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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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sagte ich entsetzt. »Ist er bei dem Brand ums Leben gekommen?«
    »Nein, aber es hätte keinen großen Unterschied gemacht. Er hatte am nächsten Tag einen Schlaganfall.«
    Ich betrachtete ihn erschüttert. Er musste noch jung gewesen sein, als das passiert war, höchstens Anfang zwanzig.
    »Ich hatte zu der Zeit schon angefangen zu studieren«, fuhr er fort. »Wir waren gut versichert, finanzielle Sorgen hatte ich nicht. Meine Großeltern haben mir auch einiges hinterlassen, von daher musste ich mir nach dem Tod meines Vaters um meine Zukunft nie Gedanken machen.« Er dachte kurz nach, er schien nach einer passenden Formulierung für seine nächsten Äußerungen zu suchen. »Wichtiger war für mich, rauszufinden, was ich überhaupt vom Leben wollte.«
    »Und, hast du es rausgefunden?«, fragte ich gespannt.
    Er lächelte erneut, doch diesmal ohne Wehmut. »Ja«, sagte er mit fester Stimme. »Ich wollte so ein Anwalt sein wie mein Vater.«
    Und wie es aussah, war er auf dem besten Wege dazu. Er stand sozusagen in den Startlöchern. Das Haus dazu hatte er schon, die Kanzlei würde er nächste Woche aufmachen.
    Einziger Schönheitsfehler waren drei mehr oder weniger hysterische Frauen, die völlig unerwartet dieses viel versprechende Zukunftsszenario verunstalteten. Ich schluckte vor Rührung, weil er angesichts dieses wirklich ziemlich krassen Handicaps so höflich, freundlich und zuvorkommend reagierte. Mich durchzuckte der Gedanke, ob an meinem und Annabels Zauber vielleicht doch was dran war, und einen irrwitzigen Moment meinte ich mir vorstellen zu können, dass er tatsächlich ein mit magischen Kräften erschaffener Traummann war.
    Aber dann gab ich mir innerlich selbst einen Tritt in den Hintern. Wenn ich erst anfing, an so einen Blödsinn zu glauben, wäre ich bald reif für den Neurologen. Psychosen fingen bekanntlich schon mit geringeren Ausfallerscheinungen an.
    Anstatt Sven unbesehen zu unterstellen, dass er von bedingungslosem Gutmenschentum beseelt war, sollte ich besser seine wahren Absichten hinterfragen. Klar, es konnte durchaus sein, dass diese ganze rührselige Geschichte zutraf und er tatsächlich nur ein braver, tüchtiger Landanwalt werden wollte.
    Aber mit drei Zicken im Haus, und das ohne den Hauch einer Gegenwehr? Nie und nimmer! Da steckte mehr dahinter!
    Geistesabwesend stand ich auf. »Ich muss dann arbeiten.«
    Er schob ebenfalls seinen Stuhl zurück, um sich zu erheben, eine höfliche Geste, die für ihn nichts Besonderes zu sein schien, sondern von absoluter, schon fast instinktiver Selbstverständlichkeit.
    »Was machst du denn so?«, fragte er.
    »Du meinst, beruflich?« Schon auf halbem Wege zur Tür blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. »Hochzeitsplanungen.«
    »Das weiß ich inzwischen«, sagte er mit leicht schiefem Grinsen. »Ich meinte eigentlich nicht, was du im Allgemeinen machst, sondern im Besonderen. Beispielsweise heute.«
    »Oh, nichts weiter. Fotografieren.«
    »Eine Hochzeit?«
    »Nein, Motive für ein Exposé. Für eine Hochzeit, die ich vorbereiten soll.«
    »Hochzeitsmotive?«
    Ich lachte. »Nicht wirklich. Nur ein paar Kleinigkeiten. Ein Gedeckarrangement zum Beispiel. Mit Details wie einer bestimmten Serviettenfaltung. Oder Tafelsilber. Kerzenhalter. Ein Muster für eine Einladung. Ein Blumenarrangement. Vielleicht eine Schmuckauswahl. Eine kleine Dekoration für eine Kulisse. Solche Dinge eben. Ich stelle einfach ein paar Anregungen zusammen.«
    »Klingt ziemlich aufwändig.«
    »Es geht. Ich habe eine Digitalkamera und bearbeite alles am PC . Ich betexte es und drucke es aus, und hinterher wird es laminiert und zu einer Mappe zusammengestellt.«
    »Hört sich interessant an.« Er sagte es so, als würde es ihn tatsächlich interessieren.
    »Wenn du willst, kann ich dir die Mappe zeigen, wenn ich fertig bin«, schlug ich impulsiv vor.
    »Gerne«, sagte er. »Wird es eine große Hochzeit?«
    Ich schluckte und suchte nach Worten. »Ich weiß noch gar nicht, ob ich den Auftrag überhaupt übernehme«, stieß ich schließlich hervor. »Es ist nämlich mein Ex, der heiraten will.«
    Die Verblüffung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Wirklich? So schnell? Das ist allerdings ein ziemlicher Hammer.« Aus seinem Blick sprach echtes Mitgefühl und noch eine Spur von etwas anderem, das schwer einzuordnen war, als er hinzufügte: »Ist es sehr schlimm für dich?«
    »Ich weiß nicht«, hörte ich mich zu meiner eigenen Überraschung sagen. Verdutzt hielt ich inne und

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