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Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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einig, was das Reiten in den Wäldern angeht, oder nicht?«, sagte der Beamte.
    Sebastian blieb nur kurz stehen, sah den Mann nicht mal an. »Hören Sie, ich werde jetzt auf jeden Fall einen kurzen Ausritt machen, egal, wie Sie dazu stehen. Ich bin für Ihre Hilfe dankbar, kann aber die nächste halbe Stunde darauf verzichten. Es wird schon nichts passieren.«
    Da gab es noch so viel, was er als Erklärung oder Rechtfertigung hätte anfügen können, doch Sebastian tat es nicht. Stattdessen hob er den Kopf und sah den Beamten doch noch an. Er konnte erkennen, wie dem jungen Mann seine Erwiderung im Halse stecken blieb. Was auch immer in seinem Gesicht zu lesen stand, war mehr als deutlich und machte jedes weitere Wort sinnlos.
    »Ich werde es aber KHK Derwitz melden müssen«, sagte der Beamte.
    Sebastian nickte. »Tun Sie das. Ich habe ein Handy dabei. Wenn etwas sein sollte, rufe ich an.«

    Damit wandte er sich ab und verschwand im Stall. Er spürte noch die Blicke des Beamten in seinem Rücken, als die Tür hinter ihm längst zugefallen war. Sebastian schüttelte sie ab und machte sich an die Arbeit. Führte Falco aus der Box durch die hintere Tür auf die Koppel, band ihn dort an, erledigte die Pflegearbeiten und holte dann seinen Sattel. Zehn Minuten später saß er hoch oben im Sattel, unter sich einen erwartungsvoll tänzelnden Falco, hinter sich zwei finster dreinblickende Beamte, vor sich den sanft abfallenden Hang und die dunkel schimmernden Wälder. Die vollständig aufgegangene Sonne befand sich hinter den Hügeln. Er fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, eines von Edgars Schrotgewehren mitzunehmen.
    Egal jetzt! Er saß auf einem schnellen Pferd. Was sollte ihm da schon passieren? In gemächlichem Trab lenkte er Falco die Wiese hinab. Der Geruch des Pferdes und des frischen Grases stieg ihm in die Nase, vertrieb jenen des Alkohols, den sein Körper noch immer ausströmte. Schnell erreichten sie den Wald, nahmen jenen Eingang zwischen den Bäumen, den sie immer nahmen. Nur kurz schweifte sein Blick zu jener Stelle ab, an der er vor ein paar Tagen – war das wirklich erst ein paar Tage her? Es schien ihm wie eine Ewigkeit – den bestialisch zugerichteten Taifun gefunden hatte.
    Ihr Weg führte sie tiefer in den Wald hinein. Sebastian hatte vor, bis zum See zu reiten, eine Weile am Fuße des Adlerrückens entlang und dann in einem weiten Bogen zurück zum Hof. Längst waren Falco und er zu einer Einheit geworden, zwei Körper in harmonischer Bewegung. Die Schmerzen in seinen Muskeln waren weg, sein Kopf fühlte sich freier an. Vor sich sah er zwischen den Stämmen der Kiefern und Fichten das Wasser des Sees hindurchschimmern.
Wenige Minuten später stoppte er Falco am steil abfallenden Ufer. Die Sonne hatte in der vergangenen halben Stunde an Höhe gewonnen, sodass die Hälfte des Sees, an dessen Ufer er sich befand, in ihrem Licht glitzerte, wogegen die andere noch im tiefen, schwarzen Schatten des Waldes lag. Unheimliches Wasser, an dessen harter Oberfläche Blicke abprallten. Falco schnaubte unruhig, so als hätte er etwas gehört oder gesehen. Seine Ohren bewegten sich hin und her, wollten die Richtung eines Geräusches lokalisieren, das Sebastian selbst nicht wahrgenommen hatte. Er zog am Zügel, lenkte Falco nach links und führte ihn langsam auf dem schmalen Uferweg entlang. Vor ihnen ragte der gewaltige Adlerrücken auf. Das obere Drittel des Felsens wurde von der Sonne angeschienen und strahlte weiß. Die untere Hälfte, dort, wo es eine Vielzahl kleiner Höhlen gab, lag im Schatten. Sebastian ließ seinen Blick kurz darübergleiten, weil er meinte, eine Bewegung gesehen zu haben, musste sich dann aber wieder auf den schmalen Weg konzentrieren.
    Am Fuße des Adlerrückens führte er Falco nach links, ganz nah an der Felswand entlang. Hier war der Weg sandig, hin und wieder ragten Steine daraus hervor. Hoch über ihnen kreischte ein Raubvogel. Sebastian stoppte Falco, legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel empor. Der Vogel zog dort oben einsam seine Runden. Ein Bussard wahrscheinlich, genau konnte Sebastian es gegen die Sonne nicht erkennen, aber von dieser Gattung gab es viele hier. Seine Augen begannen zu tränen, er wollte schon wegsehen, als er erneut glaubte, eine Bewegung irgendwo im dunklen Teil der Felswand gesehen zu haben. Durch den Schleier seiner Tränen hindurch konnte er aber nichts erkennen.

    Plötzlich vibrierte sein Handy.
    Sebastian holte es aus der

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