Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Abgründen der Hölle verwandelt hatte.
Immerhin, so tröstete ich mich, wenigstens für die Organisation der Hochzeit hatte ich Annabels Okay. Und dann waren da ja noch unsere Abführ-Pläne. Vielleicht sollte ich doch lieber zwei Fläschchen kaufen, eins für Serena und eins für Thomas. Schließlich war es die Hochzeit von beiden, und wenn sie schon den Rest ihres Lebens gemeinsam verbringen konnten, sollten sie auch ruhig gleichzeitig Durchfall haben.
»Ich nehme nur ein Wasser«, sagte Serena zu der Bedienung.
Ich bestellte mir Kakao mit Sahne und dazu zwei Croissants, schließlich hatte ich noch nicht gefrühstückt. Außerdem hatte ich gestern Abend nur wenig gegessen, dafür aber letzte Nacht ungeheuer viele Kalorien verbrannt, folglich durfte es mal etwas mehr als ein Brötchen sein.
»Reden wir über die Hochzeit«, sagte Serena. »Meine Mutter hat mir erzählt, was dir so vorschwebt. Ich bin sehr damit einverstanden, aber es darf nicht ins Lächerliche oder Komische abgleiten. Es muss den Sinn der Leute für Romantik und Nostalgie ansprechen, ein bisschen die gute Stimmung aus ihnen rauskitzeln. Aber es darf nicht wie Disneyland rüberkommen.«
Ich starrte sie überrascht an. Dass sie sich so gewählt ausdrücken konnte, hatte ich gar nicht erwartet. Klar, sie hatte am Ende doch noch ihr Abi gemacht, aber die beiden Jahre, die wir gemeinsam in eine Klasse gegangen waren, war es mir immer so vorgekommen, als könnte sie keine fünf zusammenhängenden Sätze hintereinander rausbringen. Und auch ihr wandelbares Äußere irritierte mich. Mit einem Mal wusste ich nicht mehr so recht, was ich wirklich von ihr halten sollte. Sie war so schlecht zu packen wie ein Fisch im Wasser, und was noch ärger war: Es war nicht zu erkennen, ob sie ein Hai oder eine Forelle war. Oder vielleicht beides, je nachdem, wie sie gerade sein wollte? Mir fiel unvermittelt wieder ein, wie Marie-Luise davon gesprochen hatte, dass Serena Schauspielerin geworden war. Ob sie sich deswegen einen Künstlernamen zugelegt hatte? Der war allerdings an Affigkeit nicht zu überbieten, wie ich fand.
»Sag mal, wieso hast du dir eigentlich einen so komischen Nachnamen ausgedacht?«, platzte ich undiplomatisch heraus.
Serena lächelte dünn. »Du meinst Busena? Mein erster Mann war aus Tschechien. Er hat Wert darauf gelegt, dass ich seinen Namen annehme. Und du musst zugeben, er klingt immerhin besser als mein Mädchenname.«
Damit hatte sie durchaus recht. Busenberg war nicht gerade der Knaller. Die halbe Schule hatte sich darüber totgelacht.
»Aber du bist doch Schauspielerin, oder?«
»In der Tat«, sagte Serena mit schmalen Lippen. Plötzlich sah sie aus, als würde sie über ein unangenehmes Thema reden. »Mein Mann war Filmproduzent, da hat es sich so ergeben. Aber manchmal ändern sich die Dinge im Leben auch wieder. Als verheiratete Frau eines in der Öffentlichkeit stehenden Mannes hat man schließlich gewisse Verpflichtungen.«
Ich rührte nachdenklich meinen Kakao um. Klar, Thomas hatte jetzt die neue Stelle bei der Sparkasse, aber hinterm Schalter musste er ja nun nicht mehr gerade Dienst schieben, sondern hatte als Leiter der Kreditabteilung sogar ein eigenes Büro. Andererseits musste er natürlich Leute empfangen, die sich Geld leihen wollten, von daher war es vermutlich richtig mit der Öffentlichkeit.
»Gibst du dann deinen Job auf?«, erkundigte ich mich.
»Das habe ich schon getan.« Sie nahm einen kleinen Schluck von ihrem Wasser.
Ich aß voller Heißhunger meine Croissants, und weil sie so gut schmeckten, bestellte ich mir gleich noch zwei. Erstens musste ich seit letzter Nacht keine Angst mehr haben, dass ich irgendwo zu dick war, und zweitens würde sich vielleicht schon bald wieder eine Gelegenheit zum verstärkten Kalorienverbrauch ergeben, man konnte ja nie wissen.
»Am Wochenende habe ich meinen Entwurf fertig«, sagte ich.
»Darauf bin ich gespannt, aber auf die Vergabe des Auftrags an dich hat das keinen Einfluss. Der ist dir sicher.«
Ich strengte mich an, mir meine Erleichterung nicht allzu deutlich anmerken zu lassen.
»Lass uns über Thomas reden«, sagte Serena unvermittelt.
Ich verschluckte mich an meinem Kakao und musste ein paar Takte in die Serviette husten, bevor ich wieder Luft bekam.
»Geht es wieder? Soll ich dir auf den Rücken klopfen?«
»Nein danke«, röchelte ich. »Und meinetwegen müssen wir auch nicht über Thomas reden. Für mich ist das Thema absolut erledigt.«
»Siehst du
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