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Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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der ihr den Blick auf Sebastians Gesicht versperrte.
Neben den beiden lag ein Gewehr auf dem Fußboden. Drei Meter war Ellie Brock von ihr entfernt, und trotzdem konnte sie nichts tun. Was würde es bringen, ihr auf den Rücken zu springen? Körperlich war sie ihr nicht gewachsen, und ob sie schnell genug an das Gewehr herankommen würde, wusste Saskia nicht.
    Plötzlich ruckte der Kopf der fetten Frau herum, und sie starrte Saskia an. Die Schweinsaugen verengten sich, unbändiger Zorn legte sich auf das feiste Antlitz.
    »Duuuuuu!«, stieß Ellie Brock hervor. Ihre Hand tastete nach dem Gewehr.
    Saskia zuckte zurück, wollte sich umdrehen, kam aber nicht richtig weg und kippte gegen die Balustrade. Das alte Holz erzitterte, und für den Bruchteil einer Sekunde befürchtete Saskia, nach unten zu stürzen. Sie fing sich aber, stieß sich ab, sprang auf und hastete den Gang hinunter.
    Wohin? Wohin nur? Es gab keinen Ausweg. Das obere Stockwerk war eine Sackgasse.
    Saskia lief bis zur Badezimmertür, hörte hinter sich bereits schwere Schritte auf der Treppe. Sie schloss sich ins Bad ein und machte Licht.
    Verstecken oder aus drei Metern Höhe aus dem Fenster springen?
    Ihr Blick blieb an dem übergroßen Wäschekorb aus Weidengeflecht hängen.
     
    Am flachen Ufer des Sees entlangzugehen war leichter, als Derwitz es sich vorgestellt hatte. Er war stets in der unmittelbaren Nähe des Wassers geblieben, um sich nicht zu verlaufen, zweimal war er über Wurzeln gestürzt, hatte sich aber nicht verletzt. Zwar waren seine Schuhe ruiniert und seine Hose bis an die Knie durchnässt, doch das störte
ihn nicht weiter. Als er nur noch einen Steinwurf vom Adlerrücken entfernt war, hielt er inne, hockte sich hin und klappte im Schutz seiner Jacke das Handy auf. Kurz nach elf. Und siehe da, er hatte wieder Empfang! Knapp eine Stunde war er jetzt seit der Trennung von Triefbach unterwegs, also war Wiegand längst informiert oder wurde es gerade in diesen Minuten. Derwitz überlegte. Wiegand würde sicher versuchen, ihn anzurufen. Derwitz stellte das Handy auf lautlos und steckte es zurück in die Jackentasche. Wäre doch unangenehm, wenn das Ding just in dem Moment klingelte, wenn er sich an die Brock heranschlich.
    Er stand auf, trat aus dem Sichtschutz eines großen Nadelbaums und suchte mit den Augen die hohe Front des Adlerrückens ab. Seit einer Weile hatte er den Schein des Feuers nicht mehr gesehen, was aber daran gelegen hatte, dass die Bäume ihm die Sicht versperrt hatten. Jetzt lag der nackte Fels vor ihm, und eigentlich hätte er …
    Da! Ganz kurz hatte er es aufflackern sehen. Das Feuer brannte in einer Höhle. Und es brannte längst nicht mehr so stark, wie es das vor einer Stunde noch getan hatte. Im Gegenteil, es schien langsam zu verlöschen. Das konnte bedeuten, dass die Brock eingeschlafen war, oder aber sie machte einen Ausflug. Aber hätte sie das Feuer dann nicht vorher gelöscht, vorsichtig, wie sie sein musste?
    Sie schlief! Dort oben in der Höhle lag die fette Kuh und schlief!
    Derwitz machte sich daran, den Fels zu erklimmen.
     
    Saskia hatte das Licht gelöscht, es war jetzt stockfinster im Bad. Eingezwängt in ihrem Versteck atmete sie so flach wie nur möglich, presste sich eine Hand vor den Mund,
um ja kein Geräusch von sich zu geben. Sie zitterte stark. Schweiß perlte von ihrer Stirn und Oberlippe.
    Es war sicher nicht der richtige Zeitpunkt, doch Saskia konnte nichts dagegen tun, dass sich ausgerechnet jetzt Bilder aus ihrer Kindheit in ihr Gedächtnis stahlen, Erinnerungen an eine Situation, die ganz ähnlich gewesen war. Als Siebenjährige hatte sie sich kurz vor Weihnachten in der Küche versteckt und ein Gespräch zwischen ihrer Mutter und ihrer Tante belauscht. Damals hatte sie erfahren, wer zu Weihnachten wirklich die Geschenke brachte, und es war ein richtiger Schock gewesen. Vierzehn Tage lang war sie mit Zorn im Bauch herumgelaufen, weil sie mit niemandem darüber sprechen konnte, ohne sich selbst zu verraten. Damals war ihr ein Stück heile Welt genommen wurden, und wenn sie jetzt nicht äußerst leise und geschickt war, dann würde sie diese Welt heute verlassen. Der Gedanke ließ sie noch stärker zittern. Hatte Sebastian sie aus dem Haus gerettet, nur damit sie ein paar Tage später hier starb? Von der Hand derselben Wahnsinnigen? Das durfte nicht passieren! Sie musste Ellie Brock überlisten, sonst war alles verloren.
    Sie hörte Schritte auf dem Flur näher kommen. Weder besonders

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