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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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Arbeitsroboter. Ein Servo-Mechanismus, alles, was ich mir leisten konnte, aber er zittert und summt und geht mit dem kleinen Mädchen fort, und ich kann sie nicht finden. Himmel! Vandaleur kann mich nicht

finden, bevor es zu spät ist. Rasch, mein Schätzchen, eine kühle Spritze – während das Thermometer zärtliche 10° Fahrenheit anzeigt.
     
     
     
     
     
    Anmerkung des Herausgebers:
    Die sprachlichen Eigenheiten dieser Kurzgeschichte – gelegentlicher Wechsel der Erzählerperspektive mitten im Text – sind ein von Alfred Bester bewußt eingesetztes Stilmittel, das sprachlich die Pointe vorbereiten soll: Schizophrenie durch psychische Projektion zwischen einem Androiden und seinem Besitzer. Der Autor ist für sprachliche Gags bekannt und ordnete beispielsweise in »The Pi-Man« einzelne Textpassagen zu harmonischen graphischen Mustern an, um den Ordnungstrieb des Protagonisten zu illustrieren.
    Hans Joachim Alpers

Hände weg von Zeitmaschinen!
     
     
     
    Dies ist eine Warnung an Mitschuldige wie Sie, mich und Addyer.
     
    Würden Sie mir das Geld für eine Tasse Kaffee schenken, werter Herr? Ich bin ein mittelloser, hungriger Organismus.
     
    Tagsüber war Addyer Statistiker. Er beschäftigte sich mit solchen Dingen wie Tabellen, Durchschnittsgrößen, Streuungen, nicht homogenen Gruppen und Randerscheinungen. Des Nachts stürzte Addyer sich in kunstvoll errichtete Phantasien, die man in zwei Gruppen unterteilen konnte. Entweder stellte er sich vor, mit Ausgaben der Encyclopaedia Britannica, mit Bestsellern, erfolgreichen Schlagern und Aufzeichnungen von Wettrennen unter beiden Armen einhundert Jahre in die Vergangenheit zu reisen, oder er ließ sich tausend Jahre in die Zukunft treiben, in das Goldene Zeitalter der Perfektion.
    An manchen Donnerstagen allerdings unterhielten andere Phantasien den Statistiker; durch einen Zufall war er der letzte Mann der Erde, der von leidenschaftlichen Schönheiten umbuhlt wurde; oder er erlangte die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, so daß er Banken ausrauben und Justizirrtümer bereinigen konnte; oder er besaß die geheimnisvolle Gabe, Wunder wirken zu können.
    Bis zu diesem Punkt sind Sie und ich und Addyer identisch. Was uns von ihm trennt, ist die Tatsache, daß Addyer ein berufsmäßiger Statistiker war.
     
    Würden Sie den Preis für eine Tasse Kaffee opfern, ehrenwertes Fräulein? Aus reiner Barmherzigkeit? Ich schulde Ihnen tiefsten Dank.
     
    Am Montag stürzte Addyer in das Büro seines Chefs und wedelte mit einem Bündel Papieren.
    »Schauen Sie, Mr. Grande«, sprudelte es aus ihm hervor, »ich bin da auf etwas Komisches gestoßen. Sehr komisch… im statistischen Sinne natürlich.«
    »Zum Teufel«, gab Grande zurück. »Man erwartet von Ihnen nicht, daß Sie überhaupt etwas finden. Bis der Krieg vorüber ist, stecken wir bis zum Hals in Statistiken.«
    »Ich habe die Berichte des Innenministeriums durchgesehen. Ist Ihnen bekannt, daß unsere Bevölkerung wächst?«
    »Nicht nach der Atombombe«, sagte Grande. »Wir haben doppelt so viele Menschen verloren wie die Geburtenrate ersetzen kann.« Er deutete durch das Fenster auf den vier Meter hohen Überrest des Washington-Monumentes. »Da haben Sie den Beweis dafür.«
    »Aber unsere Bevölkerung ist um 3,0915 Prozent gestiegen.« Addyer breitete seine Zahlen aus. »Was sagen Sie nun, Mr. Grande?«
    »Da muß Ihnen irgendwo ein Fehler unterlaufen sein«, murmelte Grande, nachdem er die Berechnungen durchgesehen hatte. »Das prüfen Sie besser nach.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Addyer und hastete aus dem Büro. »Ich wußte, daß Sie das interessiert, Sir. Sie sind der ideale Statistiker, Sir.« Fort war er.
    »Depp«, sagte Grande und fuhr damit fort, die Zahl der langweiligen Atemzüge zu berechnen, die ihm noch verblieben. Das war seine Art der Betäubung.
    Am Dienstag entdeckte Addyer, daß zwischen dem Sterbeziffern-Geburten-Verhältnis und dem Bevölkerungszuwachs kein Zusammenhang bestand. Der Krieg vervielfachte die Sterblichkeitsrate und reduzierte die Geburtenzahl; und trotzdem hatte sich die Bevölkerungszahl geringfügig erhöht.
    Addyer teilte Grande mit, was er herausgefunden hatte, bekam einen belobigenden Schlag auf den Rücken und ging nach Hause, um sich einer neuen Phantasie, einem neuen Traum hinzugeben, in dem er eine Million Jahre in der Zukunft aufwachte, die Lösung des Rätsels erfuhr und beschloß, zwischen den schneebedeckten Bergen und Hügeln zu bleiben, in Sicherheit

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