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Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Taifun?«
    Edgar erhob sich aus dem Drehstuhl, legte seiner Frau einen Arm um die Taille und führte sie aus dem Raum. »Hat er nicht gesagt. Er wollte wohl nur hören, ob bei uns alles in Ordnung ist.«
    Wie leicht es ihm doch fiel, seine Frau zu belügen, sie wieder einmal zu belügen. Er war ein Feigling! Traute sich selbst jetzt nicht, ihr die Wahrheit zu sagen. Aber es bestand ja immer noch die Möglichkeit, dass das alles ein großer Irrtum war. Noch war Ellies Verbleib nicht geklärt, gut möglich, dass sie längst verstorben war. Warum sollte er jetzt schon die Pferde scheu machen? War es nicht besser, noch abzuwarten? Anna regte sich zu leicht auf, sie würde keinen Schlaf mehr finden. Und manchmal, das hatte ihn das Leben gelehrt, erledigten sich die Dinge von allein, wenn man warten konnte.
    »Sonst war nichts?«
    »Nein, Schatz, alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.«
    Er küsste sie auf die Stirn. »Ich gehe jetzt duschen.«
    Anna blieb allein auf der Diele zurück und sah ihrem Mann lange nach. Dann raffte sie den Gürtel des Bademantels enger und machte sich an ihre allabendliche Routine. Draußen löste die Dunkelheit die Dämmerung ab, es war Zeit für die Lampen. Sie ging durch die Räume im Untergeschoss des Hauses und schaltete sie ein. Anna liebte dieses Ritual, und sie wusste, wie einladend das Haus in der Dunkelheit wirkte, wenn die Lampen leuchteten.
    Zuletzt betrat sie das Wohnzimmer, ging im Dunkeln ans Fenster und sah hinaus. Ein paar Sterne glänzten zwischen
Wolkenfetzen. In der Schwüle des Nachmittags hatten sich zunächst schwere Quellwolken aufgetürmt, die gegen Abend jedoch verschwunden waren. Jetzt bekam sogar der Mond seine Chance. Die schmale Sichel warf aber kaum Licht auf den Hof. Die Finsternis da draußen machte ihr Angst. Genau wie Edgar hatte sie die Abgeschiedenheit hier oben immer gemocht, nie war sie für Anna ein Grund zum Fürchten gewesen. Die unheimlichen Briefe und Taifuns Tod hatten jedoch alles verändert. Wieder übermannte sie die Erinnerung an jene Unwetternacht, als ihre Männer draußen gewesen waren. Allein mit der Angst im Haus hatte sie etwas gespürt. Etwas Unerklärliches, das aus dem Dunkel aufs Haus zugeschlichen war. Kalter Schweiß war ihr ausgebrochen, so stark und fürchterlich war dieser Eindruck gewesen. Es griff nach ihm, nach ihrem Sohn, jetzt, nach all den Jahren und der schönen Zeit, wollte es ihr ihren Sohn wegnehmen. Niemals würde Anna das zulassen!
    Ein Schauer lief ihren Rücken hinab. Sie schaltete die Lampe ein und wandte sich vom Fenster ab. Und weil sie die Stille nicht ertragen konnte, schaltete sie den Fernseher ein.
     
    Ein langsames Gitarrenstück aus der Musikanlage begleitete den letzten Bissen. Sebastian nahm sein Weinglas; ein kleiner Rest war darin noch verblieben. Im Kerzenlicht verwandelte es sich zu einem flüssig gewordenen Rubin. Er führte das Glas an seine Lippen und trank, legte den Kopf weit in den Nacken, um auch den letzten Tropfen nicht zu verschwenden. Über seinen Hals lief eine Schweißperle und versickerte im Kragen des Hemdes. Saskia folgte mit den Augen ihrem Weg, ließ ihre Zunge über die Lippen
gleiten, nahm fast schmerzhaft wahr, wie sehr sie ihn begehrte.
    »Für das Essen hast du vier Sterne verdient«, sagte er, nachdem er das Glas abgestellt hatte.
    »Wie viele gibt es denn?«
    »Nun … ich glaube, sechs.«
    »Und warum bekomme ich dann keine sechs?«
    Er lächelte. »Ich lasse mir gern etwas Spielraum nach oben. Wer weiß, was mich in Zukunft noch alles erwartet.«
    Saskia beugte sich vor, stützte ihr Kinn in die Handfläche und sah ihn an. »Du meinst also, wir haben eine Zukunft?«
    Sein Blick war fest, als er antwortete: »Ich war mir nie zuvor in meinem Leben so sicher.«
    Sie standen auf, trafen sich an der Seite des Tisches, berührten sich aber noch nicht.
    »Du enttäuscht mich doch nicht irgendwann, oder?«
    »Niemals.«
    »Stefanie meint, ich hätte mich bis über beide Ohren verliebt.«
    »Meine Mutter meint das auch.«
    »Zwei so kluge Frauen müssen wohl einfach recht haben, nicht wahr?«, fragte Saskia flüsternd, presste ihr Becken an seines und näherte sich seinen Lippen.
    »Sie können sich gar nicht irren.«
    Ihre Lippen, warm vom Essen und der Hitze der Kerzen, der Geschmack des Weines daran haftend, fanden einander. Aus sanften Bewegungen wurde schnell Verlangen. Seine Hände schoben sich ihren Rücken hinunter, fanden den Weg unter den Saum des Kleides, schoben es hoch,

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