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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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musterte mich mit gewissem Interesse.
    »Ich meine das rein theoretisch. Und zwar bezogen aufs Heiraten. So richtig mit Trauschein und allen Verbindlichkeiten.«
    Er runzelte die Stirn. »Eigentlich hat man das ja mit dem Heiraten heute nicht mehr so. Aber es wäre schon irgendwie praktisch. Na ja, wenn ich es wirklich noch mal täte, müsste sie jünger sein.«
    »Weil Sie Kinder wollen?«
    »Du liebe Zeit, nein! Ich habe ja schon drei! Was die an Windeln voll geschissen haben, reicht für mehr als ein Leben!«
    »Und warum muss es dann eine jüngere Frau sein?«
    Er hob die Schultern und grinste schräg. »Ist doch logisch, oder?«
    Ich musterte ihn angewidert. Alle Männer waren gleich!
    Doch mit seinen nächsten Worten überraschte er mich. »Sie würde noch Geld verdienen, wenn ich schon in Rente bin. Die kürzen doch heutzutage alles, und man muss sehen, wo man bleibt. Ich wäre dann wenigstens auch im Alter noch gut versorgt.«
    Das war ein weiterer Aspekt, den ich noch gar nicht berücksichtigt hatte. Pauline war im öffentlichen Dienst. Mehr noch, sie war sogar auf Lebenszeit verbeamtet, mit konkreten Aussichten, in den höheren Dienst aufzusteigen. Ich überlegte, ob das für meinen Vater eine Rolle spielte, kam aber zu keinem klaren Ergebnis.
    Immer noch in Gedanken woanders, schnappte ich mir den bis zum Platzen vollen Müllbeutel und ging durch die Vordertür nach draußen und hinters Haus zu den Mülltonnen.
    Als Nächstes zischte an meinem Ohr ein blitzender Gegenstand vorbei. Ich fuhr zusammen und blieb wie angenagelt stehen.
    Stanislaw hockte auf einem Gartenstuhl auf der Terrasse und grinste mich frettchenzähnig an.
    Ich wandte den Kopf. Fünf Zentimeter neben meinem rechten Auge steckte in der Birke ein langes, scharfes Messer, das von der Wucht des Aufpralls noch schwach vor sich hinzitterte.
    Ich packte das Heft und riss die Klinge aus dem Stamm, viel zu wütend, um verängstigt zu sein.
    Ohne nachzudenken warf ich das Messer zusammen mit dem Tapetenmüll in die Tonne. Stan gab keinen Ton von sich, sondern grinste nur stoisch, dann machte er sich daran, in der Tonne nach seinem Messer zu wühlen. Es lag ganz unten, zwischen den Essensresten von gestern Abend, doch das war sein Problem.
    Als ich mich abwandte, um zurück ins Haus zu gehen, fiel mein Blick durch ein Loch in der Hecke aufs Nachbargrundstück, wo zu meinem Erstaunen Oleg und Dorothee in trauter Eintracht die Köpfe zusammenstecken. Dorothee saß im Liegestuhl und Oleg hockte vor ihr auf dem Rasen. Von Hermann war weit und breit nichts zu sehen.
    Argwöhnisch ging ich näher zur Hecke, lugte durch das Loch nach drüben und spitzte die Ohren. Stan machte hinter mir ein missbilligendes Geräusch, doch daran störte ich mich nicht.
    »Wie stellst du es an, so viel Wodka zu saufen und dabei immer nüchtern zu bleiben?«, wollte Olli von Dorothee wissen.
    Ah ja. Dieselbe Frage, die ich mir auch schon oft gestellt hatte.
    »Die pure Gewohnheit. Außerdem saufe ich in Wirklichkeit gar nicht so viel. Meine Mutter, die hat gesoffen. So viel, dass sie echt krank davon geworden ist.«
    »Meine Mutter auch.«
    Ein gemeinsames Schicksal, das die beiden offenbar einander näher brachte.
    »Sie hat weiße Mäuse gesehen«, sagte Olli. »Überall.«
    »Meine auch. Ich sag ja, sie war krank.«
    » Du siehst nicht krank aus.«
    Ich konnte es kaum glauben, aber aus Ollis Stimme war deutliche Bewunderung zu hören.
    »Ist diese wunderbare Haarfarbe eigentlich echt?«, fragte er.
    »Aber klar«, kicherte Dorothee. Ihre Oberarme schwabbelten in alle Richtungen, als sie die Hände hob, um sich neckisch über die krause, rote Wolle auf ihrem Kopf zu streichen. Dann wurde sie unvermittelt ernst. »Hermann ist nervös wegen dem Geld.«
    »Das Geld schaffen wir ran, so wahr ich Oleg Protopov heiße. Sonst …« Er hob die Hand und zog sie sich in einer blitzschnellen, schneidenden Bewegung dicht an der Kehle vorbei. »… lernt er mich kennen. Ohne Vorwarnung, eiskalt und blitzschnell.«
    Ich hatte plötzlich akute Schluckbeschwerden und hörte auf zu atmen.
    »Und du meinst, wenn wir erst von Rudi die Kohle haben, geht alles glatt über die Bühne?«, wollte Dorothee wissen.
    »Das merken wir dann, wenn die erste große Lieferung mit unserem Stoff über die Grenze rollt. Spätestens dann sind wir alle ganz groß im Geschäft.«
    »Ich muss mal ins Haus. Möchtest du mitkommen?« Dorothee stemmte sich ächzend aus dem Liegestuhl hoch, dann äugte sie mit

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