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Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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betrachtete er den Spiegel, das Abbild seines gealterten Gesichts darin. Wo war die Karte? Sie lag nicht auf der Anrichte darunter, nicht auf dem Boden davor.
Sebastian zog das leichte Möbel ein Stück von der Wand, aber auch dahinter war die Karte nicht.
    Seltsam!
    Natürlich war es auch möglich, dass einer der Ermittler oder Spurentechniker die Karte eingesteckt hatte. Ja, so musste es gewesen sein!
    Sebastian verließ sein Zimmer und das Haus, lief zum Schuppen hinüber, verharrte aber, bevor er ins Auto stieg. Sein Blick glitt über den Hof, den Stall, die Koppeln mit den Pferden darauf. Es gefiel ihm nicht, den Hof und die Tiere allein zu lassen. Aber er hatte keine Wahl. Außerdem war das Schlimmste ohnehin schon geschehen.
     
    Eine hübsche Wohnung hätte es sein können, wäre sie nicht angefüllt vom Geruch des Beischlafs, der wie zäher, dicker Nebel in den Räumen hing. Darunter waberte noch der Geruch des Flittchens, etwas weniger deutlich, aber immer noch intensiv genug. So nah war dieses Miststück ihrem Hans schon gekommen, so weit hatte es sich bereits zwischen sie geschoben. Das durfte sie nicht zulassen, es war wirklich allerhöchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.
    Sie durchsuchte die Räume. Die Küche, das Wohnzimmer, das Bad. Überall heruntergebrannte Kerzen. Und schließlich das Schlafzimmer. Das große Bett war zerwühlt, Kleidungsstücke des Flittchens lagen auf dem Boden verstreut. Slip und BH. Widerlich! Ellie Brock ging zum Bett hinüber, nahm eines der beiden Kopfkissen und roch daran. Ja, ihr Hans, ohne Zweifel! Er war hier in der Wohnung gewesen, hatte sich in seiner Sehnsucht nach Liebe von diesem Flittchen verführen lassen, hatte auf diesem Kopfkissen geschlafen. Der arme Junge! Er war ein leichtes Opfer für die
eigennützigen, jungen Dinger, leichtes Spiel hatten sie mit ihm, denn tief in seinem Inneren verzehrte er sich nach der Mutterliebe, die er nur wenige Jahre hatte kosten dürfen.
    Ellie warf das Kopfkissen zurück aufs Bett. Ihr Hans brauchte das alles hier nicht. Wenn sie erst einmal wieder zusammen waren, würde er es ohne Zweifel erkennen. Die Wahrheit obsiegte immer.
    Im Schlafzimmer war der Geruch des Beischlafs äußerst intensiv, und das konnte sie nicht länger ertragen. Ellie kehrte ins Wohnzimmer zurück, nahm den Hammer aus der Handtasche und setzte sich auf die Couch. Wartete. Fest entschlossen, nicht eher zu gehen, bis diese Sache aus der Welt geschafft war. Lange musste sie nicht warten. Nicht einmal zehn Minuten waren vergangen, da hörte sie, wie im Erdgeschoss die Haustür aufgeschlossen wurde. Ellie versteckte sich in der Küche und lauschte.
    Ein Schlüsselbund klimperte. Schritte auf der Treppe, leicht, eilig, die Schritte einer Frau. Als sie das Obergeschoss, dessen Flur mit Teppich ausgelegt war, erreicht hatten, verstummten sie für einen Moment. Dann wurde die Wohnungstür geöffnet und jemand trat ein. Ellies Hand schloss sich fester um den Griff des Hammers. Dabei bemerkte sie, dass ihre Hand besudelt war vom Blut der alten Leute. Egal jetzt, sie konnte sich später waschen.
    Da! Der Geruch des Flittchens drang ihr bereits in die Nase. Sie hob den Hammer über ihren Kopf und postierte sich ganz nah an der Tür. Eine Gestalt huschte vorbei in Richtung Schlafzimmer, zu schnell, um reagieren zu können. Mit erhobenem Hammer blieb Ellie stehen, atmete flach durch den Mund ein und aus und versuchte, ruhig zu bleiben. Die federleichten Schritte kamen zurück, näherten sich wieder der Küche.

    Jetzt!
    Ellie ließ den Hammer niederfahren in dem Moment, als ein Fuß in der Küchentür erschien. Er durchschnitt die Luft und traf das Flittchen an der Schulter, streifte es aber nur. Kein guter Schlag! Das Mädchen schrie auf und taumelte ins Wohnzimmer zurück. Dort knickten seine Beine ein, und es fiel auf den Hintern. Ellie trat aus der Küche, warf einen Blick auf dieses Weib, das sich zwischen sie und Hans schieben wollte. Vor der Couch saß ein schlankes Mädchen auf dem Boden, hielt sich die verletzte Schulter und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. Es trug eine schwarze Hose, aber kein Oberteil. Nur ein BH, der kaum verdeckte, was verdeckt werden musste. Wie diese Dinger heutzutage herumliefen! Kein Wunder, dass ihr Hans in Versuchung geraten war. Aber da saß es nun, von Angst erfüllt, seine fast nackte Brust hob und senkte sich in schnellem Rhythmus, und es ahnte wohl, dass seine letzte Stunde geschlagen hatte.
    Langsam trat Ellie

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