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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Sie auf einen Kaffee herein und stöbern Sie ausgiebig in unserem Kochbuchsortiment. Plaudern Sie auf Augenhöhe mit einem Fernsehstar und buchen Sie einen der begehrten Plätze im Anfänger- oder Fortgeschrittenenkurs!“
    Das darf doch nicht wahr sein! Hastig klicke ich die fremde Website an und verfluche mich, weil ich in den vergangenen Wochen keine Zeitung gelesen habe. Mein Zeigefinger dreht verbissen an dem Gummirädchen der Computermaus. Der Bildschirm schießt abwärts, mein Puls in die Höhe.
    Das Konzept von Jørgensens Starcooks gleicht dem meines Ladens wie eine Blaupause, der ein Profi mit dickem Geldbeutel den letzten Schliff verpasst hat. Im Innenbereich erstrecken sich rechts und links Regalreihen mit Kochbüchern. Die Glaswand mit Blick in die Showküche ist eine exakte Kopie meiner Konstruktion, die Anordnung der Tische samt Chaiselongue entspricht dem Bistrobereich im Cook & Chill.
    Mein Herz trommelt heftig gegen meine Brust, als ich fassungslos die Produkte der Feinkostabteilung überfliege, die man bei Jørgensen sogar online bestellen kann. Zu meiner grenzenlosen Entrüstung erkenne ich in dem Gewürz „Starcooks Spezial“ die Abwandlung von unserem „Cook & Chill Spezial.“ Mit grünem Pfeffer anstelle Muttis geliebter Chilischote.
    Hund krabbelt unter dem Tisch hervor und legt seine Schnauze in meinen Schoß, während ich auf die angegebene Firmenadresse glotze.
    Brüsseler Straße 278.
    Dieser unverschämte Fernsehkoch hat seinen Konkurrenzbetrieb in MEINER Straße eröffnet!
     

Lirum, Larum, Löffelstiel
     
    Wussten Sie, dass Ingwer gegen Übelkeit hilft? Schon Konfuzius bestand vor über 3.000 Jahren darauf, dass jede seiner Speisen mit der zitronig-scharfen Knolle gewürzt wird und empfahl, kandierten Ingwer auf Reisen mitzunehmen, um so die „Unbillen“ besser zu bestehen. Das Hausmittel wirkt übrigens auch bei Liebeskummer und Schwangerschaften. (Aus www.bleibvital.de)
     
     
    „Wer von Euch wusste hiervon?!“
    Die Zeitung klatscht auf die Arbeitsplatte, Mehl stiebt in alle Himmelsrichtungen. Den Kölner Boten fischte ich am frühen Morgen aus dem Altpapierstapel, befleckt und in zwei Hälften gerissen. Das Blatt datiert von letztem Monat, was den Schluss nahelegt, dass jemand den Bericht verschwinden ließ, ehe ich Wind davon bekam. Der überschwängliche Leitartikel handelt von der Eröffnung einer neuen Starcooks-Filiale im Belgischen Viertel.
    Sascha, Helga und Mutti reihen sich im Halbkreis davor auf, in respektvollem Abstand, als betrachteten sie ein druckgeschwärztes Insekt. Während meine Mutter verständnislos nach dem Artikel greift, fixiert Sascha seine Schuhspitzen und Helgas Wangen färben sich rot.
    „Diese Information hättet ihr mir auf keinen Fall unterschlagen dürfen!“ brülle ich. Mutti lässt die Zeitung sinken und kratzt sich am Hinterkopf. Ihre Hände malen hastige Zeichen in die Luft.
    „Nein, ich hatte null Ahnung!“, gestikuliere ich zurück.
    „Was hätte das geändert?“
    Ich wirble herum. Sascha blättert in Thomas Manns „Zauberberg“ und schaut gedankenverloren auf den kleinen Fernseher. „Julius hat gesagt, wir sollen dich nicht damit behelligen, du hättest genug um die Ohren.“
    Sprachlos starre ich ihn an. War klar, dass mein ignoranter Sternekoch dahinter steckt. Leider befindet der sich außer Reichweite.
    „Ha ha, Willkommen bei Starcooks, der Sendung mit Biss!“ Mats Jørgensens Konterfei schiebt sich in den Bildschirm. Er jongliert mit Zitronen und schämt sich nicht mal dafür.
    „Knipst sofort die Kiste aus, ehe ich sie aus dem Fenster werfe!!“
    Wutschnaubend raffe ich die Zeitung an mich, drehe mich auf dem Absatz um ... und renne fast in Julia hinein, die in der Tür herumdruckst.
    „Arbeitest du eigentlich überhaupt nicht mehr?!“ Ihre Antwort warte ich erst gar nicht ab. Der Anstandsbesuch bei meinem Koch ist längst überfällig!
     
    Kaum habe ich das Gebäude betreten, wird mir bewusst, weshalb ich Kliniken für gewöhnlich meide. Ich mag weder die Atmosphäre noch den sterilen Geruch. Es muffelt nach Krankheit und Tütensuppe und die weiß bekittelten Menschen wecken Beklemmungen in mir. Ich bezweifle ernsthaft, dass Patienten in einer solch bedrückenden Umgebung gesunden.
    Die Frau am Informationsschalter hebt eine Augenbraue, als ich mich nach Julius Zander erkundige. Es überrascht mich nicht, dass man ihm im obersten Stockwerk am Flurende ein Einzelzimmer zugewiesen hat, obwohl er nur Kassenpatient

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