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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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sackte zusammen, ohne noch einen Ton von sich zu geben. Halsyon zerrte ihn zur Wand, zog ihn aus, schlüpfte in seine Kleider, legte die Bilder wieder in die Mappe zurück und schloß sie. Er nahm den Dollarschein und steckte ihn ein, dann griff er zum Tuschefläschchen und verschmierte dessen Inhalt über sein Gesicht.
    Hustend und rufend lockte er die Schwester zur Tür. »Lassen Sie mich heraus!« schrie Halsyon mit unterdrückter Stimme. »Dieser Verrückte wollte mir an den Kragen gehen. Er beschmierte mein Gesicht mit Tinte. Ich will hier raus!«
    Die Tür wurde aufgeschlossen und geöffnet. Halsyon tastete sich an der Schwester vorbei. Mit den Händen rieb er im Gesicht und machte seine Züge so noch unkenntlicher. »Kümmern Sie sich nicht um Halsyon«, sagte Halsyon, als die Schwester die Gummizelle betreten wollte. »Er ist schon in Ordnung. Bringen Sie mir lieber ein Handtuch. Und beeilen Sie sich!«
    Die Schwester verschloß die Tür, drehte sich um und rannte den Korridor entlang. Halsyon wartete, bis sie seinen Blicken entschwunden war und rannte dann in die entgegengesetzte Richtung. Durch eine Klapptür gelangte er zum Hauptgang. Während er sich immer noch über das Gesicht wischte und dabei inbrünstig fluchte, kam er zum Hauptgebäude. Er hatte es fast geschafft, ohne daß Alarm gegeben wurde. Die Alarmklingeln kannte er sehr gut. Sie wurden jeden Donnerstagnachmittag getestet.
    Es ist wie ein Spiel, sagte er sich. Macht Spaß. Ich brauche keine Angst zu haben. Es ist schön und lustig, wieder ein Kind zu sein, und wenn wir zu spielen aufhören, gehe ich einfach nach Hause, und Mama setzt mir das Mittagessen auf den Tisch, und Papa liest mir aus den Comics-Heften vor, und ich bin wieder ein Kind, für immer ein echtes Kind. Als er den Hauptausgang erreicht hatte, war das Jaulen der Alarmglocken immer noch nicht ertönt. Bei der Empfangsdame beschwerte er sich lauthals über sein Mißgeschick und ebenso bei den Wachen am Haupttor, als er James Derelicts Namen in das Besucherbuch kritzelte und mit seiner Hand Tinte auf der Seite verschmierte, so daß die Fälschung unerkannt blieb.
    Ein Wachtposten ließ das Tor aufgleiten, und als Halsyon hinaustrat, hörte er hinter sich das jaulende Geräusch der Alarmklingeln, das ihn zutiefst erschreckte.
    Er rannte los, blieb wieder stehen, versuchte, gemächlich zu schlendern. Dazu war er aber nicht in der Lage. Er lief die Straße hinab, hörte hinter sich die Wachtposten schreien, rannte um eine Ecke, um eine weitere, lief endlose Straßen hinab, hörte hinter sich Autos, Sirenen, Klingeln, Rufe, Befehle. Die Flucht war scheußlich und sinnlos. Während er verzweifelt nach einem Unterschlupf suchte, stürzte Halsyon auf ein anscheinend verlassenes Haus zu.
    Er stieg die Treppen hoch. Zuerst nahm er drei Stufen auf einmal, dann zwei, dann kämpfte er sich Stufe um Stufe empor, als seine Kraft ihn verließ und die Panik ihn zu lähmen drohte. Er stolperte über einen Treppenabsatz und fiel gegen eine Tür. Die Tür glitt zurück. Im Rahmen stand der Ferne Böse, lebhaft grinsend und sich die Hände reibend. »Bon voyage«, sagte er. »Auf die Minute genau, god damn. Komm herein, mein Alter, ich habe dich schon erwartet. Sei doch nicht so bescheiden…«
    Halsyon schrie laut auf.
    »Nein, nein! Deine Sturm-und-Drang-Periode hast du doch sicher schon längst hinter dir gelassen, nicht wahr?« Mr. Aquila drückte eine Hand auf Halsyons Mund, zerrte ihn hinein und schlug die Tür zu. »Presto changeo«, lachte er. »Jeffrey Halsyon verläßt den tödlichen Gesichtskreis. Dieu vous garde.«
    Halsyon bekam seinen Mund frei, schrie wieder und kämpfte hysterisch, trat und biß um sich. Mr. Aquila kicherte gackernd, griff in seine Tasche und nahm ein Päckchen Zigaretten hervor. Geschickt zog er eine davon aus der Schachtel und zerbrach sie unter Halsyons Nase. Der Künstler entspannte sich sofort und ließ sich zu einem Sofa führen, wo Aquila ihm die Tinte von Gesicht und Händen entfernte. »Besser so?« sagte Mr. Aquila und kicherte wieder. »Die Droge macht nicht süchtig. Verdammt. Jetzt müssen Drinks her.« Er goß etwas aus einer Karaffe in ein niedriges Glas, fügte einen winzigen purpurroten Eiswürfel aus einem dampfenden Kübel hinzu und drückte Halsyon das Glas in die Hand. Von einer Geste Aquilas angeregt, nahm der Künstler einen Schluck. Sein Gehirn schien plötzlich zu dröhnen. Schwer atmend sah er sich um. Der Raum erinnerte an das luxuriöse

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