Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein
fürchte, bei mir macht er die Zunge eher schwerfällig. Worauf wollen wir anstoßen?«
Saskia beugte sich vor. Er konnte sehen, dass sie unter dem Shirt keinen BH trug. Der Duft ihres Parfums war plötzlich betörend. Ganz sacht berührten ihre Lippen seinen Mundwinkel.
»Auf mehr davon«, flüsterte sie neben seinem Ohr.
Ein angenehmer Schauer lief seinen Rücken hinab und verteilte sich im Becken.
Mit einem verschmitzten Lächeln zog sie sich zurück.
Sie tranken von dem süßen Wein und beobachteten sich über den Rand der Gläser hinweg.
»Was war denn gestern Nacht?«, fragte Saskia schließlich.
Sebastian atmete tief ein und aus. »So einiges. Erst mal konnte ich kaum einschlafen, woran du nicht ganz unschuldig bist …«
»Ich! Was habe ich getan?«
»Ungefähr das Gleiche wie eben.«
»Und das reicht schon für eine schlaflose Nacht?«
»Bei dir nicht?«
Saskia schüttelte den Kopf. »Eine Frage mit einer Gegenfrage beantworten – macht man das unter Anwälten so?«
»Ständig.«
»Und es funktioniert?«
»Unbedingt.«
Sie seufzte. »Gut, dann will ich dein Ego nicht beschädigen. Ich bin erst um zwei Uhr im Bett gewesen.«
Sie sah ihn an. Was ging vor hinter diesen tiefen, dunklen Augen? Gerade jetzt konnte Sebastian es nicht erkennen. Er zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Ich hatte das eine oder andere mit meiner Freundin zu besprechen. Höchst privat!«
»Aha.«
Sie lächelte. »Themenwechsel. Du wolltest erzählen, warum du außerdem nicht schlafen konntest.«
»Wegen des Gewitters. Die Pferde waren unruhig, und dann ist auch noch Taifun abgehauen. Das macht er sonst nie. Als ich gegen Mittag den Hof verließ, war er immer noch nicht wieder da.«
»Und du machst dir Sorgen.«
»Na ja, vielleicht völlig unbegründet … Wer weiß schon, was in einem Hund vorgeht. Kann ja sein, dass er seinen Jagdinstinkt entdeckt hat.«
Während sie von den Brotchips knabberten, erzählte Sebastian ihr, wie heftig das Gewitter bei ihnen oben auf dem Hügel gewesen war, erzählte von den umgestürzten Bäumen und der schweißtreibenden Arbeit mit der Kettensäge am frühen Morgen. Er verschwieg ihr auch nicht Edgars Kompliment und registrierte genau das kleine Leuchten in ihren Augen. Als die Brotchips aufgegessen waren, stellte Saskia den Teller auf den Tisch, nahm ihm sein Weinglas ab und stellte auch ihres weg. Dann rutschte sie ein Stück näher. Ganz nah.
Sebastian nahm sie in die Arme und küsste sie, denn sie wollte eindeutig geküsst werden. Dabei ließ er vorsichtig seine Hände unter ihr Shirt gleiten, fuhr mit den Fingerkuppen an der Wirbelsäule entlang, spürte die harten Muskeln rechts und links davon. Saskia seufzte und bog den Rücken durch wie eine Katze. Sie löste sich von seinen Lippen, legte ihre Hände auf seine Brust und sah ihn durchdringend an. Es lag etwas Abschätzendes, aber auch Forderndes in ihrem Blick.
»Du wirst mich auch morgen noch anrufen, oder?«
Er nickte nur. Seine Hände lagen auf der nackten, warmen Haut ihrer Hüfte.
»Und du wirst mir nicht das Herz brechen, wenn ich mich auf dich einlasse?«
»Wir haben uns schon aufeinander eingelassen, und das weißt du auch. Du hättest mich nach dem Krankenhaus nicht angerufen, wenn es nicht so wäre, und ich wäre heute nicht gekommen, wenn ich es nicht ernst meinte. Und der Teufel soll mich holen, wenn ich dir jemals wehtun sollte.«
Saskia nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und küsste ihn innig.
»Man soll vorsichtig sein mit seinen Wünschen«, flüsterte sie, »aber ich gebe dir recht in allem, was du eben gesagt hast.«
Plötzlich richtete sie sich auf, erfasste den Saum ihres T-Shirts und wollte es eben abstreifen, als sie unvermittelt innehielt. Ihr Blick ging in Richtung Flur.
»O nein, nicht jetzt«, flüsterte sie.
»Was ist?«
Sie legte ihm einen Zeigefinger auf die Lippen. »Stefanie … Sie ist zurück. Die Tür ist nicht abgeschlossen, sie wird bestimmt gleich rüberkommen. Das macht sie immer.«
»Ich habe nichts gehört.«
Hatte er tatsächlich nicht, aber in den letzten Minuten waren seine Sinne auch sehr fokussiert gewesen.
»Sie ist da, glaub mir.«
Saskia beugte sich noch einmal vor und küsste ihn, leider nicht mehr so leidenschaftlich wie noch vor ein paar Sekunden.
»Tut mir leid. Ich werde dich ihr vorstellen müssen, sonst ist sie mir für den Rest des Lebens böse.« Sie erhob sich. »Tut mir wirklich leid.«
Sebastian stand ebenfalls auf. »Muss es nicht.« Er zog
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