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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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auf keinen Fall verkaufen. Der Beweis eines Kapitalverbrechens, Verfälschung amerikanischer Währung. Es muß zerstört werden.«
    »Niemals!« Mr. Aquila gab den Umschlag so vorsichtig zurück, als fürchte er, der Händler würde ihn auf der Stelle anzünden. »Niemals, Jimmy. Nevermore, wie schon Poes Rabe bemerkte. God damn! Warum zeichnet dieser Halsyon auf Geld? Mein Bild, pfui! Kriminelle fälschen, aber zeichnen nicht darauf. Aber Bilder auf Geld? Verschwenderisch. Joci causa.«
    »Er ist verrückt, Mr. Aquila.«
    »Nein! Ja? Verrückt?« Aquila war schockiert.
    »Ziemlich verrückt, Sir. Es ist schon traurig. Man mußte ihn einsperren. Er verbringt seine Zeit damit, indem er diese Bilder auf Geldscheine malt.«
    »God damn, mon ami. Wer gibt ihm das Geld?«
    »Ich, Mr. Aquila, und seine Freunde. Immer, wenn wir ihn besuchen, bettelt er um Geld für seine Bilder.«
    »Le jour viendra, bei Jeez! Warum gibst du ihm kein Papier für seine Bilder, mein alter Gefährte?«
    Derelict lächelte traurig. »Das haben wir versucht, Sir. Auch wenn er Papier hat, zeichnet er auf Geld.«
    »Bloody Fucking German Jam-Sandwich! Mein Lieblingskünstler! Und jetzt lümmelt er so herum. Eh bien. Wie, zur heiligen Hölle, soll ich je noch einmal ein Bild von ihm kaufen, wenn der Fall so liegt?«
    »Sie werden keines mehr kaufen können, Mr. Aquila. Ich fürchte, niemand wird mehr einen Halsyon kaufen. Es ist ziemlich hoffnungslos.«
    »Warum hat er auf einmal durchgedreht, Jimmy?«
    »Man sagt, das sei eine Art Rückzug, Mr. Aquila. Sein Erfolg ist daran schuld.«
    »Ah. Q. e. d. mir, mein Bester. Was soll das heißen?«
    »Nun, er ist noch ein junger Mann, in seinen Dreißigern, und noch verhältnismäßig unausgereift. Er war auf seinen großen Erfolg nicht so recht vorbereitet, wußte nichts von den Verantwortungen seines Lebens und seiner Karriere. Das haben mir die Ärzte gesagt. Also hat er allem den Rücken zugewandt und sich in die Kindheit zurückgezogen.«
    »Ah! Und weshalb zeichnet er auf Geld?«
    »Die Ärzte meinen, das sei ein Symbol für seine Flucht in die Kindheit, Mr. Aquila. Es beweist, daß er zu jung ist, um zu wissen, wofür man Geld benutzen kann.«
    »Ah! Oui! Yes! Scharfsinnig, du famoses Kerlchen. Und mein Porträt?«
    »Das kann ich auch nicht erklären, Mr. Aquila, außer, Sie haben ihn einmal kennengelernt, und er erinnert sich noch an Sie. Vielleicht auch nur ein Zufall.«
    »Hmm, vielleicht. Nun ja. Weißt du was, mein griechischer Innenhof? Ich bin enttäuscht. Je n’oublierai jamais. Ich bin zutiefst enttäuscht. God damn. Keine Halsyons mehr? Merde. Mein Wahlspruch. Wir müssen etwas für Jeffrey Halsyon tun. Ich will nicht enttäuscht werden. Wir müssen etwas tun.«
    Mr. Solon Aquila nickte gedankenschwer, nahm eine Zigarette und ein Feuerzeug aus einer Tasche und wartete. Nach einer Weile nickte er wieder – diesmal hatte er eine Entscheidung getroffen – und tat etwas Seltsames. Er steckte das Feuerzeug in seine Tasche zurück, nahm ein anderes heraus, blickte sich rasch um und entzündete es direkt unter Mr. Derelicts Nase.
    Mr. Derelict schien es nicht zu bemerken, ja schien sogar von einem Augenblick zum anderen erstarrt zu sein. Während das Feuerzeug noch brannte, stellte Mr. Aquila es sorgfältig auf einen Sims direkt vor dem Kunsthändler, der immer noch bewegungslos dastand. Das Licht der orangefarbenen Flamme schimmerte auf seinen glasigen Augäpfeln. Aquila stöberte im Laden herum, suchte und fand eine seltene chinesische Kristallkugel. Er nahm sie aus dem Schrank, wärmte sie an seiner Brust und sah hinein. Nickend murmelte er etwas vor sich hin. Er stellte die Kugel zurück, ging zur Kasse, nahm Block und Bleistift und begann Symbole zu kritzeln, die keinerlei Bezug zu irgendeiner Sprache oder Graphologie besaßen. Er nickte wieder, zerriß das Blatt und nahm seine Geldbörse heraus.
    Daraus nahm er eine Ein-Dollar-Note. Er legte den Schein auf den gläsernen Ladentisch, holte eine ganze Reihe von Füllfederhaltern aus seiner Westentasche, wählte einen aus und schraubte ihn auf. Während er vorsichtig die Augen mit einer Hand abschirmte, ließ er einen Tropfen Flüssigkeit aus dem Füllfederhalter auf den Geldschein fallen. Ein blendender Lichtblitz zuckte hoch, begleitet von einer summenden Vibration, die langsam erstarb.
    Mr. Aquila steckte die Federhalter in die Tasche zurück, ergriff den Geldschein vorsichtig an einer Ecke und rannte zur Galerie zurück, wo der

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