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Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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sein. Sie trug ein kurzes schwarzes Kleid – ein atemberaubendes kurzes schwarzes Kleid.
    »Kommst du irgendwann noch herein?«
    Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Doch … natürlich.«
    Er trat ein und umarmte sie, ohne den Blumenstrauß abzulegen. Sie küssten sich, langsam und ohne Hast, dabei spürte er ihren Körper unter dem dünnen Stoff des Kleides, der über ihre Haut glitt, als würde er auf einer dünnen Luftschicht fließen. Sie trug den gleichen Duft, den sie an jenem Abend beim Italiener getragen hatte. Irgendwann, als Sebastians Sinne wie betäubt waren, lösten sich ihre Lippen voneinander.
    »Du siehst wunderschön aus«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Danke.«
    Sie sah ihn an, heute fast auf Augenhöhe, da sie Pumps mit sehr hohen Absätzen trug. Der Schimmer ihrer dunklen Augen, der Ausdruck darin, war Verführung und Verlangen zugleich.
    »Und die Blumen sind für mich?«
    Sebastian überreichte ihr den Strauß, den er beinahe vergessen hatte. »Hässlich im Vergleich zu dir.«
    »Ich nehm ihn trotzdem, vielen Dank.«
    Sie löste sich von ihm und trug die Blumen in die Küche. Er folgte ihr, betrachtete die Leichtigkeit ihrer Bewegungen, die Konturen ihres schlanken Körpers unter dem dünnen Stoff des Kleides, das Spiel der Muskeln ihrer nackten Beine. Noch immer fühlte er sich wie betäubt.
    »Hast du all die Kerzen allein angezündet?«

    Saskia ließ Wasser in eine Vase und steckte den Strauß hinein. »Nein, ich hatte Hilfe.«
    »Das müssen an die hundert sein.«
    »Genau fünfundachtzig. Schau dich mal um, sogar im Bad stehen welche.«
    Sebastian durchquerte das Wohnzimmer, passierte den Mauerbogen, sah ins Schlafzimmer, in dem ebenfalls Kerzen brannten, und betrat schließlich das Bad. Auf jeder freien Fläche stand eine Kerze, von dem großen Spiegel wurden die Flammenkegel verdoppelt. Noch während er den Raum betrachtete, trat Saskia hinter ihn und schlang ihre Arme um seine Taille.
    »Vielleicht wollen wir ja später ein Bad nehmen.«
    Ein Kribbeln lief seine Wirbelsäule hinab. Er drehte sich um, küsste sie auf die Nasenspitze, Stirn und Ohrläppchen. Sie seufzte leise, drängte sich näher an ihn heran.
    »Das Essen ist fertig.«
    Ihre Worte waren nicht mehr als ein zittriges Raunen.
    »Du hast gekocht?«
    »Ja … und du musst aufhören, mich so zu küssen, sonst …«
    Sie verstummte, als er ihren Hals abwärts bis zum Schlüsselbein küsste und seine Hand sich an ihrem Bein unter den Saum des Kleides schob. Sie legte den Kopf in den Nacken, bot ihm die gespannte Haut ihres Halses dar.
    »Sonst was?«, fragte er und küsste sie dort.
    »Sonst wird das Essen kalt.« Sie schob sich ein wenig von ihm fort. »Und wir müssen doch was im Bauch haben. Das wird eine anstrengende Nacht.«
    »Kein Schlaf?«, fragte er zwischen zwei schnellen Küssen.
    »Nicht eine Minute.«

    Edgar Schneider legte den Telefonhörer auf die Gabel und sackte kraftlos in den Drehstuhl zurück. Er hob beide Hände vor die Augen und rieb sie mit den Ballen, bis sie wehtaten und er Sterne sah. Dann ließ er die Arme fallen und seufzte. Um ihn herum lag der Raum im Halbdunkel, nur spärlich erhellt von der Lampe mit dem grünen Schirm, die den Schreibtisch in ihren scharf umrissenen Lichtkreis einschloss. Er fühlte sich wie ein Verlorener auf einer winzigen Insel; dass letzte bisschen Sicherheit in einer finsteren Welt. Warum musste das Leben so kompliziert sein? Warum hatte nicht einfach alles so weitergehen können wie bisher?
    Uwe Hötzner hatte ihm keine guten Nachrichten überbracht. Seine und Annas große Lebenslüge stand kurz davor, offenbart zu werden. Für Sebastian würde das schlimm werden, doch im Moment empfand Edgar es als viel schwerer, Anna gegenüber zuzugeben, dass er sie damals bezüglich Ellies Tod belogen hatte. Aber was hätte er sonst tun sollen? Ein klarer, scharfer Schnitt war die einzige Möglichkeit gewesen, um ein normales Leben führen zu können.
    Großer Gott, wie hatte sie nur freikommen können? Man hat mir doch das Gegenteil versprochen!
    Die nur angelehnte Tür schwang sacht ins Büro. Anna kam herein. Ihr Haar war feucht, über ihrem Schlafanzug trug sie einen Bademantel. Sie brachte den Duft des Badeöls mit herein.
    »Wer war am Telefon?«
    »Am Telefon?«
    Edgar starrte seine Frau aus seinen brennenden Augen an.
    »Es hat doch geklingelt, oder?«

    »Ach so, ja, das war nur Uwe. Er kommt morgen auf einen Sprung vorbei.«
    »Gibt es etwas Neues wegen

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