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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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Kunsthändler immer noch unbeweglich dastand und in die gelbe Flamme starrte. Aquila wedelte mit dem Schein vor den blicklosen Augen umher.
    »Hör zu, mein Alter«, flüsterte er, »heute nachmittag wirst du Jeffrey Halsyon besuchen. N’est-ce pas? Du wirst ihm diese Note geben, wenn er nach Zeichnungsmaterial fragt. He? God damn!« Er zog Mr. Derelicts Geldbörse aus der Tasche, legte den Schein hinein und steckte die Brieftasche wieder zurück.
    »Und deshalb wirst du diesen Besuch antreten«, fuhr Aquila fort: »Le Diable Boiteux hat dir eine Eingebung gegeben. Nolens volens, der lahme Teufel hat dir eine Idee eingegeben, wie du Jeffrey Halsyon heilen kannst. Du zeigst ihm Beispiele seiner großen Kunst vergangener Tage, um ihn wieder zur Vernunft zu bringen. Von der Erinnerung hängt alles ab. Himmeldonnerwetter, verstehst du, mein Großer? Du tust, was ich dir sage. Du gehorchst, und der Teufel übernimmt den Rest.« Mr. Aquila nahm das Feuerzeug, zündete seine Zigarette an und knipste es aus. Währenddessen sagte er: »Nein, beim Allerheiligsten meiner Mutter! Jeffrey Halsyon ist ein zu bedeutender Künstler, um in permanentem Elend dahinzusiechen. Er muß der Welt wiedergegeben werden. Er muß mir wiedergegeben werden. È sempre l’ora. Man wird mich nicht enttäuschen. Hörst du, Jimmy? Nicht mich!«
    »Vielleicht gibt es noch Hoffnung, Mr. Aquila«, sagte James Derelict. »Während Sie geredet haben, ist mir eine Idee gekommen… vielleicht eine Möglichkeit, Jeff zu heilen. Ich werde es heute nachmittag versuchen… «
     
     
    Während er das Gesicht des Fernen Bösen über George Washingtons Porträt auf einen Geldschein malte, diktierte Jeffrey Halsyon seine Autobiographie ins Nichts.
    »Wie Cellini«, rezitierte er. »Striche und Literatur gleichzeitig, Hand in Hand, obwohl jegliche Kunst eine Kunst ist. Heilige Brüder der Barbiturate, nahe und teure Freunde. Nun gut. Beginnen wir: Ich wurde geboren. Ich bin tot. Baby will einen Dollar. Nein… « Er erhob sich vom gepolsterten Fußboden und raste von einer gepolsterten Wand zur anderen. Die Wut stieg purpurrot in ihm hoch, gab der Magie seines Pinsels neue Stärke, und durch geschickte Vermischung von Ölfarbe, Licht und dem geraubten Genius von Jeffrey Halsyon entstand der Ferne Böse, dessen scheußliches Gesicht… »Noch einmal«, murmelte er. »Wir verdunkeln die Glanzpunkte. Zuerst die Vorzeichnung… « Er kauerte sich wieder auf den Boden, ergriff den Federkiel, dessen Griff garantiert ungefährlich war, tauchte ihn in die Tusche, deren Bestandteile garantiert ungiftig waren, und widmete sich wieder dem monströsen Gesicht des Fernen Bösen, das die Züge des ersten Präsidenten auf dem Dollarschein langsam verdrängte. »Ich wurde geboren«, diktierte er in den Raum, während seine listige Hand Schönheit und Schrecken auf der Banknote verbreitete. »Ich hatte Frieden. Ich hatte Hoffnung. Ich hatte Kunst. Ich hatte Frieden. Mama. Papa. Kann ich ein Glas Wasser haben? Oooh! Da war ein großer böser Mann, der mich böse ansah; und jetzt hat Baby Angst. Mama! Baby will hübsche Bilder auf hübschem Papier für Mama und Papa machen. Sieh mal, Mama. Baby macht ein Bild vom bösen Mann mit dem bösen Blick, ganz schwarz, so wie seine schwarzen Augen, die wie Teiche der Hölle aussehen, wie das kalte Glühen des Schreckens, wie ferne Unholde ferner Träume… Wer ist da?«
    Die Tür der Gummizelle wurde aufgeschlossen. Halsyon zog sich in eine Ecke zurück und schlug schreiend die nackten Hände vor das Gesicht, als die Tür aufgeschoben wurde, um den Fernen Bösen einzulassen. Aber es war nur der Medizinmann in seiner weißen Jacke und ein Fremder in einem schwarzen Anzug, der eine schwarze Mappe mit sich trug, auf der in goldenen altgotischen Buchstaben die Initialen J. D. angebracht waren.
    »Nun, Jeffrey?« erkundigte sich der Medizinmann herzlich. »Dollar?« winselte Halsyon. »Kann Baby ein Dollar ham?«
    »Ich habe einen alten Freund mitgebracht, Jeffrey. Erinnerst du dich an Mr. Derelict?«
    »Dollar«, winselte Halsyon. »Baby will’n Dollar.«
    »Was hast du denn mit dem letzten gemacht, Jeffrey? Du bist doch noch gar nicht mit ihm fertig, oder?«
    Halsyon wollte sich auf die Geldnote setzen, um sie zu verbergen, aber der Medizinmann war zu schnell für ihn. Er riß den Schein an sich und untersuchte ihn gemeinsam mit dem Fremden.
    »So hervorragend wie all die anderen«, seufzte Derelict. »Noch besser! Was für ein gewaltiges

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