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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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wissen.
    Pauline zuckte die Achseln. »Na, wenn’s sein muss, meinetwegen. Wir haben ihn schon immer so genannt, wenn wir unter uns waren.«
    »Wer ist wir ?«
    »Annabel und ich.«
    Während ich noch versuchte, das zu verdauen, rückte Annabel ein Stück von mir ab und meinte verteidigend: »Du musst zugeben, dass er total pingelig ist. Ich fand es schon immer übertrieben, dass er zweimal die Woche sein Auto wäscht.«
    »Von Hand«, fügte Pauline hinzu.
    »Und er gibt seine Steuererklärung immer schon Anfang des Jahres ab«, sagte Annabel.
    »Und pinkelt im Sitzen«, meinte Pauline.
    Annabel nickte eifrig. »Und er putzt im Restaurant immer sein Besteck vor dem Essen mit der Serviette und zählt das Trinkgeld genau ab.«
    »Er zählt es vor dem Essen ab«, hob Pauline hervor.
    Annabel wusste noch mehr. »Und er wischt sich die Finger an der Hosennaht ab, wenn er jemanden die Hand gedrückt hat.«
    »Und er mag keinen Oralsex«, entfuhr es mir.
    » Waaas? «, riefen Annabel und Pauline unisono aus.
    Ich merkte, wie ich rot wurde. »Na ja, jedenfalls nicht die eine Sorte. Die andere anscheinend schon eher.« Ich hätte noch hinzufügen können, dass auch das manchmal nicht viel bei ihm ausrichtete, verkniff es mir aber. Zum Glück hatte ich in diesem Punkt nicht allzu viel von Einseitigkeit gehalten, sonst hätte ich mich speziell darüber vermutlich noch für den Rest meines Lebens geärgert. Wenn ich überhaupt wegen irgendetwas froh sein konnte, dann darüber, dass sich seit gut drei Monaten sowieso kaum noch was abgespielt hatte, weil sein neuer Job bei der Sparkasse so stressig war.
    »Du wirst diese Hochzeit natürlich auf keinen Fall organisieren«, sagte Pauline.
    »Warum eigentlich nicht?«, widersprach Annabel.
    »Spinnst du? Das wäre doch für Britta der Gipfel der Demütigung! Egal, wie viel Kohle diese neureiche Tussi dafür bezahlen würde – es wäre niemals genug!«
    »Das käme ganz drauf an.« Annabel stand vom Bett auf und ließ ihre Blicke von mir zu Pauline wandern. In ihren Augen stand ein berechnendes kleines Glitzern. »Ich denke schon, dass sie wesentlich mehr bezahlen können. Serena und Thomas können noch eine Menge drauflegen, vielleicht stimmt es ja dann unterm Strich für Britta doch noch.«
    »Mehr, als ich der Fleydensteyn gesagt habe, kann ich unmöglich verlangen«, wehrte ich ab. »Das ist wirklich schon der absolute Höchstpreis.«
    »Ich meine nicht, dass sie mit Geld bezahlen sollen«, sagte Annabel sanft. »Jedenfalls nicht nur. Dieser Hochzeitstag – warum sollte er nicht zugleich ein ganz besonderer Zahltag werden?«
    Pauline pfiff durch die Zähne und schaute Annabel bewundernd an. »Du kannst manchmal ein richtiges Biest sein. Hast du schon eine gute Idee, wie dieser Zahltag ablaufen sollte?«
    »Noch nicht, aber ich habe ja auch noch nicht richtig darüber nachgedacht.«
    »Also, ich weiß nicht«, hob ich an, doch Annabel brachte mich mit einer gebieterischen Geste zum Schweigen. »Du lässt diesen Auftrag auf keinen Fall einfach sausen. Diese Chance musst du nutzen. Uns wird schon was Geniales einfallen, verlass dich drauf!«
    *

Wider Erwarten schaffte ich es, doch noch einzuschlafen, nachdem der ganze Aufruhr sich gelegt hatte und alle Hausbewohner sich in ihre Betten verzogen hatten. Den Rest dieser viel zu kurzen Nacht wurde ich von wirren Albträumen geplagt, an die ich mich zum Glück nicht erinnern konnte.
    Am nächsten Morgen wurde ich vom Lärm der Handwerker wach, die in aller Herrgottsfrühe mit Bohrern und Schleifmaschinen über Diele, Wohnzimmer und Esszimmer herfielen. Als ich kurz nach neun mit trüben Augen, aber immerhin frisch geduscht und vollständig angezogen die Treppe heruntergewankt kam, hatte ich Gelegenheit, die Fortschritte zu begutachten. Die Zimmer sahen merkwürdig kahl aus ohne die dunklen Wandpaneele, aber es war bereits zu erkennen, dass später alles größer und geräumiger wirken würde als bisher. Im Wohnzimmer hatten die Handwerker bereits Tapeziertische aufgestellt, und im Esszimmer waren zwei der Männer damit beschäftigt, unter ohrenbetäubendem Radau das Parkett abzuschleifen. Ständig kamen und gingen Arbeiter mit Werkzeugen und Baumaterial ein und aus, und ich musste ein paar Mal zur Seite springen, damit ich nicht von irgendwelchen scharfkantigen Gegenständen im Kreuz getroffen wurde.
    In der Diele standen große Kisten, von denen einige geöffnet waren. Ich sah ein paar unangenehm dicke juristische Wälzer und

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