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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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Wartezimmer eines Arztes, der seine Praxis in der Park Avenue hatte. Antike Möbel aus der Ära der Königin Anne. Zwei Hogarths und ein Copley in goldenen Rahmen an den Wänden. Erstaunt bemerkte Halsyon, daß die Bilder echt waren. Noch größer war sein Erstaunen, als er bemerkte, daß er wieder zusammenhängend und logisch denken konnte. Sein Verstand arbeitete glasklar.
    Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Was ist geschehen?« fragte er schwach. »Ich glaube, ich hatte… Fieber. Alpträume.«
    »Du bist krank gewesen«, gab Aquila zurück. »Entschuldige mein Benehmen, Alter. Das ist nur eine zeitweilige Rückkehr zur geistigen Gesundheit. Kein Kunststück, god damn. Jeder Arzt könnte das. Niacin und Karbondioxyd. Id genus omne. Nur zeitweilig. Wir müssen nach einer länger anhaltenden Lösung suchen.«
    »Wo bin ich?«
    »In meinem Büro. Ohne Vorzimmer. Ist auch gleichzeitig Konferenzsaal. Das Laboratorium ist links. In God We Trust.«
    »Ich kenne Sie«, murmelte Halsyon. »Ich kenne Sie irgendwoher. Ihr Gesicht kommt mir so bekannt vor.«
    »Oui. Während du… an Fieber littest, hast du mich immer und immer wieder gezeichnet. Ecco homo. Aber du bist im Vorteil, Halsyon. Wo sind wir uns begegnet? Das frage ich mich auch.« Aquila leuchtete mit einer kleinen Lampe in Halsyons Gesicht. »Jetzt frage ich dich. Wo sind wir uns begegnet?«
    Vom Licht hypnotisiert, gab Halsyon träumerisch zurück: »Beim Beaux Arts Ball… vor langer Zeit… vor dem Fieber.«
    »Ah? Si. Vor einem halben Jahr. Ich war dort. Ein unglücklicher Abend.«
    »Nein. Ein wunderschöner Abend… war glücklich, hatte Spaß… Wie ein Abschlußball bei der Schule… wie Karneval…«
    »Immer zurück zur Kindheit, wie?« murmelte Mr. Aquila. »Wir müssen dem nachgehen. Cetera desunt, junger Lochinvar. Fahre fort!«
    »Ich war mit Judy dort… An diesem Abend bemerkten wir, daß wir uns ineinander verliebt hatten. Wir erkannten, wie schön das Leben werden würde. Und dann kamen Sie vorbei und sahen mich an… nur einmal.
    Sie sahen mich an. Es war schrecklich.«
    »Tsss«, machte Mr. Aquila verdrossen. »Jetzt erinnere ich mich an den besagten Vorfall. Ich war unbedacht. Schlechte Nachrichten von zu Hause. Syphilis in meinen beiden Häusern.«
    »In Rot und Schwarz gingen Sie an mir vorbei… satanisch! Sie trugen keine Maske, sahen mich an… Ein roter und schwarzer Blick, den ich nie vergessen werde. Ein Blick aus schwarzen Augen, die wie die Sümpfe der Hölle aussehen, wie die kalt glühenden Feuer des Schreckens. Und mit diesem Blick haben Sie mir alles geraubt, Frohsinn, Hoffnung, Liebe, Leben…«
    »Nein, nein!« sagte Mr. Aquila scharf. »Wir wollen uns doch richtig verstehen. Meine Unachtsamkeit war der Schlüssel, der die Tür öffnete.
    Aber du bist in eine Kluft gestürzt, die du dir selbst geschaffen hast.
    Nichtsdestotrotz müssen wir dies ändern, bei Gerstensaft und Kegeln!«
    Er nahm das Lämpchen weg und drohte Halsyon mit dem Zeigefinger.
    »Wir müssen dich in das Land der Lebenden zurückbringen. Auxilium ab alto. Jeez. Deshalb habe ich auch dieses Zusammentreffen arrangiert.
    Was ich getan habe, werde ich ungeschehen machen, ja! Aber du mußt selbst aus deiner Kluft klettern. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
    Also!«
    Er nahm Halsyon am Arm und führte ihn durch eine getäfelte Halle und an einem kleinen Büroraum vorbei in ein blitzblankes Laboratorium, ganz mit Fliesen und Glas ausgelegt.
    An den Wänden standen Regale mit Reagenzgläsern, Porzellanfiltern, einem Bunsenbrenner, Fläschchen, die Säuren enthielten, und Behälter mit anderen Grundstoffen. In der Mitte befand sich eine kleine, runde Erhebung, eine Art Estrade. Mr. Aquila rückte einen Stuhl dorthin, setzte Halsyon auf den Stuhl, zog einen weißen Kittel an und begann damit, die Apparate vorzubereiten.
    »Du bist ein Künstler des Äußersten«, schwatzte er. »Und das ist keine Übertreibung. God damn, habe ich geflucht, als Jimmy Derelict mir berichtete, daß du nicht mehr arbeitest. Wir müssen ihn wieder zur Vernunft bringen, habe ich gesagt. Solon Aquila muß noch viele Gemälde von ihm besitzen. Wir werden ihn heilen. Sofort.«
    »Sind Sie Arzt?« fragte Halsyon.
    »Nein. Sagen wir besser: ein Zauberer. Um genau zu sein, ein Hexenpathologe. Ein erstklassiger. Keine geheimen Ingredienzien. Nur moderne Magie. Schwarze und Weiße Magie sind passe, n’est-ce pas? Ich decke das gesamte Spektrum ab, habe mich aber auf die

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