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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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und vom Universum geliebt zu werden. Und sein Id kontrolliert diese Fähigkeit. Wir alle haben diese egoistische, ja egozentrische Identität in uns, die immer nach Befriedigung sucht, zeitlos und unsterblich ist, keine Logik und Werte kennt, nicht zwischen Gut und Böse zu unterscheiden mag, der Moral ein fremder Begriff ist. Genau das beherrscht Oddys Kraft. Es wird immer siegen, seine Wünsche erfüllt bekommen – anstelle der Dinge, die zu wünschen man sein Bewußtsein erzogen hat. Der unvermeidbare Konflikt hieraus mag unser ganzes Sonnensystem dem Untergang weihen.«
    »Aber wir können ihn doch beraten, leiten, führen«, protestierte Bellanby. »Er hat uns gebeten, zu ihm zu kommen.«
    »Und er wird unserem Rat lauschen wie ein braves Kind, das er ja auch ist«, gab Migg zurück. »Er wird mit uns übereinstimmen, versuchen, den Himmel auf Erden zu erschaffen. Doch sein Id wird die Hölle auf Erden erschaffen. Oddy ist kein Einzelfall, wir alle leiden an dem gleichen Konflikt – aber Oddy hat die Macht.«
    »Was können wir tun?« fragte Johansen. »Was können wir nur tun?«
    »Ich weiß es nicht.« Migg biß sich auf die Lippe, dann nickte er Johansen zu, als wolle er sich für irgend etwas entschuldigen. »Johansen«, sagte er, »Sie hatten recht. Es muß einen Gott geben, und sei es nur, damit ein Gegensatz zu Oddy Gaul existiert, der mit Sicherheit vom Teufel geschickt worden ist.«
    Aber das war Jesse Miggs letzter vernünftiger Satz. Inzwischen bewundert er natürlich Gaul den Glorreichen, Gaul den Gauleiter, Gaul den Ewigen Gott, der jene wilde, egoistische Befriedigung erlangt hat, nach der wir alle uns im Unterbewußtsein von der ersten Sekunde unseres Lebens an sehnen, die aber einzig und allein Oddy Gaul vorbehalten ist.

Eine schwerwiegende Entscheidung
     
     
     
    Man nehme: zwei Teile Beelzebub, zwei Teile Israfel, einen Teil Monte Cristo und einen Teil Cyrano, mische kräftig, füge etwas Geheimnis hinzu, und man erhält Mr. Solon Aquila. Er ist groß, hager und finster, hat lebhafte Manieren, einen bitteren Gesichtsausdruck, und wenn er lacht, verwandeln seine dunklen Augen sich in Wunden. Sein Beruf ist unbekannt. Er ist wohlhabend, und niemand weiß, woher der Reichtum kommt. Er wird überall gesehen und von niemandem verstanden. In seinem Leben liegt etwas Seltsames.
    Nun gut, lesen Sie, was seltsam am Leben des Mr. Aquila ist – und machen Sie sich Ihren eigenen Reim darauf. Wenn er spazierengeht, muß er nie warten, daß eine Fußgängerampel grün wird. Wenn er fahren möchte, ist immer ein Taxi zur Stelle. Wenn er in ein Hotel stolziert, wartet der Fahrstuhl immer gerade unten. Wenn er einen Laden betritt, hat immer ein Verkäufer Zeit, ihn zu bedienen. In Restaurants ist immer ein Tisch für Mr. Aquila frei. Wenn er eine ausverkaufte Theater-Vorstellung besuchen möchte, gibt es immer Leute, die in letzter Sekunde ihre Eintrittskarte zurückgeben.
    Sie können Kellner, Taxifahrer, Liftboys, Verkäufer oder Platzanweiser fragen. Es gibt keine Verschwörung. Um in den Genuß dieser kleinen Gefälligkeiten zu kommen, zahlt Mr. Aquila keine Bestechungsgelder, und ein Erpresser ist er auch nicht. Auf jeden Fall ist es unmöglich, eine Fußgängerampel zu bestechen oder zu erpressen. Diese Zufälle, die das Leben so angenehm für ihn machen, geschehen einfach. Mr. Solon Aquila ist noch nie enttäuscht worden. Sogleich werden wir aber von seiner ersten Enttäuschung hören und sehen, wohin sie führt. Mr. Aquila hielt sich in drittklassigen, zweitklassigen und erstklassigen Etablissements auf. Man traf ihn in Bordellen, bei Krönungen, Hinrichtungen, Zirkusvorstellungen und Gerichtssitzungen. Man wußte, daß er antike Autos, historische Juwelen, vor dem Jahre 1500 hergestellte Erstlingsdrucke, Pornographie, Chemikalien, kostbare Prismen, Polopferde und geladene Schrotgewehre sammelte.
    »Herrgott-im-Himmel-noch-einmal. Ich bin verrückt, Mann, verrückt. Ein von Gott Auserwählter. Ein Mann von Welt, isn’t it?« fragte er einen völlig verblüfften Kaufhausdirektor. »Mein Ideal: Goethe. Tout le monde! Verdammich!«
    Er sprach eine aufsehenerregende Mischung aus Metaphern und Redewendungen. Er redete wie ein Maschinengewehr, und Dutzende von Sprachen und Dialekten schienen durch. Außerdem log er ad libitum. »Sacre bleu. Jeez!« hörte man ihn einmal sagen. »Aquila, aus dem Lateinischen. Bedeutet Wasser. O tempora, o mores. Hat Cicero gesagt. Einer meiner Vorfahren.«
    Und ein

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