchtem Haar, aber vollständig bekleidet die Küche betrat, war sein Tag, elektronisch geregelt, bereits in vollem Gange.
    Nachdem er gefrühstückt hatte, ging er am Spiegel vorbei, der kurz das Bild eines Mannes in den Vierzigern zeigte, der sich selbst rasch, aber kritisch musterte, und der sehr elegant und vollständig in schwarz gekleidet war.
    Er war ein bisschen aufgeregt, wie er sich eingestand, aber wa r um auch nicht?
    Der Mann streifte sich seinen Mantel über und verließ seine Wohnung.
    Er ging der Sonne entgegen, in der Hoffnung, es sei das alle r letzte Mal.
    Heute war der wichtigste Tag in

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